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Compliance im Sport
Neue Erkenntnisse in der Sommermärchen-Affäre?

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft, die in der WM-Affäre wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen mehrere Mitglieder des WM-Organisationskomitees von 2006 ermittelt, hat sich Zugang zu bisher verschlüsselten Dateien verschafft. DFB-Präsident Reinhard Grindel sieht allerdings keine Anzeichen dafür, dass die WM 2006 gekauft worden sei.

Von Brigitte Scholtes | 16.11.2016
    Der designierte DFB-Präsident Reinhard Grindel
    DFB-Präsident Reinhard Grindel (dpa / picture-alliance / Rainer Jensen)
    Es könnte neue Erkenntnisse geben zur Affäre um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat bestätigt, dass sie einige bisher verschlüsselte Dateien öffnen konnte, zu den Inhalten wollte sie im Hinblick auf das laufende Verfahren jedoch noch nichts sagen.
    Aber es gibt offenbar nicht nur die Datei "Komplex Jack Warner", der frühere FIFA-Vizepräsident also, auf die die Kanzei Freshfields bei ihren Untersuchungen gestoßen war. Man habe eine weitere Datei gefunden, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel: "Es gibt ein Dokument, das jetzt auch der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt wird, das einen Namen trug, der darauf schließen ließ, da könnte etwas sein, noch ein anderes Dokument. 'Erdbeben' hieß das Stichwort. Auch dieses war ein Dokument des stellvertretenden Generalssekretärs Stefan Hans."
    "Habe als Präsident wichtige Vorbildfunktion"
    Mit Stefan Hans streitet der DFB derzeit vor dem Arbeitsgericht: Es geht um seine fristlose Kündigung vor einem Jahr. Hans soll im Archiv des Verbandes auf ein brisantes Dokument gestoßen sein, in dem Warner erhebliche Zusagen gemacht worden seien. Darüber aber habe er den DFB nicht umgehend informiert, wirft dieser ihm vor.
    Menschen auf der Fanmeile in Berlin halten am 9. Juli 2006 ein Schild hoch mit der Aufschrift "Wir sind die Weltmeister der Herzen"
    Gibt es nach 2006 wieder ein Heimturnier für Deutschland? Grindel hofft auf Zuschlag für die EM 2024 (dpa / Picture Alliance / Miguel Villagran)
    Auf einem Symposium zur Compliance, also der Einhaltung von Regeln für die gute Unternehmensführung, erklärte Grindel heute, was das für den DFB bedeute: "Der Faktor Mensch, der glaube ich, darf bei der ganzen Geschichte auch nicht unterschätzt werden. Deswegen glaube ich, dass ich als Präsident eine wichtige Vorbildfunktion habe, indem ich eben das Einhalten von Satzung und Ordnung, anständiger Amtsführung auch versuche vorzuleben."
    "Keine Anzeichen für gekauftes Sommermärchen"
    Deshalb fordert Grindel auch größtmögliche Transparenz. Die solle etwa auch für die Vergabe von Stadien gelten, sollte Deutschland den Zuschlag für die Europameisterschaft 2024 bekommen: "Die Erarbeitung der Kriterien und die Gewichtung der Kriterien und das ganze Verfahren muss so ablaufen, dass die Öffentlichkeit in geeigneter Weise daran teilhaben kann. Ich möchte, dass wir das total objektiv organisieren."
    Bis dahin aber sollten die offenen Fragen um das "Sommermärchen 2006" aufgeklärt sein. Dass das gekauft worden sein könnte, dafür gebe es jedoch, das wiederholte Grindel heute abermals, keine Anzeichen.