Freitag, 29. März 2024

Archiv

Burundi
Alltag und Angst

Seit Präsident Nkurunziza zum dritten Mal gewählt wurde, droht Burundi in Chaos und Bürgerkrieg zu versinken. Die Menschen sind verängstigt und erzählen - hinter vorgehaltener Hand - von Folter und brutalen Spezialeinheiten. Ein ARD-Kamerateam war vier Tage lang in der Hauptstadt Bujumbura.

Von Joachim Augner | 18.01.2016
    Man sieht, wie Polizisten einen Jungen in Burundis Hauptstadt Bujumbura schlagen.
    Polizisten schlagen einen Jungen in der Hauptstadt Bujumbura/Burundi. (picture-alliance / dpa / Dai Kurokawa)
    Bilder aus der Hauptstadt Bujumbura: Blau uniformierte Polizisten patrouillieren quer über die Straße, schwer bewaffnet. Die Bewohner beobachten sie, weichen verängstigt zurück. Die Lage in Burundi ist sehr angespannt.
    Es vergeht kaum ein Tag an dem man nicht Fotos von Leichen auf den Straßen Bujumburas in sozialen Netzwerken findet. Leichen von Menschen, die Tage zuvor als vermisst gemeldet wurden. Täglich werden Menschen verhaftet, so wie dieser junge Mann, der aus Angst seinen Namen nicht nennen will:
    "Polizisten und Soldaten haben mich verhaftet, es war kurz nach 6 am Morgen und ich war auf dem Weg in die Kirche. Sie haben mich zur Geheimpolizei gebracht. Sie haben mich mit Gewehren in den Rücken geschlagen, sie haben mich getreten, mir ins Gesicht geschlagen, auf die Ohren, auf die Finger. Wir mussten gefesselt auf dem Boden schlafen. Meine Eltern wussten tagelang nicht, wo ich war. Sie konnten ja nicht einfach einen Polizisten fragen."
    "Das sind wirkliche Killer"
    Die ARD-Korrespondentin Shafagh Laghai ist mit ihrem Team über Ruanda nach Burundi eingereist und war vier Tage in der Hauptstadt.
    "Überall auf der Straße patrouillieren Polizisten, Militär, Spezialtrupps, von denen uns die Menschen hinter vorgehaltener Hand gesagt haben: Das sind wirkliche Killer. Aber mit uns sprechen wollten viele nicht, weil sie Angst hatten."
    Die Afrikanische Union will 5.000 Soldaten schicken, um den Frieden wieder herzustellen. Präsident Nkurunziza lehnt das ab. Auch Friedensverhandlungen gibt es zu Zeit nicht, weil Burundi mit den Verhandlungspartnern nicht einverstanden ist. Die UN befürchtet, dass sich der Konflikt zu einem Völkermord ausweiten könnte, Shafagh Laghai hat die Menschen in Burundi verängstigt erlebt.
    "Ihre einzige Hoffnung ist im Grunde genommen, dass ihre Stimme hinausgetragen wird, dass die Welt sieht, was in Burundi gerade passiert und reagiert. Dass sie vielelicht Schutztruppen schicken, dass sie Blauhelmsoldaten schicken, dass eben nicht die Geschichte sich brutal wiederholt."
    "Das ist mein Traum"
    Der junge Mann, der dem Kamerateam von seiner Verhaftung erzählt hat, ist nach zwei Wochen gegen Schmiergeld wieder freigelassen worden. Jetzt lebt er in ständiger Angst davor, dass ein Killerkommando ihn ermordet. Hundertausende seiner Landsleute sind deswegen auf der Flucht.
    Die Bilder aus Burundi machen betroffen. Der Konflikt rückt sehr nahe. Aber die Hoffnung haben zumindest die Menschen in Burundi noch nicht aufgegeben.
    "Ich träume davon, in einem besseren Burundi zu leben. Ich lebe in diesem Land mein ganzes Leben lang, ich habe hier noch nie in Frieden gelebt. Ich träume von einem besseren Burundi, wo die Menschen Arbeit haben, und ihren Beitrag zur Entwicklung des Landes leisten können. Das ist mein Traum."