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D-Day-Gedenken
Ein Tag im Zeichen der Versöhnung

Staatsgäste aus der ganzen Welt haben in Portsmouth an jenen Tag vor 75 Jahren erinnert, als über 100.000 alliierte Soldaten in Richtung Normandie aufbrachen. 300 Veteranen waren dabei, als unter anderem die deutsch-französische Einheit beschworen wurde. Für einige von ihnen war es wohl die letzte D-Day-Feier.

Von Friedbert Meurer | 05.06.2019
Ein Veteran der britischen Armee nimmt an der Gedenkveranstaltung in Portsmouth zum 75. Jahrestag des D-Day, der Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg, teil.
D-Day-Gedenkveranstaltung in Portsmouth: 75 Jahre ist die Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg her. (dpa / Kay Nietfeld)
Appelle hallten von den Hafenanlagen von Portsmouth. So mag es auch vor 75 Jahren gewesen sein, als über 100.000 alliierte Soldaten in der Nacht auf den 6. Juni in ihren Schiffen Richtung Normandie aufbrachen. Staatsgäste aus der ganzen Welt nahmen an der Gedenkfeier teil und hatten ihren Ehrenplatz auf der Bühne. Aber im Mittelpunkt standen die D-Day-Veteranen, alle weit über 90 Jahre alt.
Es sei ihre eigene Generation gerade 18 Jahre jung, als die Invasion in der Normandie vom englischen Seehafen Portsmouth ihren Ausgang nahm.
"Als ich am Gedenken 60 Jahre nach dem D-Day teilnahm, glaubten manche, dass wäre jetzt das letzte große Gedenken. Aber die Kriegsgeneration, meine Generation, ist widerstandsfähig. Ich freue mich sehr, dass Sie mit mir heute hier in Portsmouth sind."
"Bald werden wir nicht mehr da sein"
Die Gäste der Gedenkfeier spendeten den Veteranen, wenn sie auf die Bühne kamen, immer wieder stehend Applaus. Auch die Queen stand immer wieder auf, um zu applaudieren. 300 D-Day-Veteranen waren gekommen. Sie sind jetzt schon auf dem Seeweg weiter in die Normandie, so wie sie vor 75 Jahren auch ihre riskante Reise antraten.
"Es ist wichtig, dass wir hier gedenken. Ohne den D-Day hätte vielleicht Hitler unser Land erobert, aber das ist dankenswerterweise nicht geschehen."
"Das werden wir vielleicht nie wieder erleben. Ich glaube, das ist jetzt das letzte Gedenken dieser Art. Wir sind alle schon so alt, bald werden wir nicht mehr da sein."
Die Erinnerungsveranstaltung war eindringlich und emotional. Politische Reden wurden keine gehalten, stattdessen trug US-Präsident Donald Trump ein Gebet vor, dass Präsident Franklin D. Roosevelt damals gesprochen hatte. "Allmächtiger Gott, unsere Söhne, der Stolz der Nation, wagen heute ein gewaltiges Unterfangen. Ein Kampf, um unsere Republik zu retten, unsere Religion und Zivilisation, zugunsten einer geschundenen Humanität.
Vereint im Streben nach dem Weltfrieden
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron bedankte sich zu Beginn im Namen seiner Nation für die Anstrengungen der Alliierten am D-Day. Dann las er aus dem Abschiedsbrief eines 16-jährigen französischen Widerstandskämpfers vor, der von den Nazis hingerichtet wurde.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach selbst nicht, im Gedenken wurde aber das Verhältnis zum heutigen Deutschland ausdrücklich hervorgehoben. "Wir stehen Seite an Seite mit der Kanzlerin Deutschlands. Unsere Nationen haben sich längst versöhnt und sind vereint im Streben nach dem Weltfrieden."
Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump kamen am Rand des Gedenkens kurz zu einer Unterredung zusammen. Sie hätten internationale Fragen wie die Lage in Libyen und Westafrika diskutiert, weitere Details wurden nicht genannt.
Aber der Tag stand ganz im Zeichen von Versöhnung und dem Beschwören von internationaler Zusammenarbeit. Teilweise wurde das Ereignis sogar beschwingt gefeiert, mit Musik-Klassikern aus den 40er Jahren und dem bewegenden Abschiedslied "We‘ll meet again". Viele Veteranen sangen mit im Wissen, dass beim nächsten Erinnern nicht mehr alle mit dabei sein werden.