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Corona-Krise in Italien
Im italienischen Fußball wird über Gehaltskürzungen verhandelt

Einnahmeverluste von etwa 600 Millionen Euro befürchtet Italiens Serie A, wenn der Corona-Ausnahmezustand länger andauert. Zur Krisenbewältigung wird auch an Gehaltskürzungen für die Spieler gedacht. Beträge festzulegen, ist aber nicht so einfach.

Von Tom Mustroph | 20.03.2020
Das Olympiastadion in Rom von außen, aufgenommen am 17. März 2020.
Im römischen Olympiastadion, der Heimstätte von Lazio und AS Rom, wird im Moment wegen der Corona-Krise kein Fußball gespielt. (imago images / Xinhua)
Erste Sondierungsgespräche über Gehaltskürzungen gab es bereits zwischen Fußballverband FIGC und Spielergewerkschaft AIC. Eine Staffellösung ist im Gespräch. Wer weniger als 100.000 Euro verdient, soll von den Kürzungen verschont bleiben. Wer zwischen 100.000 Euro und einer halben Million erhält, soll 15 Prozent weniger erhalten. Und danach soll es in 5-Prozent-Schritten weitergehen bis hin zu 30 Prozent weniger Geld für Stars mit einem Jahressalär ab 1,5 Millionen Euro.
"Ich denke, eine Gehaltsreduzierung wird es geben", sagt Claudio Pasqualin, Berater von einigen Serie-A-Profis und vor 30 Jahren auch selbst Sekretär der Spielergewerkschaft. "Die Spieler müssen auf jeden Fall ihren Beitrag leisten für die Lösung der Probleme und die Wiederherstellung der Ausgangslage."
Vor einer Kürzung müssen Einnahmeverluste geschätzt werden
Pasqualins früherer Arbeitgeber, die Spielergewerkschaft, ziert sich noch ein wenig. Ja, die Profis wollen ihren Beitrag leisten, gab Damiano Tommasi, jetziger Präsident der Spielervereinigung, zu verstehen. Man solle aber nicht zuallererst bei ihnen kürzen, schränkte er ein.Tommasi wies auch darauf hin, dass seine Vereinigung gar nicht autorisiert sei, den Spielern eine Gehaltskürzung abzubverlangen.
Das stimmt nur zum Teil. Seit 1981 verhandeln Verband und Spielerverteter für jede Saison einen Rahmenvertrag aus. Der Festlegung der Höhe der Kürzungen muss allerdings eine Abschätzung der Schäden vorausgehen, also der Einnahmeverluste der Klubs. Die ist, Stand jetzt, sehr schwer zu machen. Wann geht es wieder los? Und werden es Geisterspiele sein?
Spielergewerkschaft mit vorgezogenem Urlaub einverstanden
Um Zeit zu gewinnen, schlägt Pasqualin vor: "Ich empfehle, jetzt schon das Mittel des vorgezogenen Urlaubs zu nutzen. Ich denke, die Klubs sollten die Spieler umgehend in die Ferien schicken. Denn es ist auch zu erwarten, dass die Saison länger gehen wird." Sofortige Betriebsferien also. Dazu gab die Spielergewerkschaft am Abend ihr Okay. Über die Kürzungen gab es noch keine Einigung. Spitzenmann Cristiano Ronaldo müsste bei der 30-Prozent-Regel übrigens auf etwa neun Millionen Euro verzichten.