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Carsharing
Autovermietungen bekommen digitale Konkurrenz

Ähnlich wie Airbnb für Wohnungen drängen Online-Plattformen für Autos auf den Markt, bei denen Privatpersonen ihre Fahrzeuge vermieten können. Unterstützung bekommen die Anbieter von Teilen der Autoindustrie. Das Kalkül: Wer mit der Vermietung seines Autos Geld verdient, leistet sich vielleicht eher ein teureres Modell.

Von Marcus Schuler | 13.04.2018
    Verschiedene Autovermieter auf dem Internationalen Flughafen Catania-Fontanarossa am 11.05.2013 in Catania auf Sizilien / Italien
    Die Anmietung über die neuen Carsharing-Plattformen ist oft billiger als bei herkömmlichen Anbietern. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    Paul hat gleich zwei Teslas. 3.700 Dollar zahlt er pro Monat dafür an die Bank. Einen Großteil der Kreditrate holt Paul nach eigenen Angaben wieder raus. Und zwar, indem er die beiden Autos für zehn Tage im Monat über eine Carsharing-Plattform vermietet.
    Turo und Getaround heißen zwei Unternehmen, die vor allem den traditionellen Autovermietern wie Hertz oder Avis in den USA richtig Kopfschmerzen machen. Ähnlich wie Airbnb für Wohnungen oder Zimmer reicht dazu eine App auf dem Smartphone, sagt Turo-Kommunikationschef Steve Webb:
    "Das Auto ist automatisch versichert, in den USA ist das Liberty Mutual, in Deutschland ist das die Allianz."
    Sechs neue Fotos vor jeder Vermietung
    Turo schlägt dem Privatvermieter vor, wie viel er pro Tag für sein Auto verlangen könnte. Der entscheidet aber selbst über den Preis und wie viele Kilometer ein Mieter mit dem Auto insgesamt fahren darf. Damit alles fair und gerecht zugeht, muss der Vermieter vor jeder neuen Transaktion mindestens sechs Fotos von seinem Auto hochladen.
    "Das geht über die App. Man muss den Zustand des Fahrzeugs dokumentieren, den Kilometerstand sowie den Füllstand des Tanks."
    Seit Anfang des Jahres gibt es Turo auch in Deutschland. Die Stuttgarter Daimler AG ist einer der größten Investoren des kalifornischen Start-Ups. Dem Daimler-Konzern gehört schon der Kurzzeit-Vermieter Car2go. Der ist vor allem in Ballungsräumen präsent. Der Autobauer will mit seinem Einstieg bei Turo neue Käufer gewinnen. Die Idee: Wer sich früher keine C-Klasse leisten konnte, kann es vielleicht doch, wenn er das Auto für ein paar Tage im Monat "untervermietet", sagt Webb.
    "Wenn sie ihren Mercedes dreimal im Monat teilen, kostet er sie so viel wie ein Prius. Wer will nicht ein Luxus-Auto besitzen? Genau das wollen wir leichter machen."
    Knackpunkt Flughafen
    Turo wächst: Es hat 200.000 Mitglieder und die bieten zusammen um die 300.000 Fahrzeuge auf der Plattform an. Vom Oldtimer über den Elektroflitzer bis zur italienischen Nobelkarosse. Bei Avis oder Hertz sind diese Autos kaum zu finden. Steve Webb von Turo in San Francisco sagt, die Preise lägen im Schnitt um die 35 Prozent unter denen der klassischen Autovermieter.
    "Sie wollen zum Beispiel übers Wochenende an den Lake Tahoe fahren. Wäre es da nicht angenehm, wenn man ihnen ihr Mietauto direkt vor der Türe abstellt? Das ist einfach sehr bequem. Oder man macht die App auf und sieht zum Beispiel, dass auf derselben Straße jemand seinen Audi mit Lederausstattung vermietet."
    Turo und Konkurrent Getaround punkten in Sachen "Bequemlichkeit". Es gibt keinen Papierkram. Das passiert in der App. Nur wer am Flughafen ankommt und ein Mietauto braucht, der dürfte es schwerer haben. Turo experimentiert deshalb an den Flughäfen von Los Angeles und San Francisco mit einem zentralen Parkplatz.
    "Unser Personal kümmert sich dann gegen Gebühr um die Übergabe des Autos. Wir wollen das auch in anderen Städten anbieten. Welche das sind, steht noch nicht fest."
    Paul, der seine beiden Teslas über die Car Sharing Plattform vermietet, rät: Wer besonders exotische Autos anmieten will, der soll das mindestens zwei Wochen im Voraus tun.