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Chemnitzer FC und die Causa Frahn
"Schaden von Verein und Mannschaft abwenden"

Ex-Kapitän Daniel Frahn soll der rechten Szene nahe stehen. Der Chemnitzer FC hat ihn deswegen entlassen. "Das hat uns schon alle sehr getroffen", sagte Sportdirektor Thomas Sobotzik im Dlf. Es sei nicht hinnehmbar, dass der Verein durch das Verhalten des Ex-Kapitäns massiven Schaden nehme.

Thomas Sobotzik im Gespräch mit Marina Schweizer | 11.08.2019
Der Fußball-Profi Daniel Frahn
Daniel Frahn erwägt nach seiner Entlassung offenbar rechtliche Schritte gegen seinen Ex-Arbeitgeber den Chemnitzer FC (imago / Picture Point)
Der Chemnitzer FC hatte seinen Kapitän Daniel Frahn Anfang der Woche wegen einer angeblich zu großen Nähe zur rechtsextremistischen Szene entlassen. Nach Angaben des Vereins soll sich der nunmehr ehemalige Mannschaftskapitän als großer Sympathisant der rechtsradikalen und menschenverachtenden Gruppierung "Kaotic Chemnitz" herausgestellt haben. Das wollten und konnten die Verantwortlichen beim Drittligisten nicht hinnehmen.
Schaden von der Mannschaft abwenden
Sportdirektor Thomas Sobotzik sagte im Dlf: "Ob er rechts steht oder nicht, das kann ich nicht bewerten und das will ich auch nicht. Meine Aufgabe ist es, Schaden vom Verein und von der Mannschaft abzuwenden. Und Fakt ist: Als Spieler des Chemnitzer FC bin ich nun Mal keine Privatperson, wenn ich mich in der Öffentlichkeit bewege. Ich bin eine öffentliche Person, ich repräsentiere nämlich den Verein und die Werte, die sich der Chemnitzer FC auf die Fahne geschrieben hat."
Keine Unterstützung von der lokalen Politik
Es gehe nicht, dass der ganze Verein durch so ein Verhalten in eine Ecke gedrängt werde und Schaden nimmt. Der Chemnitzer FC habe für die Entlassung von außerhalb "sehr viel Zuspruch erhalten und Anerkennung".
Thomas Sobotzik, Geschäftsführer und Vorstand Sport und Finanzen des Chemnitzer FC
Thomas Sobotzik, Geschäftsführer und Vorstand Sport und Finanzen des Chemnitzer FC (picture alliance / dpa / Michael Berg)
Mit Daniel Frahn habe der Drittligist den "mit Abstand besten Stürmer rausgeschmissen", betonte der Sportdirektor. Sportlich täte das mehr als weh, es hätte aber keine andere Möglichkeit gegeben. "Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass man in dieser Causa von der lokalen Politk unterstützt wird." Das sei bis heute nicht geschehen.
"Daniel war schon auf Bewährung"
Zumal der Ex-Kapitän nicht zum ersten Mal aufgefallen war und es bereits eine Vorgeschichte gab. "Daniel war Letztenendes schon auf Bewährung", so Sobotzik. Denn Frahn lief in der Vergangenheit mit einem T-Shirt in die Chemnitzer Fankurve, das Neonazi-Gruppen zugerechnet wird. Damals habe der Spieler beteuert, dass ihm dies nicht bewusst gewesen sei. "Wir haben es seinerzeit bei einer Geldstrafe belassen und bei einer Abmahnung belassen. Wir haben das sanktioniert und haben das mit ihm aufgearbeitet und dachten, dass das Thema durch sei und wir ihm vertrauen können", sagte Sobotzik.
Dieses Mal warf der Verein ihn raus. "Für alle Menschen, die in seiner Nähe sind, ist das eine Tragödie, dessen Ausmaß er sich glaube ich noch nicht ausmalen kann.
Auswirkung auf die Mannschaft und den Pokal
Der geschasste Kapitän selbst erwägt nach seiner Entlassung offenbar rechtliche Schritte gegen seinen Ex-Arbeitgeber. Sportdirektor Thomas Sobotzik beunruhigt dies nicht. Ihn beschäftigt viel mehr die Frage, wie die Mannschaft die Unruhe nun wegsteckt - auch im DFB-Pokal. "Wir haben mit der Mannschaft eine lückenlose Aufarbeitung gemacht und von A bis Z die Dinge dargelegt - mit allem was dazu gehört. Sie können sich vorstellen, dass diese Jungs schon sehr angeknockt waren und vielleicht auch noch in ihrem Innern sind", sagte Thomas Sobotzik.