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Corso Spezial "Johannesburg"
Der visionäre Stadterneuerer

Die ersten Geschäfte machte er mit 15, die erste Immobilie kaufte mit 19. Mit 20 hatte Jonathan Liebmann seinen ersten Coffee-Shop und mit 21 bereits 17 Wäschereien. Im östlichen Ende der Innenstadt Johannesburgs hat ihn Marietta Schwarz getroffen.

Von Marietta Schwarz | 09.06.2014
    Junginvestor Jonathan Liebmann / Rechte Marietta Schwarz ACHTUNG: Bild nur für Corso-Spezial am 09.06.2014 freigegeben!
    Junginvestor Jonathan Liebmann / Rechte Marietta Schwarz (Marietta Schwarz)
    Als Jonathan Liebmann uns das Café betreten sieht, kippt er schnell seinen Espresso herunter, beendet das Telefongespräch und fährt sich durch die pechschwarzen, stark gegelten Haare. Ein paar kumpelhafte Worte mit dem Personal werden ausgetauscht. Dann stehen wir auf der Straße. Liebmanns Straße, wenn man so will...
    "Wir haben hier seit 2008 35 Gebäude gekauft. Innerhalb eines Quadratkilometers. In diesem Jahr kommen noch mal zehn dazu. Dreiviertel der Gebäude standen leer, die anderen waren gewerblich genutzt: Lagerhallen, Werkstätten und solche Sachen. Nur zwei Wohnhäuser waren dabei. Die Bewohner sollen hier auch wohnen bleiben."
    Jonathan Liebmann läuft mit uns die Fox Street entlang – eine Straße, die auch in einem angesagten Viertel irgendwo sonst auf der Welt sein könnte: In London, in Berlin oder in Brooklyn/New York. Es gibt Coffeeshops, Ateliers und Galerien, und viele Bartträger. Und überall wird gebaut. Liebmann ist Investor und hat sich hier, am östlichen Ende von Downtown Johannesburg, ein kleines Hipster-Viertel errichtet. Das taufte er "Maboneng", übersetzt so viel wie "Platz des Lichts".
    "Als ich 2007 von meiner Weltreise zurückkam, kam mir das Leben in den Suburbs so langweilig vor, und ich dachte über einen alternativen Lifestyle nach – für mich und die Leute um mich herum. Ich zog hierher, Downtown Johannesburg war so ziemlich an seinem Tiefpunkt angekommen. Viel Leerstand, kein ganzheitliches planerisches Konzept. Es brauchte einfach Stadtplaner wie mich."
    Liebmann ist 31, kein Stadtplaner, nein, aber ein echter Businessman. Ein Goldgräber.
    "I've been doing business since I was fifteen...."
    Die ersten Geschäfte machte er mit 15, die erste Immobilie kaufte mit 19, mit 20 der erste Coffee-Shop, und mit 21 hatte er 17 Wäschereien.
    "I started a chain of 17 laundries across Johannesburg and Pretoria."
    Inzwischen wird Jonathan Liebmann auch vom Ausland als Johannesburgs visionärer Stadterneuerer gefeiert, gilt er doch als derjenige, der die Künstler und die Kunst in die darbende Innenstadt holt und ihr das zurückgibt, woran es lange Zeit mangelte: ein Stück sicheren und angenehmen öffentlichen Raum. Im vergangenen Jahr eröffnete er mit seiner Firma sogar ein Design-Museum:
    "Wir dachten, wenn die öffentliche Hand das nicht macht, machen wir es eben selbst. Der große Vorteil für Investoren in Johannesburg ist, dass die lokale Verwaltung sich aus allem raushält, das finde ich sehr lobenswert. Es wäre zwar ihre Aufgabe, sich um die Überwachung, Sauberkeit und die Grundstrukturen des öffentlichen Raums zu kümmern. Aber das Fernbleiben des Staates lässt dem privaten Sektor eben auch einen enormen Spielraum."