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"Campus OWL"
Kompetenzen bündeln

In der Region Ostwestfalen-Lippe haben sich die fünf staatlichen Hochschulen mit insgesamt 61.000 Studierenden zu einem Verbund zusammengeschlossen. Die Universitäten Bielefeld und Paderborn, die Fachhochschule Bielefeld, die Hochschule Ostwestfalen-Lippe und die Hochschule für Musik Detmold wollen künftig unter dem Namen "Campus OWL" auftreten. Doch was versprechen sich die Einrichtungen von der als Verein organisierten Dachmarke "Campus OWL"?

Von Beate Depping | 18.01.2016
    "Eine wesentliche Aufgabe ist sicherlich die Vorbereitung der Exzellenzinitiative. In 2017 wird es wieder den bundesweiten großen Wettbewerb geben. Und da wollen wir uns jetzt schon gut aufstellen, und gemeinsam überlegen, wie können wir mit welchen Themen erfolgreich sein."
    Aus der Schilderung von Oliver Herrmann, Präsident der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, wird klar: Mit dem Hochschulverbund "Campus OWL" soll die Region Ostwestfalen-Lippe bundesweit als Wissenschaftsstandort sichtbar werden. Schließlich hat die Politik angekündigt, dass es bei der Verteilung der voraussichtlich vier Milliarden Euro bis 2028 eine eigene Förderlinie für "Konzepte für Regionen" geben soll, bei denen mehrere Einrichtungen zusammenarbeiten. Eine Chance gerade für die kleineren Hochschulen der ländlichen Region.
    "Jede Hochschule für sich hat nicht immer die kritische Masse, jede Hochschule für sich selbst hat nicht alle Kompetenzen. Und so können wir aus jeder Hochschule die besten Kompetenzen bündeln, und dadurch im bundesweiten und internationalen Wettbewerb erfolgreicher sein."
    Die Universität Bielefeld - mit mehr als 23.000 Studierenden die größte Hochschule der Region - konnte sich bei der Exzellenzinitiative bereits zweimal durchsetzen. Sie erhält bis 2017 rund 80 Millionen Euro für ein Exzellenzcluster zum Thema "Mensch-Maschine-Kommunikation" und eine Graduiertenschule für Soziologie und Geschichtswissenschaft. Doch für die Zukunft setzte auch der Bielefelder Rektor Gerhard Sagerer auf Zusammenarbeit.
    "Für Spitzenstandorte werden wir es ohne Partner überhaupt nicht schaffen. Bei dem Clusterformat haben wir es zweimal geschafft, ohne auch Außeruniversitäre hinzukommen. Trotzdem wird der Druck auch an der Stelle stärker werden, sodass wir uns da gezielt durch Bereiche aus der Universität Paderborn ergänzen können."
    Die Ostwestfalen und Lipper haben bereits gute Erfahrungen mit Kooperationen gemacht: So werben die fünf Hochschulen seit zehn Jahren mit Stipendien aus einem gemeinsamen Studienfonds um Studierende. Auch in der Forschung gibt es Erfolge: So entwickelte ein Team aus Musikwissenschaftlern, –informatikern und Medienproduzenten aus Detmold, Paderborn und Lemgo gemeinsam eine in Fachkreisen viel beachtete Software für die digitale Darstellung von historischen Partituren.
    "Da merken wir, dass im Moment sehr viel Nachfrage aus ganz Deutschland oder auch über Deutschland hinaus kommt, um mit unserem Zentrum zusammen Forschungsanträge zu stellen. Wobei ganz offensichtlich auch die Drittmittelgeber mittlerweile direkt den Hinweis auf uns geben, dass man doch mit uns möglichst zusammenarbeiten sollte."
    Erklärt Daniel Röwenstrunk, Geschäftsführer des inzwischen aus der Kooperation hervorgegangenen "Kompetenzzentrums Musik – Edition – Medien. Solche Ergebnisse erhoffen sich die Hochschulen nun auch von dem neuen Verbund "Campus OWL". Geplant ist etwa, einen – fachlich noch zu gestaltenden -hochschulübergreifenden Masterstudiengang aufzubauen. Unter den Studierenden ist der neue Verbund bislang kein Thema. Für sie zählen andere Vorteile, wie Patrick Ehlert betont, der Produktionstechnik an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe studiert:
    "Ich hab hier in der Nähe meine Ausbildung gemacht bei einem Betrieb und bin dann anschließend auf den Gedanken gekommen, studieren zu gehen. Und da wollte ich hier in der Nähe auch bleiben und fand die Hochschule hier sehr ansprechend. Es ist nicht weit entfernt, dann ist die Qualität dieser Hochschule auch sehr gut. Und meine ehemalige Firma, die hat auch ne Kooperation mit der Hochschule. Und das passte einfach alles sehr gut zusammen."