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Coronavirus
Europa macht immer weiter dicht

Grenzschließungen, Ausgangssperren, Quarantäne: Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus greifen die europäischen Länder zu immer drastischeren Maßnahmen. In Luxemburg bietet man den Berufspendlern derweil Hotelzimmer an.

Von Paul Vorreiter | 17.03.2020
Polizisten führen Fahrzeugkontrollen durch. Mehrere Polizeibeamte stehen auf der Straße und halten einen doppelstöckigen Reisebus auf.
Polizisten führen Fahrzeugkontrollen an der Grenze zwischen Italien und Österreich durch. (Expa/Johann Groder/APA/dpa)
Nachdem zuvor eine Reihe von EU-Staats- und Regierungschefs ähnliche Schritte getroffen haben, hat am Abend auch er es getan, Frankreichs Präsident Macron:
"Ab heute Mittag: und mindestens für die kommenden fünfzehn Tage, wird Bewegungsspielraum in Frankreich stark eingeschränkt. Sich draußen zu treffen, Freunde und Familie zu sehen, spazieren zu gehen, sich im Park begegnen. Das soll nicht mehr möglich sein", zählt der französische Präsident auf. Nur Lebensmittel holen, zur Arbeit oder zum Arzt gehen ist dann noch erlaubt. 100.000 Polizisten sollen die Ausgangssperre im Land durchsetzen. Alles das, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.
Coronavirus
Coronavirus (imago / Science Photo Library)
Um das zu schaffen, hat eine ganze Reihe europäischer Länder ähnliche Einschränkungen schon zuvor angekündigt oder auch umgesetzt. Spanien zum Beispiel. Nach Ländern wie Malta und Estland hat auch Griechenland für Einreisende aus dem Ausland eine zweiwöchige Quarantäne verhängt. Ab morgen soll im südosteuropäischen Land der Einzelhandel geschlossen bleiben, bis auf Supermärkte, Apotheken und Essenslieferdienste.
Auch die Schweiz macht dicht
Ebenso fast alles dicht macht auch die Schweiz. Bundesrätin Simonetta Sommaruga hatte verkündet, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe würden bis zum 19. April in der Schweiz geschlossen bleiben und sie hatte diesen Schritt so begründet:
"Weil wir die Verbreitung des Virus verlangsamen müssen, damit es in den Spitälern weiterhin genug Platz hat, um Schwerkranke zu pflegen. Das ist im Interesse von uns allen."
Wie gefährlich ist das neue Coronavirus?
Die Zahl der Infizierten mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 steigt trotz Gegenmaßnahmen vieler Regierungen weiter – auch in Deutschland. In fast allen Bundesländern schließen daher von dieser Woche an flächendeckend Schulen und Kindertagesstätten.
Zu den Ländern, die bereits vor einigen Tagen zu drastischen Schritten gegriffen haben, Cafés, Restaurants und die meisten Geschäfte komplett dicht gemacht haben, zählt auch Belgien. König Philippe wandte sich am Abend an die Bevölkerung, um den Ärzten, Krankenschwestern und anderen Helfen zu danken und die getroffenen Maßnahmen zu begründen:
Der König sei überzeugt, Belgien werde gestärkt aus dieser Probe hervorgehen. Immerhin hat das Land nun eine Regierung mit Mehrheit im Parlament wieder. Zehn von zwölf Fraktionen wollen die französischsprachige, liberale Übergangsministerpräsidentin Sophie Wilmès bis zu sechs Monate zu stützen und ihr weitere Befugnisse erteilen, damit sie so durch die Coronakrise steuern kann.
Ein Mann mit Schutzkleidung und Mundschutz sitzt in einer Metrostation in Madrid auf einer Bank. 
Spanien in der Coronakrise
Die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez hat aufgrund der hohen Infektionsrate eine landesweite Ausgangssperre verhängt um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Diese Maßnahme stößt bei den meisten Spaniern auf Verständnis.
Hotels für die Berufspendler in Luxemburg
Höchste Zeit, ließe sich sagen. Denn auch die Infektions-Zahlen geben keine Entwarnung und erfordern eher Handlungsfähigkeit. In Spanien waren innerhalb von 24 Stunden 1000 neue Infektionen registriert worden.
Für Probleme sorgen unterdessen die bislang unterschiedlichen Maßnahmen an den Grenzen, angefangen bei Kontrollen bis hin zu Schließungen. Deutschland hatte gestern die Grenze zu Luxemburg abgeriegelt. Das Großherzogtum ist allerdings abhängig von einer großen Anzahl von Berufspendler, die jeden Tag zur Arbeit ins Land fahren.
Jetzt steht vor allem das Gesundheitswesen unter Druck. Deshalb hat Luxemburgs Regierung angekündigt, ausländischen Berufspendlern Hotelzimmer zur Verfügung zu stellen, damit Ärzte und Krankenschwestern zur Arbeit kommen können.
Die EU-Kommission will in dieser Lage koordinierend eingreifen. Bevorzugte Abfertigungsspuren sollen den schnellen Weitertransport von Medikamenten oder Lebensmitteln in der Europäishcen Union sicherstellen. Zeitlich begrenzte Beschränkungen für nicht-notwendige Reisen in die EU sollen die Anzahl an Reisen von Menschen aus Drittstaaten verringern.
Ab heute Mittag schon soll nach den Worten von Frankreichs Präsident Macron der Einreisestopp in den Schengenraum gelten. Über die Leitlinien für das Grenzmanagement sollen die EU-Staats- und Regierungschefs heute in einer Videokonferenz am späten Nachmittag beraten.