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Das Gottes-Gen

Biologie. – Das Verhältnis zwischen Naturwissenschaften und Religion gilt gemeinhin als etwas gespannt. Dennoch zeigt der Siegeszug der einen und die offenbar wieder ansteigende Verwurzelung der anderen, dass beide offenbar zum Wesen des Menschen gehören. Dean Hamer versucht einen Brückenschlag.

Von Michael Lange | 10.12.2006
    Auch wenn der Titel etwas anderes verspricht: Ein "Gottes"-Gen gibt es nicht, das räumt auch der Autor ein, wohl aber eine natürliche Veranlagung für Spiritualität. Sie ist vererbbar. Jeder Mensch trägt sie in seinen Genen, aber sie ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Der Molekulargenetiker Dean Hamer nähert sich dem Phänomen "Glauben" mit rein naturwissenschaftlichen Methoden. Er beschreibt, wie Psychologen versuchen, den persönlichen Glauben eines Menschen und dessen Spiritualität zu messen, und er findet nach jahrelanger Forschung ein Gen, das gemeinsam mit anderen erblichen – und Umweltfaktoren verantwortlich ist für die unterschiedliche Neigung zur Spiritualität.

    Beim Lesen erfährt der Leser eine Menge über genetische Arbeitsmethoden. Ihre lebendige, anschauliche und sachkundige Beschreibung ist eine Stärke dieses Buches. Über Gott sagt dieses Buch nur wenig, wohl aber über die Menschen, die an einen Gott glauben. Entzaubern aber kann Dean Hamer den Glauben nicht, und er will es auch gar nicht. Stattdessen versucht er, zwei vielfach getrennte Welten zusammen zu führen.

    Dean Hamer: Das Gottes-Gen. Warum uns der Glaube im Blut liegt
    ISBN 3-466-36727-1
    Kösel, 270 Seiten, 19,95 Euro