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Craft Spirits Festival "Destille"
Der Trend zum handgemachten Schnaps

Gin aus München, Whisky von der Havel, Kräuterliköre aus Berlin: Auf dem dritten Craft Spirits Festival "Destille" in Berlin präsentieren Schnapsbrennereien handgemachte Spirituosen. Ähnlich wie bei Wein und Lebensmitteln steigt auch bei Hochprozentigem die Nachfrage nach regionaler Produktion und hochwertigen Zutaten.

Von Juliane Neubauer | 04.04.2014
    Alkoholflaschen stehen aufgereiht auf Regalen in einer Bar.
    Craft Spirit vereint Gins, Liköre, Whiskys und anderes Hochprozentiges von Herstellern, die mit hochwertigen Zutaten regional produzieren. (picture alliance / dpa / Britta Pedersen)
    "- Zitrone kannst du haben, ist meistens nicht förderlich für den Geschmack ...
    - Nee, brauch ich nicht, Danke."
    Theo Ligthart steht hinter einer hellen Holztheke und reicht seiner Kundin zwei randvoll gefüllte Gläser mit Gin Tonic. Keine Zitrone, dafür zwei Eiswürfel. Es ist ein besonderer Gin Tonic. Denn in ihm steckt Craft Spirit - also handgemachter Gin von einer jungen Brennerei aus Weimar. Craft Spirit vereint Gins, Liköre, Whiskys und anderes Hochprozentiges von Herstellern, die mit hochwertigen Zutaten regional produzieren. Ein Trend, der im Spirituosenbereich fast etwas spät ankommt, sagt Festival-Veranstalter Theo Ligthart:
    "Wenn man sich zurückerinnert, vor 20 Jahren wurden Spirituosen hauptsächlich mit weißen Stränden beworben, mit Palmen oder mit wolkenverhangenem Schottischem Hochland. Es ging um ein gewisses Fernweh. Heute interessiert man sich eben für Produkte aus der Region. Bei Lebensmitteln oder auch bei Wein sieht man diesen Trend schon seit einigen Jahren - in der Spirituosenwelt fängt das erst jetzt allmählich an."
    Und wird auch bei den Konsumenten immer beliebter. Denn genau wie bei Wein und Lebensmitteln steigt auch im Spirituosen Bereich die Nachfrage nach originellen und regionalen Produkten. Dafür wird auch gerne ein hoher Preis gezahlt. Der teure Tropfen wird dann nicht einfach runter geschüttet, sondern Schluck für Schluck genossen.
    Theo Lighthart kommt selbst aus der Craft Spirit Szene. Seit einigen Jahren brennt er in Brandenburg seinen eigenen Korn. Um für die Szene in Deutschland mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, suchte er sich 2012 zehn weitere kleine Brennereien und veranstaltete das erste Destille-Festival. 2013 holte er sich für die Organisation dann noch Thomas Kochan ins Boot. Kochan hat sich immer schon für Spirituosen interessiert. Promovierte sogar zur Geschichte des Alkohols. Und besitzt heute einen Craft Spirit laden in Berlin-Prenzlauerberg. Er erinnert sich noch genau an den Moment, als er seine Begeisterung für Craft Spirit entdeckte:
    Mix aus Schnäpsen - Zusammentreffen von Generationen
    "Ich hatte so eine Initialzündung, als ich das erste mal bei 'nem Obstbrenner im Kaiserstuhl an der kleinen Destille stand und er mir seine Meischebottiche gezeigt hat. Spirituosen mochte ich schon immer, sie mussten gut riechen, sie mussten gut schmecken, aber da ist mir klar geworden, dass es auch 'ne dritte Dimension gibt. Die Menschen dahinter, ihre Leidenschaft. Manchmal sage ich, das ist der ethische Genuss, und das würde ich gerne vorantreiben."
    Und das scheint mit dem Destille Festival zu klappen. Im dritten Jahr hat sich die Zahl der teilnehmenden Brenner mehr als verdreifacht. Drunter Gin aus München, Whisky von der Havel, Kräuterliköre aus Berlin. Ein Mix aus verschiedensten Schnäpsen aber auch ein Zusammentreffen von Generationen, erklärt Festivalorganisator Theo Ligthart:
    "Also das spannende bei uns ist, das wir auf dem Craft Destillers Market sowohl kleine alte Brennereien haben, die in vierter, fünfter Generations brennen, als auch junge Quereinsteiger, die jetzt mit neuen Spirituosen antreten und versuchen die Spirituosenbrachen aufzurollen."
    In den USA ist das schon etwas weiter voran geschritten. Dort gibt es Craft-Spirit-Messen und -Verbände über das ganze Land verstreut. In Europa sind Theo Ligthart und Thomas Kochan Vorreiter. Ein Festival, wie das in Berlin, gibt es in keinem anderen europäischen Land, sagt Ligthart. Man darf auch probieren, verspricht er. Der Fokus liegt in diesem Jahr auf Kräuterschnäpsen - bestimmt ohne Aromen, dafür mit echten Kräutern, häufig selbst angebaut. Ob man einen Unterschied schmeckt, muss dann jeder selbst entscheiden.