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Wie kann Telemedizin bei der Behandlung von COVID-19 helfen?

Der virtuelle Besuch beim Arzt ist in Deutschland möglich, aber das Angebot ist eher spärlich. Doch durch die Corona-Pandemie könnte sich die sogenannte Telemedizin nun verändern. Diese könnte genutzt werden, um Patienten zu betreuen. Doch was ist derzeit überhaupt möglich?

Von Volkart Wildermuth | 01.04.2020
Hausarzt spricht während einer Videosprechstunde in seiner Praxis mit einer Patientin
Virtuelle Betreung durch einen Arzt (picture alliance / dpa / Monika Skolimowska)
Das Digitale gewinnt in Corona-Zeiten an Bedeutung: Die Enkel reden Online mit der Oma und gearbeitet wird zu Hause – im Home Office oder Mobile Office. Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen hat gerade ein virtuelles Krankenhaus eingeweiht, und die Bundesregierung diskutiert über Tracking-Apps. Es sieht so aus, als ob digitale Ansätze auf vielen Ebenen greifen könnten - auch, um bei der Versorgung von COVID19-Patienten zu helfen.
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Gibt es in Deutschland bereits sogenannte Tracking-Apps?

Solche Apps gibt es in Deutschland noch nicht (Stand 1. April 2020). Aber es stehen mehrere Projekte in den Startlöchern. Die Grundidee dahinter ist jeweils ähnlich: Die Apps der Nutzer merken sich über GPS, wo das Telefon unterwegs war, oder sie registrieren andere Handys in der Nähe per Bluetooth. Wenn jemand positiv getestet wird, dann kann er das in der App melden und über diese App werden dann an alle Personen Warnungen verschickt, die in den letzten 14 Tagen Kontakt mit dem oder der Infizierten hatte. Eines der Projekte nennt sich Pandoa und ist auf dem Hackathon "WirVsVirus" entstanden, den die Bundesregierung veranstaltet hat. Pandoa baut auf einer Tracking-App für Hunde auf. Im Moment laufen Verhandlungen mit offiziellen Stellen, denn nur mit deren Unterstützung gibt es Zugang zu den App Stores.

Was ist heute schon an digitaler Unterstützung verfügbar?

Es gibt bereits die CovApp der Berliner Charité - ein Angebot, das sich ständig weiterentwickelt. Es richtet sich an jene Personen, die Sorge haben, sich mit dem neuen Coronavirus infiziert zu haben. In dieser App werden Symptome abgefragt, Kontakte und auch weitere Risiken. Schlussendlich gibt es nach den Regeln. des Robert-Koch Institutes eine Aussage: Die Person sollte sich testen lassen oder hat vielleicht nur eine normale Erkältung. Wem das nicht reicht, der wird von der App auch weitergeleitet an die Video-Sprechstunde der Charité oder ähnliche Angebote in anderen Regionen Deutschlands. Videosprechstunden gibt es schon seit geraumer Zeit. Sie werden aber derzeit immer beliebter.

Könnten COVID-19 Patienten Telemedizin profitieren?

Telemedizin gibt es bereits seit längerem bei Patienten mit anderen Erkrankungen. Theoretisch geht das auch bei COVID-19-Patienten. Die regelmäßige Messung des Sauerstoffgehalts im Blut wäre dabei besonders aussagekräftig, aber dafür gibt es nicht ausreichend Geräte für die Patienten zu Hause. Es gab bereits ein virtuelles Treffen, um ein bundesweites Projekt aufzusetzen. Patienten sollen dann ihre Symptome eintragen können und Ärzte können daraufhin die Behandlung virtuell nachsteuern. Dieses System soll nach Angaben von Peter Gocke, Chief Digital Officer der Charité, bald möglich sein.

Können auch schwer an COVID-19-Erkrankte von Telemedizin profitieren?

Ja, das können sie. Es gab einen Innovationsfond für Digitalisierungsprojekte im Gesundheitswesen. Ein Ergebnis davon ist das virtuelle Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen.
Die Universitätsklinken in Aachen und Münster stehen mit Videokonferenzen mit 17 kleineren Krankenhäusern und 100 Arztpraxen in Kontakt, um über Fälle in der Intensivmedizin und Infektionspatienten zu besprechen. Das kommt genau passend zur Corona-Epidemie. An den beiden Uniklinken sind in den vergangenen drei Jahren rund 15.000 Televisiten gemacht worden, laut Telemedizin-Experte Günther von Aalst aus Aachen. Dieses Vorgehen soll jetzt aufgrund der Corona-Epidemie auf ganz Nordrhein-Westfalen ausgeweitet werden. An der Charité in Berlin gibt es ein ähnliches Projekt bei dem elf Stationen in Berlin und Brandenburg miteinander verknüpft werden. Dabei sind Visiteroboter im Einsatz. Auf einem Bildschirm sehen der Arzt vor Ort und sein Patient das Gesicht des Spezialisten der Charité in Lebensgröße. Diese wiederum kann eine hochauflösende Kamera fernsteuern um sich den Patienten genau anzusehen. Es geht bei allen digitalen Ansätzen um eine Lastenverteilung.