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Computerspiele
Sinnlose Simulationen als Parodie auf einen Trend

Computerspiele wie der Landwirtschafts-Simulator sind in Deutschland regelrechte Verkaufsschlager. Doch dass sie häufig billig produziert sind und mit der Realität wenig zu tun haben, ärgert viele kleine Programmierer. Reihenweise erfinden sie nun eigene, maximal sinnlose Simulationsspiele.

Von Christian Schiffer | 09.04.2015
    Ein Computerspieler auf der "Gamescom" in Köln.
    Viele Simulationsspiele verkaufen sich gut, obwohl sie billig produziert und hastig zusammengeschustert sind. (picture alliance / dpa / Foto: Oliver Berg)
    Das, was Sie gleich hören werden, ist der "Nothing Simulator 2015". Ein Simulationsspiel für den PC, das, nun ja, eben nichts simuliert. Der Bildschirm bleibt schwarz.
    Programmiert hat den "Nothing Simulator" der Brite Edward Bowden. Für die Entwicklung sammelte er Geld auf der Crowdfunding-Plattform "Kickstarter": 70 Dollar wollte er haben, nur 40 kamen zusammen. Allen Widrigkeiten zum Trotz gelang es ihm dennoch, das nihilistischste Spiel der Welt fertigzustellen, und dazu benötigte er gerade einmal 45 Minuten. Zugegeben: Die Anzahl der Spiel-Features blieb auch eher überschaubar:
    "Eigentlich gibt es keine Features. Gut, wenn man das Spiel startet, gibt es ein Menü, und man kann die Auflösung und die Fenstergröße einstellen. In der ursprünglichen Version gab es noch einen Mauszeiger, aber das hat irgendwie nicht zum Spielerlebnis gepasst. Also haben wir den wieder entfernt."
    Ein seltsamer Hype
    Der "Nothing Simulator 2015" ist vielleicht der Höhepunkt eines seltsamen Hypes, Programmierer in aller Welt scheinen plötzlich von der Idee besessen zu sein, maximal sinnlose Simulationsspiele zu erschaffen. Neben dem "Nothing Simulator 2015" gibt es schon längst den Stein-Simulator 2014 und den Gras-Simulator 2014, außerdem einen Sockensimulator. Und natürlich den Goat-Simulator, hier schlüpft man in die Haut einer Ziege und randaliert durch eine Kleinstadt.
    Hinter den Witz-Simulatoren steckt aber ein durchaus ernstzunehmendes Anliegen. Denn diese Spiele kritisieren die Qualität der anderen, der "ernsten" Simulationsspiele. Die sind in der Regel billig produziert und hastig zusammengeschustert.
    Im Holzfäller-Simulator 2013 zum Beispiel hüpft der Baumstamm nach dem Fällen wie ein Flummi durch die Gegend. Die Randalierer, die man im Polizei-Simulator 2013 verfolgen muss, bleiben aufgrund von Programmierfehlern minutenlang an Hausecken aus Bits und Bytes hängen.
    Im Rettungswagen-Simulator 2014 wird man zu einem Ballonabsturz gerufen, doch wehe der Krankenwagen verhakt sich beim Verlassen des Parkplatzes mit einem sinnlos herumstehenden Rollstuhl, dann kommt man niemals an beim Unfallort.
    Enttäuscht von schlechten Spielen
    Kurz gesagt: Viele Simulationsspiele haben mit der Realität, die sie angeblich simulieren, eigentlich gar nicht zu tun. Oft sind sie technisch schlecht umgesetzt, selten machen sie langfristig Spaß, fast immer muss man hier immer und immer wieder dasselbe tun. Und das wiederum ärgert Edward Bowden:
    "Diese Witz-Simulatoren bauen Leute wie ich. Prinzipiell mögen wir Simulationsspiele. Aber meistens enttäuschen sie uns, weil sie so unglaublich schlecht sind. Irgendwann haben wir uns gedacht: Ach, lass uns das veraschen! Hass war also eine Hauptmotivation."
    Hass könnten auch die Programmierer hinter den "richtigen" Simulationsspielen empfinden, wenn sie sehen, wie man sich weltweit über ihre Produkte lustig macht. Eine entspannte Runde "Nothing Simulator 2015" könnte dann helfen.