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CDU-Regionalkonferenz
Der Wettstreit beginnt

Auf der ersten Regionalkonferenz von insgesamt präsentieren sich in Lübeck die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz: Kramp-Karrenbauer, Merz und Spahn. Mit dem Format betritt die CDU Neuland. Alle drei erhalten zehn Minuten Redezeit. Danach folgt eine offene Fragerunde. Noch sind die Lager nicht sortiert.

Von Sandra Schulz | 15.11.2018
    0Die Kandidaten für den CDU-Bundesvorsitz - Kramp-Karrenbauer, Merz und Spahn - stellen sich bei der Frauen-Union vor (9.11.2018).
    Kramp-Karrenbauer, Merz und Spahn bei ihrer Vorstellung vergangene Woche bei der Frauen-Union (dpa-news / Michael-Kappeller)
    "Internationale Kunst, Kultur und Events" - Mit diesem Dreiklang wirbt die Kulturwerft Gollan in Lübeck. Heute abend um 18 Uhr startet die CDU dort mit der ersten von acht Regionalkonferenzen. Mehr als ein Dutzend Namen waren zunächst im Spiel, nachdem Angela Merkel ihren Rückzug von der Parteispitze angekündigt hat. Offiziell nominiert sind jetzt aber nur die drei, um die sich die Diskussion seit Beginn dreht: Annegret Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn und Friedrich Merz.
    "AKK" schart hochkarätige Parteifreunde hinter sich
    Noch immer sind die Lager nicht sortiert. Obwohl der Gastgeber heute abend, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther als Unterstützer von Annegret Kramp-Karrenbauer gilt, will er eine Festlegung heute morgen in Deutschlandfunk noch nicht öffentlich machen.
    "Ich habe bewusst entschieden, dass ich nicht sehr frühzeitig damit rausgehe, denn die Partei will das jetzt einfach diskutieren, sich ein eigenes Bild machen und damit natürlich auch Einfluss auf den Bundesparteitag ausüben."
    Mit dem Format – überhaupt mit dem Wettstreit dreier - betritt die CDU Neuland. Zum Auftakt bekommt heute abend jeder zehn Minuten Zeit zur Präsentation. Über die Reihenfolge entscheidet das Los. Danach folgt eine offene Fragerunde – mehr als zwei Stunden sind dafür angesetzt.
    Jens Spahn präsentiert sich als Vertreter der jungen Konservativen
    Einen harscheren Ton bringt jetzt Gesundheitsminister Jens Spahn in den Wettbewerb um den CDU-Vorsitz. In Umfragen liegt er hinter Merz und Kramp-Karrenbauer. Spahn präsentiert sich als konservativer Kandidat – und hat damit die Frage provoziert, wie er sich neben Friedrich Merz profilieren will. Im ARD-Morgenmagazin gibt sich der 38-jährige zuversichtlich, spricht von einem guten Bauchgefühl vor dem ersten Schlagabtausch – und sagt in Anspielung auf den über sechzigjährigen Merz:
    "Wofür ich stehe, das ist ein Neustart, ein Generationenwechsel, den ich auch anbieten kann für die Partei. Ich möchte meine Partei gerne führen, auch in die zwanziger, dreißiger Jahre."
    Spahn hatte auch die Flüchtlingspolitik zum Thema des politischen Wettstreits gemacht. Hier gilt Annegret Kramp-Karrenbauer vielen als politischer Zwilling Angela Merkels. In der Gesellschaftspolitik hat sie sich mitunter aber auch deutlich konservativer positioniert. In der Diskussion um die sogenannte Ehe für alle hatte sie den Vergleich gezogen, zu einer Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen.
    Dazu sagt Jens Spahn, der offen mit seiner Homosexualität umgeht, jetzt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: Das hat mich verletzt.
    Friedrich Merz setzt unter anderem auf harte Sicherheitspolitik
    Welchen Weg will die von vielen sogenannte AKK da gehen – unter anderem das könnte der abend heute zeigen. Dass sie als Frau gegen zwei Männer antritt, sieht sie jedenfalls als Vorteil, wie sie in der vergangenen Woche sagte:
    "Rita Süßmuth hat immer gesagt: Ohne Frauen ist kein Staat zu machen. Und ich möchte gerne hinzufügen: Ohne Frauen ist keine Volkspartei zu machen."
    Umfragen legen im Moment nahe, dass Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz das Rennen um den CDU-Vorsitz unter sich ausmachen könnten. Wer folgt nach 18 Jahren auf Angela Merkel – das entscheidet der Parteitag Anfang Dezember.
    So viel Dynamik Friedrich Merz auch in das Rennen gebracht hat – in den beginnenden Wettstreit ist er defensiv gestartet. Zwar hatte er vor zwei Wochen den ersten Auftritt und damit auch viel Aufmerksamkeit, viele CDU-Wirtschaftspolitiker stellten sich schnell an seine Seite - Aber inhaltlich meidet Friedrich Merz den Frontalangriff auf Angela Merkel. Und arbeitet eher mit Andeutungen, wie gestern, im Gespräch mit der Bildzeitung, unter anderem zur inneren Sicherheit:
    "Die wichtigste Aufgabe, die ein Staat hat, ist dafür zu sorgen, dass die innere Sicherheit funktioniert. Rechtsstaat geht nur, wenn das Gewaltmonopol beim Staat ist – und bei niemand anderem."
    Der Vorwurf, seine Partei habe das Thema schleifen lassen, der findet sich da nur zwischen den Zeilen. Als Wirtschaftsanwalt und als Aufsichtsratsvorsitzender der deutschen Tochter von Blackrock hat Friedrich Merz in seiner politischen Auszeit gut verdient. Ob seine Arbeit noch zur politischen Hypothek wird, auch das könnte der Abend zeigen. Bis 21 Uhr soll die offene Diskussion laufen. Nach der Regionalkonferenz heute folgen Veranstaltungen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Thüringen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Berlin.