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Das große Geschäft mit den Übertragungsrechten

Die Sommerspiele 1936 in Berlin waren die allerersten, die am Fernsehen übertragen wurden, die Zuschauerzahl war damals noch überschaubar. Erst die Winterspiele 1956 in Cortina d'Ampezzo erreichten ein internationales Publikum und 1960 zahlten Fernsehsender erstmals für Übertragungsrechte. Die sind seitdem immer teurer geworden und haben sich bis heute zu einem Milliardengeschäft entwickelt.

Von Heinz Peter Kreuzer | 24.07.2012
    Der größte Anteil der Fernsehgelder kommt aus den USA, das US-Network NBC zahlt alleine für die Sommerspiele in London fast 1,2 Milliarden US-Dollar plus ein Sponsoring in Höhe von 200 Millionen US-Dollar. Insgesamt nimmt das Internationale Olympische Komitee IOC für Olympia 2010 in Vancouver und 2012 in London fast vier Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Für Rom 1960 legte der US-Sender CBS 394 000 auf den Tisch. Die Fernseherlöse machen gut die Hälfte der IOC-Einnahmen aus. Der Sport in aller Welt lebt von diesen Geldern. Ed Hula, Chefredakteur des Branchendienstes Around The Rings:

    "Mit den Einnahmen aus Fernsehrechten finanziert das IOC die Nationalen Olympischen Komitees und die Internationalen Sportverbände. Die Erlöse sind signifikant wichtig."

    Das IOC schafft immer mehr Wettbewerb und mit den Spielen von London endet die Ära der Europäischen Rundfunk-Union EBU. Die hatte in den vergangenen 56 Jahren für ihre Mitglieder, dazu gehören auch ARD und ZDF, die Fernsehrechte beim IOC eingekauft. Für London hatte die EBU noch 570 Millionen US-Dollar bezahlt. Bei der vergangenen Ausschreibung im Jahr 2009 kam der Rechtehändler Sportfive zum Zug. Für einen Garantiepreis von etwa einer Milliarde US-Dollar erwarb er die Lizenzen für 40 europäische Länder. Die wichtigsten und lukrativsten Märkte wie beispielsweise Deutschland und England vermarktet das IOC selbst. IOC-Vize-Präsident Thomas Bach sagte damals:

    "Wenn die EBU ja nicht dabei ist, heißt das ja nicht, das öffentlich-rechtliche Sender nicht dabei sind. Im Gegenteil, es gilt ja auch der Ausschreibungsteil der frei empfangbares Fernsehen klar präferiert, nicht nur präferiert, sondern auch zur Auflage macht, dass nämlich mindestens 200 Stunden im frei empfangbaren Fernsehen übertragen werden müssen."

    Mittlerweile haben ARD und ZDF ebenso wie die BBC die Rechte für zukünftige Olympische Spiele erworben. Nicht nur der Wettbewerb steigert die Preise, mit Internet und Neuen Medien ist ein neuer Markt entstanden. Olympiaexperte Ed Hula:

    "Das IOC hat entschieden, dass die Sender neben den Fernsehlizenzen auch die Internetrechte erhalten. Denn sie haben Erfahrung mit Bewegtbildern und außerdem will man die Fernsehsender erst einmal vor Konkurrenz schützen."

    Die Rechte lagen auch in der Vergangenheit bei den Fernsehsendern. Doch um sich nicht selbst Konkurrenz zu machen, wurden sie nicht effektiv genutzt. In London ändert sich das entscheidend. So nutzen ARD und ZDF das Internet, um parallel laufende Wettbewerbe live zu streamen. In der Vergangenheit wurden dazu die Digitalkanäle der öffentlich-rechtlichen Sender genutzt. Aber das IOC hat für die Zukunft auch andere Überlegungen.

    Mit Youtube als Partner geht das Internationale Olympische Komitee neue Wege. In 64 ausgewählten Ländern Afrikas und Asien werden die Spiele 2012 auf 11 Kanälen live gezeigt, dazu kommen Zusammenfassungen der Höhepunkte. Ein erster Testlauf, wie e in Technologieunternehmen als Sportfernsehen agiert.

    Weitere Teile der Serie:
    Großkonzerne und ihr Einsatz beim Sponsoring (Teil 5)
    Nicht alle profitieren vom Bauboom (Teil 4)
    Wenn Sicherheit verstärkt zum Kostenfaktor wird (Teil 3)
    Was der Mittelstand von Olympia 2012 hat (Teil 1)