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Bundesliga-Übertragungsrechte
Die Kampfansage bleibt

1,1 Milliarden Euro pro Saison – auch wenn das ein bisschen weniger ist als bisher: Die Rechtevergabe sichert die Liga finanziell ab. Das Ergebnis stärkt auch die Sportredaktionen statt US-Streaminganbieter. Die Anbieter sollten sich nicht zu sehr in Sicherheit wiegen, kommentiert Daniel Bouhs.

Von Daniel Bouhs | 22.06.2020
Amazon zeigte das Montagsspiel zwischen Bremen und Leverkusen. Das kam für viele überraschend.
Amazon erwarb bei dieser Medienvergabe kein Paket. Das kam für viele überraschend. Doch es wird wohl nicht ewig bei der Zurückhaltung bleiben, meint Daniel Bouhs. (www.imago-images.de)
Wie sehr hatten alle mit Amazon gerechnet – dem Onlinedienst mit seinem gigantischen Budget. Und dem Streaming-Anbieter DAZN mit seinem milliardenschweren Privatinvestor. Doch zum Bieterkampf zwischen den beiden ist es offensichtlich nicht gekommen. Damit muss die Deutsche Fußball-Liga (DFL) indes nicht unzufrieden sein: In der Krise halten die Liga und die deutschen Sender zusammen. Man weiß, was man voneinander hat.
Sky ist der große Gewinner, die Zukunft des Münchner Bezahlsenders damit sicher. Dass DAZN vom Sommer 2021 an freitags und sonntags überträgt ist verschmerzbar. Exklusivität hatte ohnehin wieder mal das Kartellamt untersagt: Für die Ausschreibung galt ein sogenanntes "Alleinerwerbsverbot". Und sogar "Ran" darf ein Comeback feiern, mit neun frei empfangbaren Spielen pro Saison. Eine kleine Überraschung.
Amazon testet schon mit Twitch
Auch bei ARD und ZDF dürften die Sektkorken geknallt haben: Das "Sportstudio" und die "Sportschau" sind gesichert. Mehr noch: Beide dürfen auch im Internet – in ihren Mediatheken und Apps – den Ball rollen lassen – zu allererst aber wieder "Bild". Ebenso anders als bisher darf die ARD auch ihre legendäre Bundesligakonferenz nicht nur im Radio senden, sondern auch im Netz. Die ARD plant ohnehin einen Ausbau von sportschau.de. Die Ware "Fußball" kommt da wie gerufen.
Ein Sky-Kameramann filmt ein Bundesliga-Spiel. 
Bundesliga: Sky und DAZN sichern sich DFL-Rechte
Auch ab 2021 sind weiterhin die meisten Bundesliga-Spiele beim Pay-TV-Sender Sky zu sehen. Doch die Auktion bringt einige Überraschungen.
Aber: Vorsicht! Dieses Ergebnis heißt nicht, dass das Ringen um die Rechte vorbei ist. Amazon hat in der Krise keine Geldsorgen – im Gegenteil! Der Online-Konzern baut allerdings gerade eine andere Plattform aus: Twitch, eine Art Youtube für Livestreams – bisher für Computerspiele, zunehmend auch für Sport. In Großbritannien werden Nutzerinnen und Nutzer dort Spiele der Premiere League sehen können.
"Bild" plant bereits eine eigene Bundesliga-Show
Deutschland steht bei der Entwicklung von Twitch noch hinten an, wie so oft beim "Rollout" neuer Geschäftsmodelle amerikanischer Konzerne. Ein Erfolg der Plattform könnte die Karten aber wieder ganz neu mischen. Und auch DAZN hat gerade noch mal beteuert, "die Nummer 1 der Live-Sport-Anbieter" werden zu wollen. Die Kampfansage bleibt. Und auch die "Bild"-Zeitung will mit 100 Millionen Euro ihr Video-Angebot ausbauen, plant bereits eine eigene Bundesliga-Show.
Welche Rolle klassische Fernseh-Anbieter noch spielen – in vier Jahren dürfte die Lage eine völlig andere sein und die aktuelle Rechtevergabe für die Sender rückblickend wie eine letzte Gnadenfrist wirken. Allzu sicher sollten sich Sky oder auch die ARD deshalb besser nicht fühlen – auch wenn sie jetzt erst mal vier Jahre verschnaufen können.