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Cosimo I. de' Medici vor 450 Jahren gekrönt
Großherzog der Toskana mit Sinn für Kultur

Mit Gewalt und Schläue kam Cosimo I. an die Macht: Vor 450 Jahren wurde er zum ersten Großherzog der Welt gekrönt. Neben den politischen Geschäften förderte er Kunst, Literatur und Wissenschaft - denn er wusste, dass nur Kultur einem Land dauerhaft Identität geben kann.

Von Christoph Schmitz-Scholemann | 05.03.2020
    Der Großherzog der Toskana, Cosimo I. de' Medici (1519-1574) auf einem berühmten Gemälde von Bronzino
    Der Großherzog der Toskana, Cosimo I. de' Medici (1519-1574) auf einem Gemälde von Bronzino (Fine Art Images)
    Der Prunk, mit dem Cosimo I. von Medici am 5. März 1570 in Rom zum Großherzog der Toskana geweiht wurde, stand dem einer Kaiserkrönung wenig nach. In Samt und Seide, Hermelin und Taft gekleidet zog Cosimo in die Sixtinische Kapelle ein. Papst Pius V. küsste den Knienden auf beide Wangen und sagte:
    "Empfange die Krone und wisse, dass Du berufen bist zum Verteidiger des Glaubens, bestimmt zum Schutz der Witwen und Waisen und aller, die im Elend liegen."
    Cosimo war damit der erste Großherzog der Welt. Er entstammte der Florentiner Bankiers-Dynastie der Medici. Sie hatte sich im 14. und 15. Jahrhundert durch Geldgeschäfte europaweit vernetzt und die Geschicke der Stadtrepublik Florenz bestimmt. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts konnten sich die Medici allerdings nur noch phasenweise an der Macht halten.
    Mit 17 Jahren Stadtherr
    Der 1519 geborene Cosimo, so die Hoffnung seiner Familie, sollte eines Tages den alten Glanz wiederherstellen. Sein Äußeres war vielversprechend, wie ein früher Biograf schrieb:
    "Seine Haare lockig, sein jugendliches Gesicht hübsch, volle Lippen, aufmerksame Augen, fester Gang, eine leise, aber klare Stimme, ein Blick, der Furcht verbreiten konnte."
    Anfang 1537 bekam Cosimo seine große Chance: Der gerade herrschende Regent war hinterrücks erstochen worden. Wenige Tage später schoben Medici-freundliche Kräfte den 17-Jährigen ins Amt des Stadtherrn. Als sich eine Gruppe Republikaner bewaffnete, um Cosimo zu vertreiben, zeigte der, aus welchem Holz er geschnitzt war. In einer Schlacht vor den Toren von Florenz schlug er den Aufstand gnadenlos nieder und verschaffte sich Respekt. Ein Augenzeuge beschrieb die Reaktion des Volks von Florenz:
    "Überall herrschte große Freude. Aus den Fenstern von Cosimos Palast wurde Brot geworfen und aus zwei Holzleitungen floss der Wein in Strömen."
    In der Ehe glücklich - in Dienstgeschäften harte Hand
    Es war ein schwieriges Amt, das Cosimo antrat. Die Machtverhältnisse in Italien waren vertrackt. Der Norden war zersplittert in kleine Herzogtümer und Republiken. Die großen Gegenspieler mischten überall mit: von Rom aus der Papst und von Madrid aus der Kaiser. Cosimo lavierte zwischen beiden und erweiterte seine Herrschaft auf die gesamte Toskana. Dem Kaiser zu Gefallen heiratete er 1539 die Tochter eines spanischen Markgrafen. Das erwies sich als eine glückliche Fügung. Ein Beobachter schrieb:
    "Der Herzog und seine Frau sind wirklich verliebt, sie sind fast immer zusammen und leben in Saus und Braus."
    Dienstlich war mit Cosimo I. allerdings nicht zu spaßen. Er reorganisierte mit harter Hand Verwaltung und Justiz. Über Beamte hatte er eine klare Meinung:
    "Sie verkehren die Gerechtigkeit in ihr Gegenteil und kreuzigen die Armen."
    Identitätsstiftende Kraft der Kultur erkannt
    Daneben investierte er in Kultur und Wissenschaft. Er ließ die Werke der damals schon halbvergessenen Dichter Dante und Petrarca neu herausgeben. Die Wiedereröffnung der Universität von Pisa, der Bau der Uffizien, Kunstwerke auf den Plätzen der Stadt, die Ansiedlung einer großen Verlagsdruckerei, die Gründung mehrerer Akademien – das alles unternahm er mit dem Ziel, die identitätsstiftende Kraft der Kultur und der Sprache zum Wohlergehen der Bürger zu nutzen - und natürlich zur Festigung seiner Macht.
    Die Krönung zum Großherzog 1570 wurde sein politisches Meisterstück. Den eigentlich dafür zuständigen Kaiser hatte er übergangen und sich direkt an den Papst gewandt. Den bestach er mit der Zusage, ihn im Krieg gegen die Türken zu unterstützen. Persönliches Glück brachte das neue Amt Cosimo allerdings nicht. Schon bald nach seiner Krönung erlitt er mehrere Schlaganfälle.
    Im April 1574 starb Cosimo I. Das Großherzogtum Toskana ging 1860 im neuen italienischen Nationalstaat auf. Cosimos Wirkung auf die italienische Kunst und Literatur hält bis heute an.