Das Feature

Beutekunst aus dem Altersheim?

Anja Kempe · 21.01.2003
Sotheby’s in London meldete Rekordergebnisse: Die Versteigerung von 220 Fotografien aus den zwanziger und dreißiger Jahren brachten am 2. Mai 1997 sechs Millionen Mark. Die Fotografien von Man Ray, Edward Weston, El Lissitzky oder Umbo galten als verschollen, bis Sotheby’s mit einer Geschichte aufwartete, die nicht nur wie ein Märchen klang. Der Sohn einer Helene Anderson, hieß es im Auktionskatalog, habe die von seiner Mutter angelegte Sammlung zufällig in einem Koffer auf einem Frankfurter Dachboden gefunden.
Der Kölner Kunsthistoriker Herbert Molderings meldete in der FAZ massive Zweifel an der Herkunft der Bilder an, aber Sotheby’s wollte sich nicht durch Recherchen von einem Verkaufserfolg abhalten lassen.

Inzwischen steht fest: die fulminante Fotosammlung war von dem Dresdner Industriellen Kurt Kirchbach angelegt worden, und Sotheby’s erhielt sie von dem Schweizer Hans Joachim Burdack, dessen Ehefrau das Baseler Seniorenheim leitete, in dem die Witwe Kirchbachs im Juli 1995 verstorben war.

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pf-030121.rtf