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DAB+
Digitales Radio weiterhin in der Diskussion

Von Christoph Sterz | 23.04.2016
    Auch wenn die Expertenkommission KEF gerne als zahnloser Tiger abgestempelt wird, weil die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten bezogen auf den Rundfunkbeitrag nur Empfehlungen ausspricht: Beim Thema DAB+ kann sie durchaus finanzielle Daumenschrauben anlegen; und genau das tut sie ab 2017, sagt der KEF-Vorsitzende Heinz Fischer-Heidlberger:
    "Wir betrachten jetzt nicht mehr DAB+ als gesonderten Übertragungsweg, sondern wir betrachten die Aufwendungen für DAB+ und für UKW gemeinsam und haben die Aufwendungen, die dafür angemeldet worden sind, einfach ein Stück weit gekürzt. Wir werden das auch in den nächsten Jahren tun. Wir wollen auf diesem Weg erreichen, dass erstens die Anstalten diese neue Technologie, die sie auch wollen, auch entsprechend ausbauen. Aber auf der anderen Seite auch dafür sorgen, dass eine unwirtschaftliche Technologie dann auch mal ein Ende findet."
    Die Rundfunkanstalten sollen sich also für einen Ausspielweg entscheiden – für UKW oder für DAB+. Vor allem die politischen Entscheider müssten sich festlegen, zum Beispiel, indem sie einen endgültigen Abschalttermin für UKW verkünden. Die KEF merkt aber auch an, dass die Verbreitung von DAB+ zurzeit noch sehr begrenzt ist; dass in Deutschland bisher nur ungefähr jeder zehnte Haushalt mindestens ein DAB-Gerät zur Verfügung hat.
    Genau das lässt Politiker wie den für Medien zuständigen nordrhein-westfälischen Staatssekretär Marc Jan Eumann grundsätzlich fragen, ob es nicht besser wäre, DAB+ maximal als Übergangstechnik zu nutzen, und stattdessen in Zukunft auch eine Kombination auf UKW und Internet zu setzen, auch wegen der privaten Marktteilnehmer.
    "Ich habe nicht gehört, dass die Zahl der kommerziellen Anbieter, die auch zu einer wichtigen Vielfalt in der Hörfunklandschaft beitragen, begeistert auf DAB+ starren, weil sie es nicht finanzieren können. Es gibt nach meinem Kenntnisstand kein überzeugendes Konzept, in absehbarer Zeit diese Vielfalt in DAB+ zu übersetzen. Außer, man überlegt ernsthaft, Steuergelder einzuzahlen. Oder ARD und Deutschlandradio regen an, die Simulcast-Kosten für die kommerziellen Anbieter im Sinne der Vielfaltssicherung zu übernehmen."
    Dass hinter DAB+ kein überzeugendes Konzept stecke, sehen die Digitalradio-Befürworter naturgemäß ganz anders, allen voran Deutschlandradio-Intendant Willi Steul, der sich seit Jahren für das Digitalradio einsetzt. Er hält das Festhalten an UKW für interessengeleitet.
    "Wer im Besitz dieser knappen UKW-Frequenz-Ressource ist, der kann sich auch vor Konkurrenz abschotten. DAB heißt: Es gibt keine Knappheit mehr, und man kann für wesentlich geringeres Geld eine nahezu unbegrenzte Zahl von Programmen veranstalten. Und das ist natürlich für diejenigen, die heute die Frequenzen besitzen, trotz der höheren Kosten nicht gerade wirklich wünschenswert."
    Zumindest in einem Punkt sind sich Kritiker und Befürworter einig: Das Internet als einziger Ausspielweg ist aktuell keine Option, weil es um enorme Datenmengen geht und weil es keine lückenlose Versorgung gibt. Aber während Eumann und andere Kritiker die Kombination aus UKW und Netz favorisieren, sind DAB+-Befürworter wie Willi Steul ganz klar für eine andere Kombination.
    "Die Zukunft ist digital. Und diejenigen, die sich gegen DAB+ wehren, die sagen, die Zukunft liegt im Internet und auf UKW. Wieso eigentlich? Die Zukunft ist digital, und da ist es das Internet in Kombination mit DAB+. Es ist kostengünstiger, es eröffnet eine viel größere Vielfalt und darüber wird gestritten, gut. Und der Streit geht weiter. Das ist noch lange nicht ausgeschnapst. Und wie gesagt, in über 40 Ländern ist DAB auf dem Vormarsch, und da sind wir mit dabei."
    Aber nur dann, wenn sich Politik und Sender gegen UKW und für DAB+ entscheiden. Und erst danach werden wohl auch Automobil- oder Smartphone-Hersteller nachziehen – sodass DAB+ erst dann eine echte Chance hätte, sich durchzusetzen.