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Clinton und Trump im Wahlkampf
Schlagabtausch in vollem Gang

Die Nervosität im US-amerikanischen Wahlkampf wächst, die Anfeindungen werden immer persönlicher und schonungsloser. Hillary Clinton spricht ihrem Kontrahenten Donald Trump kategorisch jede wirtschaftspolitische Kompetenz ab. Trump holt zum Gegenschlag aus und attestiert ihr komplettes Versagen – charakterlich, moralisch, politisch.

Von Thilo Kößler | 23.06.2016
    Hillary Clinton im Wahlkampf in Pittsburgh, Pennsylvania, USA.
    Hillary Clinton wirft Donald Trump nichts als leere Versprechungen vor. (dpa / picture alliance / Michael Reynolds)
    "Wir brauchen und wollen keinen zweiten Clinton oder Obama, das halten wir nicht mehr aus: Gott helfe uns dabei", beschwor Trump seine Wähler. Sie dürfe nicht Präsidentin werden, weil sie die korrupteste Kandidatin sei, die die Demokraten jemals aufgeboten hätten.
    Ob mit Blick auf bezahlte Reden oder beim Einsammeln von Spenden: "Sie bereichert sich auf Eure Kosten", las Trump vom Teleprompter ab. Seine New Yorker Rede wurde offenbar gründlich vorbereitet, nachdem Trump erst am Dienstag seinen Wahlkampfmanager gefeuert hatte.
    Staatsmännischer ist sein Auftritt damit allerdings nicht geworden: Hillary Clinton nannte er eine Weltklasselügnerin. Ihr leichtfertiger Umgang mit Zigtausenden von E-Mails, die sie als Außenministerin über ihren privaten Server laufen ließ, sei ein Beleg dafür.
    Die größten Feinde der USA seien auf diese Weise in den Besitz von Staatsgeheimnissen gekommen, behauptete Trump. Mit keinem Wort ging er auf seine eigenen schwächelnden Umfragewerte ein oder auf die vielen anderen Widrigkeiten, die ihm im Wahlkampf gerade zu schaffen machen. Die Unruhe in seinem Wahlkampfteam, der wachsende Widerstand gegen ihn in den Reihen der Republikanischen Partei, aber auch die Ebbe in der Spendenkasse für seine Kampagne.
    Clinton: kein Programm, nur leere Versprechungen von Trump
    Stattdessen zeichnet er ein paradiesisches Bild von einem Amerika unter seiner Führung: Binnen 100 Tagen will Trump die Zuwanderung neu regeln, die Gesundheitsreform von Präsident Obama zu Fall bringen und eine Steuerreform verabschieden.Das Amerika der Zukunft besteht für Donald Trump aus Superlativen:
    "Für Amerika die großartigste Infrastruktur auf dem Planeten Erde und die beste Technologie für sein Militär: stark, stark, stark."
    Das ist kein Programm, das sind leere Versprechungen, konterte Hillary Clinton in North Carolina: Das sei auch nicht anders zu erwarten von Trump, dessen Lieblingsworte seien: Du bist gefeuert. Sie hingegen wolle, dass künftig zu hören sei: Ihr seid angeheuert!
    Man dürfe nicht zulassen, dass Trump das Land ebenso in den Bankrott stürzt wie seine Casinos, sagte Clinton und setzte den Visionen Donald Trumps ein wirtschaftspolitisches Aktionsprogramm entgegen.
    "Mehr Jobs, kostenlose und schuldenfreie Ausbildung, gerechte Verteilung der Gewinne und Steuerlasten, bessere Absicherung der Familien und eine Demokratie, in der die Stimmen der arbeitenden Bevölkerung wirklich gehört werden."
    Mit dieser Programmatik kämpft Hillary Clinton nicht nur gegen Donald Trump, sondern auch um die Stimmen der linken Anhänger von Bernie Sanders, ihrem demokratischen Kontrahenten.