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Coronavirus
Corona legt den Anti-Doping-Kampf lahm

China hat schon im Februar sein Dopingkontroll-Programm beendet. Wegen der Coronakrise fallen derzeit fast alle Sportveranstaltungen aus, Trainingskontrollen wurden reduziert. Auf Grund der geringeren Probenanzahl droht Kontroll-Laboren eine wirtschaftliche Schieflage, da die Einnahmen sinken.

Von Heinz-Peter Kreuzer | 19.03.2020
Dopingkontrolle in Peking
Einige Dopingkontroll-Labore sind schon geschlossen (dpa / Michael Kappeler)
In Deutschland werde das Trainings-Kontrollsystem noch aufrechterhalten, sagt Andrea Gotzmannm die Geschäftsführerin der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada. Allerdings in reduzierter Form. Die Nada konzentriere sich auf die Perspektivathleten für die Olympischen Spiele in Tokio. Für die müsse man ein gewisses Kontrollprogramm aufrechterhalten.
Ähnlich läuft es auch in den Vereinigten Staaten, wie Travis Tygart, Chef der US-Anti-Dopingbehörde USADA in einem Video an die Athleten erläutert:
"Die USADA wird sofort mit den Kontrollen beginnen, die sich auf die Sportarten und die Vorbereitungen für Olympia und die Paralympics in Tokio konzentrieren werden."
Zu sehen ist Travis Tygart , Chef der US-Anti-Doping-Agentur. 
Travis Tygart, der Chef der US-Anti-Doping Agentur (AFP/Lionel BONAVENTURE)
Kündigungen und Kurzarbeit sind möglich
Auch Großbritannien und Österreich reduzieren ihre Kontrollen auf das Notwendigste. Das lässt sich an den Zahlen der Labortests belegen. Mehr als 30.000 Proben hat beispielsweise das Kölner Dopingkontroll-Labor im Jahr 2019 analysiert. Ein Drittel davon von der NADA, die jetzt die Proben einschränkt.
Das Gros der Analysen geben internationale Verbände und Agenturen in Auftrag. Wenn jetzt fast alle Wettkämpfe ausfallen, fehlen auch diese Proben. Institutsleiter Mario Thevis:
"Diese Entwicklung ist für das Dopingkontroll-Labor auch in finanzieller Hinsicht problematisch, da die gesamte Jahresbudgetplanung mit dieser Entwicklung nicht gerechnet hat."
Thevis rechnet mit einem deutlichen Rückgang der Analysen in seinem Labor. In Köln gehört zum Institut für Biochemie, das für die Analysen zuständige Manfred-Donike-Institut MDI. Das wird wie ein privates Unternehmen geführt, mietet die Laborfläche an, bezahlt etwa 80 Prozent der Mitarbeiter.
Die Labore in Rom, Barcelona, Madrid und Montreal sind schon geschlossen
Finanziert wird das aus den Einnahmen für die Dopinganalysen, die jetzt einbrechen. Trotzdem hofft Thevis:
"Solange kein grundsätzliches Arbeitsverbot im Dopingkontroll-Labor ausgesprochen wird, können die jetzigen Ressourcen möglicherweise zur Optimierung von Prozessabläufen und Testverfahren genutzt werden."
Doch je länger die Coronavirus-Krise andauert, muss der Institutsleiter auch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen.
"Unser Ziel ist es natürlich, Instrumente wie Kurzarbeit und Kündigungen nur in Erwägung zu ziehen, wenn sie alternativlos sind."
Noch aber kann in Köln gearbeitet werden. Die Kontroll-Labore in Rom, Barcelona, Madrid und Montreal sind auf behördliche Anordnung schon geschlossen worden.