Dienstag, 23. April 2024

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Corona auf der Venus
Kreisförmige Strukturen, die keine Krater sind

Unser Nachbarplanet Venus ist derzeit noch strahlender Abendstern. Zu sehen kurz nach Sonnenuntergang am Westhimmel. Die Venus leuchtet so hell, weil sie in dicke Wolken gehüllt ist, die viel Sonnenlicht reflektieren.

Von Dirk Lorenzen | 03.05.2020
Diese Radaraufnahme der Raumsonde Magellan zeigt eine Corona-Struktur mit gut 50 Kilometern Durchmesser auf der Venus
Diese Radaraufnahme der Raumsonde Magellan zeigt eine Corona-Struktur mit gut 50 Kilometern Durchmesser auf der Venus (NASA)
Wegen der für sichtbares Licht undurchdringlichen Atmosphäre ist die Venusoberfläche nur mit Hilfe von Radarwellen zu erfassen. Seit den 1960er-Jahren haben Fachleute mit großen Radioteleskopen von der Erde aus Radarwellen zur Venus geschickt und die Echos empfangen. 1983 haben die sowjetischen Raumsonden Venera 15 und 16 hoch aufgelöste Radaraufnahmen aus der Venus-Umlaufbahn gemacht. Dabei zeigte sich, dass viele Strukturen, die auf den ersten Blick wie Einschlagskrater aussehen, einen anderen Ursprung haben müssen.
Der Abstand zu unserem Nachbarplaneten Venus lässt sich am besten per Radar messen.
Unser Nachbarplanet Venus ist eine dicke Wolkenschicht gehüllt – die Coronae sind nur per Radar auszumachen (ESA)
Die runden Gebilde aus einem Ringwall und radial verlaufenden Rissen und Brüchen im Innern heißen Coronae – von lateinisch Corona, Krone oder Kranz. Sie sind vermutlich entstanden, als flüssiges Gestein aus dem Innern der Venus aufgestiegen ist und zu Aufwölbungen der Oberfläche geführt hat. Später kühlte die Lava ab, zog sich zusammen oder floss seitlich aus den Hügeln heraus.Zurück blieben kuppelartige Strukturen, die einstürzten und eine Art Krone bildeten: außen als Rand eine aufragende Bergkette, innen die zusammengesackten Gesteinsschichten.
Rund 350 Coronae sind mittlerweile auf unserem Nachbarplaneten bekannt. Sie zeugen von großer geologischer Aktivität auf der Venus vor langer Zeit.