Dienstag, 16. April 2024

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Corona-Regeln in Belgien
COVID-Kommissar soll Maßnahmen besser koordinieren

Gastronomie-Sperrstunde, kein Alkohol im Freien, Einschränkungen bei privaten Treffen: Belgien will mit neuen Maßnahmen die hohen Corona-Infektionszahlen eindämmen. Um den Flickenteppich regional unterschiedlicher Vorschriften zusammenzuhalten, soll ein COVID-Kommissar eingesetzt werden.

Bettina Klein im Gespräch mit Helene Nikita Schreiner | 09.10.2020
Menschen mit Masken gehten über eine Straße in Brüssel. Dazwischen steht ein Schild, das auf die Maskenpflicht hinweist.
Die Maskenpflicht in Brüssel hat nicht geholfen, die Zahl der Corona-Neuinfektionen in der belgischen Hauptstadt wächst (imago images / Xinhua)

Wie ist die aktuelle Lage in Belgien?

Für Belgien wurden in den letzten 24 Stunden mehr als 5.700 Corona-Neuinfektionen gemeldet, bei 11,5 Millionen Einwohnern. In Deutschland sind es im Vergleich gut 4.000 Neuinfektionen bei mehr als 80 Millionen Einwohnern.
Auch an anderen Zahlen lassen sich die Corona-Entwicklungen in Belgien ablesen. Es gebe mehr Einweisungen in die Krankenhäuser und die Rate der positiven Tests steige an, sagte Dlf-EU-Korrespondentin Bettina Klein im Dlf. Fast sieben Prozent der getesteten Belgierinnen und Belgier sind mit dem Coronavirus infiziert.
In der belgischen Hauptstadt ist die Lage noch mal dramatischer. Brüssel sei laut Dlf-Korrespondentin Klein gestern nach Madrid die am zweitschlimmsten betroffene Stadt in ganz Europa gewesen.
Coronavirus
Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)

Warum steigen die Zahlen so stark an?

Der Herbst hat auch in Belgien dazu geführt, dass sich die Menschen wieder mehr in geschlossenen Räumen aufhalten oder auch wieder mehr in ihren Büros arbeiten. Hinzu kommt, dass sich die Regeln zur Eindämmung des Virus von Ort zu Ort unterscheiden. "Vor einiger Zeit gab es noch eine flächendeckende Maskenpflicht in Brüssel, nicht mal ein Spaziergang im einsamen Park war ohne Maske erlaubt, aber dafür saßen die Leute wieder in Restaurants und Bars ohne Maske", so Klein.
Brüssel sei eine enorm internationale, junge, gesellige Stadt und wenn das normale Verhalten wieder einsetzt, sind solche Entwicklungen natürlich absehbar.

Wie will die Regierung die Situation in den Griff bekommen?

Die belgischen Behörden sprechen von einer "besorgniserregenden Entwicklung". Die Politk hat neue Maßnahmen beschlossen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Rotes, rot-gelbes und grünes Ampellicht ist am Dienstag (03.01.2012) in München (Oberbayern) an einer Fußgängerampel bei Nacht zu sehen 
Belgische Reiseampel sorgt für Unmut
In Belgien teilt eine sogenannte Reiseampel europäische Länder in Corona-Hochrisikogebiete, Risikogebiete und unbedenkliche Gebiete ein. Das soll Urlaubern bei der Reiseplanung helfen, stiftet aber Unmut.
Dabei wurde die sogenannte Kontaktblase, d.h. die Anzahl derer, die man nach zu Hause einladen darf, noch einmal verringert auf vier Personen. Außerhalb des eigenen Haushalts dürfen sich drei Personen ohne Abstandsregeln treffen. Auch Home Office wird dringend empfohlen. Für Kneipen gibt es eine Sperrstunde um 23 Uhr. In ganz Brüssel ist der Konsum von Alkohol im Freien verboten.
Dennoch sind die Vorschriften in Belgien, das sprachlich und regional getrennt ist, sehr unterschiedlich. Die Region Brüssel hat eine eigene Regionalregierung, sie besteht zudem aus 19 Kommunen, die teilweise auch unterschiedliche Regeln erlassen haben. Das sei besonders bei der Maskenpflicht auf der Straße gut zu beobachten, meint Bettina Klein: "Man muss auf die Karte schauen, wo man gerade ist, und gucken, wo noch eine Maskenpflicht gibt und wo nicht."
Die vielen Zuständigkeiten führen in Belgien immer wieder zu Problemen. Deswegen ist in dieser Woche einen COVID-Kommissar eingesetzt worden, der für eine bessere Koordination zwischen der Föderalregierung und den Regionen sorgen soll.