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Countrymusiker Kinky Friedman
"Man muss mit etwas scheitern, damit anderes gelingen kann"

Kinky Friedman ist Schriftsteller und Country-Musiker. Auch als Politiker hat er sich schon versucht. In seinen Romanen nennt sich selbst "Kinkster". 1986 erschien sein erster Roman "Greenwich Killing Time", der erst 1992 ins Deutsche übertragen wurde. Jetzt ist er auf Tournee, auch mit seinem Album von 2015: "The Loneliest Man I Ever Met".

Von Knut Benzner | 06.05.2016
    Kinky Friedman mit dem einzigen Deutschland-Konzert seiner BiPolar Tour 2013
    Kinky Friedman mit dem einzigen Deutschland-Konzert seiner BiPolar Tour 2013 (imago stock&people)
    "Wenn ich aus Afrika kommen würde oder so, hätte ich mir hier in Deutschland vielleicht die Schlösser angesehen. Und ein Jägerschnitzel gegessen, oder was zur Hölle sie sonst hier haben. Als ich gestern Abend kam, mit dem Zug quer durch Österreich: man kommt in eineinhalb Stunden an Mozarts Geburtsort, an Hitlers Geburtsort und an Arnold Schwarzeneggers Geburtsort vorbei. Die Geschichte der Menschheit", scherzt Friedman.
    Er hat Humor. "Aber ich bin nicht hier, das ist kein Lehrvortrag, nichts moralisches oder dergleichen." Kinky Friedman, jüdisches Elternhaus und zumindest ein, zwei Songs, die diese Angelegenheit aufnehmen: Etwa "They Ain´t Making Jews Like Jesus Anymore".
    Country. Er, der mit dem Friedenscorps in Borneo war, der in Austin, Texas, Psychologie studiert hatte, war Country-Sänger, er und seine Band, die Texas Jewboys. Wann hatte er angefangen? "Wann ich angefangen habe, die Deutschen zu hassen oder womit?"
    Mit Musik. Wann also? "Mit elf schrieb ich meinen ersten Song", so Friedman. Im Alter von 11. Klar. Wie auch immer, erfolgreich war die Country-Karriere nicht. Autobiographisch, anekdotenhaft, philosophisch.
    "Letztlich war es ein tragischer Fehler, dass ich zuerst bei der Country-Musik landete. Wenn ich mit den Romanen begonnen hätte, wäre ich jetzt wahrscheinlich John Grisham oder James Michener. Auf jeden Fall, Schreiben braucht Zeit, aber man muss mit etwas scheitern, damit anderes gelingen kann."
    "Humor ist dann lustig, wenn er nahe an die Wahrheit kommt"
    1986 erschien sein erster Roman, 1992 erst auf Deutsch "Greenwich Killing Time". Der "Kinkster", er nennt sich selbst in seinen Romanen Kinkster, war nach New York gegangen und schrieb Kriminalromane, autobiografisch, anekdotenhaft, philosophisch. Er hat eine Katze, qualmt, was die Lunge hergibt und läuft mit Cowboyhut quer durch die Gegend, die in den 60ern das Zentrum der Folkies gewesen war.
    "Das meiste was ich schreibe, wenn es denn lustig ist, ist wahr. Humor ist dann lustig, wenn er nahe an die Wahrheit kommt."
    Dann wollte er in die Politik. Er trat tatsächlich zu den Gouverneurswahlen in Texas 2006 an. Willie Nelson wäre, hätte er gewonnen, der Chef der Texas Rangers geworden, und weil Friedman, wie schon erwähnt, Katzenfreund ist, nahm er auch das Verbot der Amputation von Katzenkrallen in sein Wahlprogramm auf. Der Kinkster verlor.
    Seine letzte CD: The Loneliest Man I Ever Met
    Seine letzte CD "The Loneliest Man I Ever Met", ist eine schöne CD, ganz ruhig, fast Folk. Ein paar eigene Songs, ein paar von ein paar anderen. Er lebe, meint er, nach wie vor in einem komischen Land. Zurzeit wahrscheinlich komischer denn je:
    "Wenn drei Männer in Kalifornien in ein Restaurant gehen, ich als einer von ihnen, eine Zigarre rauchend und mit Cowboyhut, neben mir einer, der seinen Penis heraushängen hat und daneben einer mit einem Uzi-Maschinengewehr, werde ich derjenige sein, über den sie herfallen, die Polizei holen und in den Knast stecken."
    Weil er raucht. "Genau. Mich haben sie mitgenommen. Und der mit dem Penis und der mit dem Maschinengewehr wundern sich, wo die anderen alle hin sind."