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Chemie und Literatur

Was hat Dante Alighieri - oder besser: seine Göttliche Komödie - mit Chemie zu tun? Der Bonner Chemie-Professor Georg Schwedt findet: sehr viel. Denn Dante webt in sein Epos das chemische Wissen seiner Zeit ein.

Von Dagmar Röhrlich | 18.10.2009
    So begegnet der Protagonist auf seiner Wanderung im Höllenkreis der Ungetauften den großen griechischen Naturphilosophen, die auf der Suche nach einem Urstoff waren. Und die Alchimisten verbannt Dante als betrügerische Vertreter in den "zehnten Graben des achten Höllenkreises". Und so führt uns Georg Schwedt mit Dantes Hilfe das naturwissenschaftliche Weltbild des Mittelalters vor Augen.

    Und nicht nur das: Schiller, Jean Paul, August Strindberg, Thomas Mann, Agatha Christie - mit viel Freude am Erzählen geht es durch die Literaturgeschichte - unter dem besonderen Aspekt der Naturwissenschaften im Allgemeinen und der Chemie im Besonderen. Seit seinen Schultagen liest Schwedt begeistert die großen Werke der Literatur: natürlich mit einem besonderen Blick für alles Chemische.

    Aus Aldous Huxleys düsterer Zukunftsvision "Schöne neue Welt" zitiert er Abschnitte über die chemischen Verwertungsprozesse oder das Klonen von Embryonen und erklärt die Hintergründe. Und in der Geschichte über Patrick Süßkinds Roman "Das Parfüm" kann der Leser die Experimente des genialen Parfumeurs und Mörders Jean-Baptiste Grenouille genau nachvollziehen.

    Das ist ein vergnügliches Buch - für Leute, die Naturwissenschaften lieben ebenso wie für Literaturkenner: Für beide gibt es ein Feuerwerk interessanter Geschichten. Georg Schwedt schickt seine Leser auf eine spannende - und ungewöhnliche Reise in zwei Welten, die sonst nicht so viel miteinander zu tun haben. Ideal für die langen Winterabende, die nun kommen.

    Georg Schwedt: Chemie und Literatur - ein ungewöhnlicher Flirt
    ISBN 978-3-52732-481-1
    Wiley-VCH, 274 Seiten, 24,90 Euro