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Coronakrise in den USA
Immunologe Fauci warnt vor zu schnellen Lockerungen

In einer Senatsanhörung hat der Immunologe und Regierungsberater Anthony Fauci eindringlich davor gewarnt, die Ausgangsbeschränkungen in den USA zu schnell zu lockern. Ansonsten drohe ein weiterer Corona-Ausbruch. Viele US-Bundesstaaten erfüllen die empfohlenen Lockerungs-Bedingungen nicht.

Von Jan Bösche | 13.05.2020
Der Immunologe Dr. Anthony Fauci bei der Senatsanhörung am 12.05.2020 zur Coronakrise in den USA
Immunologe Dr. Anthony Fauci warnt vor zu frühen Lockerungen in den USA (dpa/picture alliance - CNP/AdMedia)
In den USA sind bereits über 1,3 Millionen Corona-Fälle registriert worden, über 80.000 Menschen sind gestorben. Der Anstieg ist gebremst, aber es gibt noch keinen Grund zur Entwarnung, das wurde bei der Senatsanhörung deutlich. Anthony Fauci, Immunologe und Regierungsberater sagte, die Kurve sehe flach aus, senke sich leicht – es gehe in die richtige Richtung.
Das bedeute aber nicht, dass man den Ausbruch unter Kontrolle habe. In besonders betroffenen Gebieten wie New York geht die Zahl der neuen Fälle zurück – dafür steigt sie in anderen Gebieten an, so der Regierungsberater.
Fauci ist ein bekanntes Gesicht aus den Corona-Briefings des Weißen Hauses, seine letzte Anhörung im Kongress lag allerdings mehr als zwei Monate zurück. Eindringlich warnte er davor, die Ausgangsbeschränkungen zu schnell wieder zu lockern. Dafür machen sich ja vor allem Präsident Trump und seine Republikaner stark. Fauci sagte, er verstehe, wenn Bundesstaaten wieder zu einer Form von Normalität zurückwollten. Wenn sie dabei aber die nötigen Kontrollschritte nicht einhielten, gebe es eine echte Gefahr, dass sie einen neuen Ausbruch auslösten. Einen Ausbruch, den man nicht kontrollieren könne und der ein Rückschlag sein werde, sagte Fauci.
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Faucis empfohlende Bedingungen erfüllen viele Bundesstaaten nicht
Fauci und andere Experten hatten Empfehlungen herausgegeben, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um Ausgangsbeschränkungen wieder aufzuheben. Laut einer Analyse der Nachrichten-Agentur AP erfüllen von den 50 Bundesstaaten 17 diese Vorgaben nicht. Trotzdem haben viele von ihnen bereits begonnen, Geschäfte und Betriebe wieder zu öffnen.
Der Republikanische Senator Rand Paul wies Faucis Bedenken zurück: Man könne sich seinen Rat anhören, aber es gebe andere die sagten, es werde keinen neuen Anstieg geben, man könnte die Wirtschaft sicher wieder öffnen. Die Fakten würden ihnen Recht geben, so Senator Rand Paul.
Demokraten wie die Senatorin Patty Murray warfen der Trump-Regierung dagegen vor, mit ihrer Politik die Krise verschlimmert zu haben. Die Reaktion sei eine Katastrophe gewesen, erklärte Murray. Kritiker werfen Trump schon länger vor, die Bundesstaaten allein gelassen zu haben, als es um Nachschub an medizinischer Ausrüstung oder Corona-Tests ging.
Trump selbst hatte am Montag die Zahl der verfügbaren Corona-Tests als Erfolg gefeiert: Sie hätten sich der Herausforderung gestellt und gewonnen. Aus Trumps Sicht sind die USA Weltspitze, wenn es um Corona-Tests geht. Auf Einwohner umgerechnet liegen sie allerdings hinter Italien, Deutschland oder Canada.
Nicht nur um die Zahl der Corona-Tests wird gestritten: Republikaner und Demokraten sind sich auch uneinig, welche weiteren Krisenprogramme das Land braucht. Präsident Trump und seine Republikaner wollen abwarten, die Demokraten legten dagegen gestern ein weiteres Programm vor, drei Billionen Dollar schwer. Ein Schwerpunkt sind Hilfen für die besonders gebeutelten Städte und Bundesstaaten – und mehr Geld für Corona-Tests.

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