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Coronavirus
Tübinger Unternehmen sucht nach Impfstoff

Das Coronavirus ist in Deutschland angekommen. Bei mehreren Erkrankten wurde eine Infektion mit dem Virus inzwischen bestätigt. Aber auch in einem Forschungslabor in Tübingen ist das Virus inzwischen eingetroffen. Dort suchen die Mitarbeiter nach einem Impfstoff.

Von Peter Binder | 03.02.2020
Eine Illustration des Corona-Virus.
Das Tübinger Unternehmen CureVac sucht einen Impfstoff gegen das Corona-Virus (www.imago-images.de)
Die CEPI, eine internationale Initiative "zur Beschleunigung der Impfstoffentwicklung gegen aufkommende Infektionskrankheiten", an der auch das Bundesforschungsministerium beteiligt ist, hat einem Biotech-Unternehmen in Tübingen einen millionenschweren Auftrag gegeben. CureVac, so heißt das Tübinger Unternehmen, bekommt bis zu 8,3 Millionen Dollar, um damit schnellstmöglich ein Mittel zu entwickeln, herzustellen und zu testen, das Menschen immun gegen das neue Corona-Virus machen soll. Schnellstmöglich, das bedeutet laut Franz-Werner Haas vom CureVac-Vorstand:
"Es gibt einen Entwicklungsplan, der wenige Monate umfasst. Sollte das unterschritten werden können, ist es natürlich ein toller Erfolg, man muss natürlich auch realistisch sein, dass auf dem Weg – der Virusstamm ist unbekannt – Unwägbarkeiten auftreten, aber das ist das klare Ziel, worum es jetzt auch geht, und da auch mit den regulatorischen Behörden drüber gesprochen wird."
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Wobei Haas davon ausgeht, dass auch die Behörden bei den Genehmigungsverfahren dafür sorgen werden, dass alles so schnell wie möglich geht:
Neues Verfahren für Impfstoffe aus RNA
"Wir sind in enger Abstimmung mit den Behörden, die ja auch gerade ein großes Interesse daran haben, von dem normalen medizinprodukt-zulässigen Weg vielleicht auch Ausnahmen zu machen, wenn bestimmte Kriterien eingehalten werden."
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Bei einem Medikament, das Menschen verabreicht wird, darf man eben keine Kompromisse machen. Einen Impfstoff gegen die Tollwut, den CureVac derzeit entwickelt, haben Versuchspersonen problemlos vertragen – allerdings ist auch der noch nicht auf dem Markt, sondern noch in der Erprobungsphase. Auf dem Markt hat CureVac noch kein einziges Medikament. Das liegt mit am radikal neuen Ansatz, den das Biotech-Unternehmen entwickelt. Wenn’s klappt, kann man damit nämlich viel schneller und flexibler Impfstoffe entwickeln als mit bisherigen Verfahren. Das funktioniert so: Wie bei anderen Impfungen auch gibt man dem Körper Informationen über mögliche Eindringlinge wie Viren, sodass er Antikörper bilden kann. Das tut man aber mit RNA, einem Botenstoff für genetische Informationen im Körper, der sich sozusagen beliebig beschriften lässt. Die Idee hatte Unternehmensgründer Ingmar Hoerr:
Wettlauf gegen das Virus
"Das ist sozusagen das Revolutionäre an diesem Ansatz, dass letztlich diese Technologie sehrbreit einsetzbar ist, im Bereich der Impfstoffe, im Bereich der Krebs-Immuntherapie aber auch im Bereich der Enzymdefekte zum Beispiel. Aber auch im Bereich der Antikörper-Herstellung, so dass der Körper direkt die Informationen kriegt, das zu machen, das heißt, es braucht diesen umständlichen Pharma-Prozess gar nicht mehr, sondern der Körper macht eigentlich genau das gleiche. Also im Körper selbst wird dieser Antikörper hergestellt."
Eine Frau hält hinter einer Milchglasscheibe eine Spritze an den Oberarm eine anderen Frau.
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Aktuell heißt das also: Das Ziel sind Antikörper gegen das neuartige Corona-Virus. Dazu muss zunächst die Struktur des Virus analysiert werden, erklärt CureVac-Vorstandsmitglied Franz-Werner Haas:
"Sobald sie sie kennen, brauchen wir für unsere Technologie erstmal die Konstrukte, die werden extern hergestellt. Das dauert zwei bis drei Wochen. Daraufhin bauen wir dann unsere RNA und optimieren diese RNA, und dann wird dann dieser Virusstamm drauf-codiert und dann eben produziert."
Dabei ist das Tübinger Biotech-Unternehmen nicht das einzige beim weltweiten Wettlauf um einen Impfstoff – die internationale Initiative CEPI investiert auch in Projekte mit mehreren amerikanischen Pharma-Unternehmen sowie Universitäten in den USA und in Australien. Letztlich geht es aber nicht darum, einen Wettlauf gegen andere Forscher zu gewinnen – sondern gegen das Virus.