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Cern
Die "Weltmaschine" läuft wieder

Zwei Jahre lang wurde er modernisiert, nun ist der weltgrößte Teilchenbeschleuniger am europäischen Atomforschungszentrum Cern wieder in Betrieb - und das mit deutlich mehr Leistung. Forscher hoffen nun auf neue Erkenntnisse über den elementaren Aufbau der Welt.

05.04.2015
    Ansicht des modernisierten Detektors des ALICE-Experiments am Cern-Teilchenbeschleuniger.
    Ab Frühsommer sollen im LHC wieder Experimente stattfinden. (picture alliance / dpa / Adam Warzawa)
    Zunächst wurden zwei Protonenstrahlen in den 27 Kilometer langen Large Hadron Collider (LHC) geleitet. "Hier herrscht große Freude, es hat hervorragend geklappt", sagte Cern-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer der Deutschen Presse-Agentur aus dem Kontrollzentrum in Meyrin bei Genf. "Wir sind alle begeistert, wie schnell jetzt nach über zwei Jahren Bauzeit der erste Teilchenstrahl den Beschleunigerring erfolgreich passiert hat."
    Nun können Teilchenstrahlen fast doppelt so großer Energie wie bislang aufeinanderstoßen - zuvor soll die Anlage allerdings kalibriert werden, während die Strahlen stufenweise intensiviert und beschleunigt werden. "Wir rechnen mit etwa zwei Monaten", sagte Heuer. Wenn dann die Teilchenstrahlen mit deutlich höherer Energie aufeinanderprallen, wollen die Forscher in den Zerfallsprodukten bislang unbekannte oder nur theoretisch vorhergesagte Teilchen entdecken.
    Suche nach der Dunklen Materie
    "Der Neustart des LHC mit deutlich höherer Energie gibt uns die Chance, in neue, unbekannte Regionen vorzustoßen und neue physikalische Phänomene wie zum Beispiel die Dunkle Materie nachzuweisen», erklärte Joachim Mnich, Direktor für Teilchenphysik des Deutschen Elektronen-Synchrotons, das mit rund 150 Mitarbeitern an den Experimenten des Cern beteiligt ist. "Das löst bei allen beteiligten Teilchenphysikern ein Kribbeln aus."
    Vor drei Jahren war unter großem Aufsehen das zuvor nur hypothetisch bekannte Higgs-Bosom nachgewiesen worden, womit das bisherige Standardmodell der Materie komplett ist. Doch erklären lässt sich das All damit nur sehr eingeschränkt. "95 Prozent des Universums verstehen wir nicht, das sind Dunkle Materie und Dunkle Energie", sagt die Italienerin Fabiola Gianotti, die den Deutschen Rolf-Dieter Heuer im kommenden Jahr an der Spitze des Cern ablösen soll. Geht es nach den Hoffnungen der Forscher, wird diese Zahl ab dem Frühsommer nach und nach reduziert.
    Blick in den Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) am Kernforschungszentrum  Cern.
    Blick in den Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) am Kernforschungszentrum Cern. (AFP)
    (swe)