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Comic "Valerian und Veronique"
Seit 50 Jahren durch Raum und Zeit

Seit einem halben Jahrhundert beweist die französische Comicserie "Valerian und Veronique", dass ein Comic beides sein kann: buntes, modernes Märchen, aber auch ernst gemeinte Zukunftsvision. Diese Woche startet die Verfilmung der Serie.

Von Kai Löffler | 18.07.2017
    Ein Blick auf Valerian & Veronique - die Titelillustration von Band I und ein Blick ins Buch (Bild: Valerian & Veronique / Jean-Claude Mézières & Pierre Christin / Carlsen Verlag)
    Valerian & Veronique - visionär, einflussreich und bunt (Valerian & Veronique / Jean-Claude Mézières & Pierre Christin / Carlsen Verlag )
    "Wir sind alte Freunde, wir kannten beide den Geschmack des Anderen ...",
    erzählt Zeichner Jean Claude Mézières,
    "...und gemeinsam wollten wir etwas schreiben, was niemand anderes machte: Science-Fiction-Geschichten."
    Im Jahr 1967 setzten sich Zeichner Jean-Claude Mézières und Autor Pierre Christin zusammen und erdachten Valérian und Laureline - auf Deutsch Valerian & Veronique - eine ebenso erfolgreiche wie langlebige Science-Fiction-Serie um zwei zeitreisende Agenten.
    Französisches Pendant zu Doctor Who
    Um zu verstehen, wie bahnbrechend der Comic war, muss man sich - wie ein Raum-Zeit-Agent - in die 60er zurückversetzen. Im amerikanischen Fernsehen lief Star Trek, die britische BBC zeigte die Zeitreise-Kultserie Doctor Who. Ein französisches Pendant existierte nicht - weder in Fernseh- noch Comicform. Jean Claude Mézières sagt:
    "Es gab keine Geschichten über Raum-Zeit-Agenten, große Erd-Regierungen, Städte wie 'Galaxity' oder Missionen auf fremden Planeten, um das Raum-Zeit-Kontinuum wiederherzustellen."
    Bunte Welten und fremdartige Wesen
    Oberflächlich ist Valerian und Veronique tatsächlich eine Mischung aus Star Trek und den Zeitreise-Abenteuern von Doctor Who, mit einer Prise James Bond. Einzigartig ist dagegen die Optik: Mit Anleihen beim amerikanischen Western und der Arbeit des Zeichners Moebius drückten Mézières und Christin der Space Opera ihren Stempel auf, schufen bunte Welten voll beeindruckender Architektur und bevölkerten sie mit fremdartigen Wesen. Ob interstellarer Aztekentempel, außerirdische Freibeuter oder viktorianischer Steampunk: Valerians Welten sind weniger von klassischer Science-Fiction-Ikonographie beeinflusst - also blinkenden Computerkonsolen, künstlichen Intelligenzen und kalten, entmenschlichten Stadtlandschaften - als von den verschiedenen Kulturen und Epochen menschlicher Zivilisation.
    Visionär und einflussreich
    In der zweiten Geschichte "Die Stadt der tosenden Wasser", reisen Valerian und Veronique in ein postapokalyptisches Ödland: New York im Jahr 1986. Die Polkappen sind geschmolzen, die Stadt steht unter Wasser und Tiere leben in den Straßen. Schuld ist nicht der Treibhauseffekt, sondern eine versehentlich gezündete Atombombe - und doch wirkt die Geschichte um steigende Meeresspiegel fast visionär.
    "Ob es jetzt wirklich visionär war, wird sich wohl noch rausstellen. Ab dem dritten Album, das wir gemacht haben, hat es sich aber mehr in Richtung traditioneller Science-Fiction entwickelt, mit Reisen ins All, auf denen Valérian andere Planeten entdeckt hat und so weiter."
    Im All und auf fremden Planeten läuft die Serie zu Höchstform auf. Ihr nachhaltiger Einfluss ist nicht nur in den Kreaturen, Raumschiffen und Kostümen von Star Wars zu sehen; auch neuere Space Operas wie die Serie "Farscape", die Comicreihe "Saga" oder Luc Bessons Film "Das Fünfte Element", an dem Mézières selbst mitgearbeitet hat, wären ohne Valerian schwer vorstellbar.
    Oft spielen auch ernste Science-Fiction-Elemente eine Rolle, aber letztlich ist Valerian eine flott erzählte, augenzwinkernde Abenteuerserie. Knallbunt, schräg und ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus.
    Die Comic-Serie ist in Deutschland beim Carlsen Verlag erschienen.