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Chanel-Ausstellung in Hamburg
Mode, Mythos und Magie

Audrey Hepburns Auftritt im kleinen Schwarzen in "Frühstück bei Tiffany" verhalf Coco Chanel zum Welterfolg. Die Frauenwelt trägt es bis heute - wie auch ihr berühmtes Parfüm. Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe widmet der Stilikone nun eine große Ausstellung.

Von Ursula Storost | 28.02.2014
    In einer Kneipe in der französischen Provinz trällerte die 20-Jährige Gabrielle allabendliche dieses Lied. Sie verdiente Geld damit. Die Offiziere des ortsansässigen Jägerregiments hatten das Vergnügen. Und tauften sie kurzerhand Coco. Coco Chanel - heute ein Mythos.
    "Der Mythos Chanel setzt sich aus drei großen Säulen zusammen. Das Eine ist Coco Chanel, ihre Persönlichkeit und ihre Mode."
    Sagt die Kunsthistorikerin Dr. Maria Spitz von der Draiflessen Collection für Mode und Textil in Mettingen. Sie konzipierte die Hamburger Ausstellung.
    "Das Zweite ihr kongenialer Nachfolger seit über 30 Jahren Karl Lagerfeld. Und das Dritte sind eben die Kopien, die Imitationen ihrer Modeikonen, das Chanelkostüm und auch des Kleinen Schwarzen."
    Das kleine Schwarze erobert die Welt
    Einen ganzen Raum füllen sie aus, die kleinen Schwarzen von allen möglichen Modeschöpfern. Kreiert seit den 1930er Jahren. Das kleine Schwarze von Coco Chanel, gerade, schlicht, langärmelig, kann nur noch auf einem Bild betrachtet werden. Die amerikanische Modezeitschrift "Vogue", die es 1926 präsentierte, prophezeite ihm eine große Zukunft.
    "Wo dieses Kleid verglichen wird mit dem Ford T, dem ersten Auto, das vom Fließband kam. Und wo es eine Bildunterschrift gibt, die übersetzt heißt, das Kleid, das die ganze Welt tragen wird."
    Die Frauenwelt trägt es bis heute. Wie auch Cocos Parfüm, das weltberühmte Chanel Nr. 5. Einer der meistverkauften Düfte. Ein unter Glas ausgestellter Originalflakon von 1921 unterscheidet sich kaum vom aktuellen Modell.
    "Die Geschichte, die sehr oft erzählt wird, ist, dass Ernest Beau, der Parfuemeur, der in ihrem Auftrag Proben zusammengestellt hat, ihr die Proben vorgelegt hat und sie daran gerochen hat. Und bei der fünften Probe gesagt hat, ja, das ist es. Und deswegen das Parfüm Chanel Nr. 5 genannt hat."
    Auf einer Leinwand im Nebenraum Filme. Coco, da schon über siebzig inszeniert sich in schlichter Eleganz. Blitzende dunkle Augen, selbstbewusst, charismatisch philosophiert sie über die Mode, das Leben und die Frauen.
    Kein Fan von Minimode
    "Da erzählt sie, was sie ganz furchtbar findet, ist das Knie der Frau, es ist das hässlichste Körperteil, sagt sie immer, Sie war absolut gegen die Minimode."
    Das Herzstück der Hamburger Ausstellung ist ein Saal voller Chanel Kostüme. Zeitlos modern, sagt Maria Spitz.
    "Das ist ein kastig geschnittenes Jäckchen. Eine kragenlose Jacke mit Bortenbesatz ringsum. Und dann dieses berühmte Kettchen, was sie in ihre Jacken eingenäht hat zum Beschweren der Jacke, damit sie immer gut sitzt. Denn Perfektion war ihre große Leidenschaft, was die Mode betrifft."
    Edelster Tweed in allen möglichen Farben und Mustern. Auf der einen Seite die echten Chanel - Kostüme.
    Image der modernen Frau erfunden
    "Es ist so perfekt gearbeitet. Wie die Ärmel eingesetzt sind. Jeder Knopf hat ein Knopfloch. Sie hat nicht einfach zur Dekoration Knöpfe aufgesetzt beispielsweise. Die Perfektion, wie sie den Oberstoff mit dem Futter verbunden hat. Das ist einfach Chanel."
    Auf der Seite die Imitationen. Nicht ganz so perfekt. Aber auch wunderschön.
    "Jede Hausfrau, die gut nähen konnte in den 50er-Jahren, fand dann in der Burda den Schnitt für ihr eigenes Chanelkostüm. Und für sie war es eine Auszeichnung ihrer Entwürfe, ihrer Kreativität, wenn sie Frauen in ihrem Stil auf der Straße sah."
    Der Mythos Chanel: zeitlos, hochwertig, kompromisslos, praktisch, klar. Beeindruckend wie Coco selbst, die sich auf zahlreichen Fotos präsentiert.
    "Da sieht man sie, ihren trotzigen Blick, hier steh ich und hier bin ich und hier mach ich."
    Danke Coco, dass wir deinen Mythos jetzt näher kennenlernen dürfen.