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Chinesen suchen Schmetterlinge in Sachsen

Im Reich der Mitte gibt es allein etwa 2000 Tagfalterarten. Dennoch sind derzeit chinesische Wissenschaftler Gast in Sachsen, um mehr über die Forschung in Deutschland auf diesem Gebiet zu erfahren.

Von Annegret Faber | 12.08.2009
    Ankommen in Windischleuba. Ein kleiner Ort bei Altenburg in Thüringen. Die chinesische Delegation steigt aus zwei Kleinbussen. Auf dem Parkplatz warten bereits Kamerateams. Ebenso der Projektleiter vor Ort, Jens Kipping.

    Wir sind in Windischleuba, einem kleinen Dorf im Norden Altenburgs, erklärt Jens Kipping. Die Gäste aus China hören aufmerksam zu. Danach fotografieren sie den Kindergarten neben dem Parkplatz, eine kleine Kirche, dicke Kürbisse, die hinter den Gartenzäunen wachsen, und nach einem kurzen Fußmarsch durch den Ort, die Wiesen.

    Prof. Dr. Yalin Zhang ist aus Peking angereist. Der Vorsitzende der jungen, chinesischen Tagfaltergesellschaft betont, dass wir alle auf einer Erde leben. Er lobt die langjährige Forschungsarbeit der Deutschen auf dem Gebiet der Schmetterlinge und Falter und hofft, diese Erfahrungen in China einzusetzen. Dass das Reich der Mitte diesbezüglich noch Grundlagenforschung leistet, wissen die Mitarbeiter vom Helmholzzentrum für Umweltforschung Leipzig - Halle. Agrarökologe Dr. Joseph Settele:

    "Das liegt daran, dass es viel mehr Arten gibt in China, zehn mal so viel wie bei uns und viel mehr Kollegen die damit arbeiten. Und dadurch gibt es gewisse Engpässe in der Forschung."

    In Deutschland ist alles etwas übersichtlicher. Circa 200 Tagfalterarten leben hier. In China sind es etwa 2000. Der Größte hat eine Flügelspanne von 28 cm. Hinzu kommen 10.000 Nachtfalterarten. Und darin liegt das Interesse der deutschen Schmetterlingsforscher.

    " ... dass wir unsere Forschungsarbeit geografisch entscheidend erweitern können und damit von den Arten viel mehr kennen lernen, als wir bislang wissen."

    Wie flexibel sind bestimmte Falterarten? Unter welchen klimatischen Bedingungen verbreiten sie sich am besten? China bietet viel mehr Raum um das herauszufinden, erklärt der Biologe Reinhard Feldmann, nachdem er auf der Wiese einen "Wiesenknopf Ameisenbläuling" gesichtet hat.

    "Nur aus der Ferne. Ich glaube, das ist der Einzige den wir heute hier sehen."

    Die Biologin Sylvia Ritter hat ihn mit dem Netz gefangen und in eine durchsichtige Plastikdose gesteckt. Sie erklärt, welcher Falter es ist.

    " ... Ist er das?
    ... es ist der Braune, mit den zwei Punkten"

    Ein paar Meter weiter spricht Jens Kipping über die Bewirtschaftung von Wiesen und die Voraussetzungen, die der seltene Falter braucht, um zu überleben: Keine Düngung und eine späte Mahd. Bedingungen, die nur noch auf wenigen Wiesen gegeben sind.

    "Was denken sie, wo er verbreitet ist?
    Sie meinen die Population vom Maculinea?"

    Dann geht es zurück zum Bus. Noch bis Freitag bleiben die Gäste aus China. Unter ihnen Dr. Xiushan Li. Er wird zukünftig in Peking an der Universität für Forstwirtschaft unterrichten.

    "... und wir gucken mal, was die deutschen Wissenschaftler schon geforscht ... und ich finde sehr nützlich und interessant."

    Im Herbst dürfen die Deutschen Forscher sich dann in China umsehen. Ein Schritt nach vorne. Denn Forschungen zu Artenvielfalt und Umweltschutz wurden in China bisher durch wirtschaftliche Interessen bestimmt. Dieses Projekt soll nun die Basis für eine engere Kooperation von deutschen und chinesischen Wissenschaftlern bilden.


    Mehr zu den Exkursionen der Chinesischen Gäste erfahren sie auf einem eigens dafür eingerichteten Blog im Internet. Den finden Sie auf folgender Homepage: www.deutsch-chinesisches-jahr-2009-2010.de/