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Das Internet kommt ins Auto

Egal ob im Zug, im Café und natürlich zu Hause: Das Internet ist inzwischen überall verfügbar. Bis auf eine einzige Ausnahme - und die ist auch noch des Deutschen liebstes Kind: das Auto.

Von Marcus Engert | 16.04.2011
    "Internet hätte jeder Vierte Deutsche auch gerne in seinem Auto. Das ergibt eine BITKOM-Umfrage. Bei den Unter-Dreißig-Jährigen sind es sogar vier von zehn."

    So klingt es 2011 in einem Auto! Und was dahinter steckt, ist ein längst überfälliger Paradigmenwechsel. Denn das Auto ist bisher der letzte weiße Fleck auf der Internet-Landkarte. Nun ist Mails vorlesen nicht gerade fortschrittlich – was kann das also bringen, Internet im Auto? Gordon Bolduan vom Fachmagazin "Technology Review":

    "Können all das was auf dem Smartphone stattfindet – es findet eine Verknüpfung von Ort und Daten statt – ein System zielt darauf ab, freie Parkplätze anzeigen - auch bessere Routenplanung – können auch so was wie Telefonieren übernehmen."

    Das Auto wird also einerseits zum Arbeitsraum: Mails beantworten, Korrespondenz abarbeiten, digitale Terminkalender mit dem Navi synchronisieren.

    Das Auto wird andererseits aber auch zum Unterhaltungsraum: Chatten, Skypen, Videos oder Hörspiele für die Kinder - und der Beifahrer plant während der Fahrt Ausflüge, sucht Fotos und bucht das Hotel.

    Es geht aber nicht nur um Bespaßung, sondern auch um Sicherheit: Die Zukunftsvisionen gehen dahin, dass Autos untereinander und mit dem Straßennetz kommunizieren. So sollen andere Fahrzeuge in naher Reichweite als Sensoren genutzt werden, als Vorausposten: Diese warnen bei Blitzeis, Nebelbänken oder Unfällen. Wie das gehen kann, erklärt Deutschlands bekanntester Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen:

    "Die Autos bildlich gesprochen 'reden miteinander', 'sehen sich' und informieren sich, sodass Problemfelder wie zum Bsp. Der Unfall hinter Kurve frühzeitig von meinem Auto erkannt werden, weil mein Auto sich mit dem nach der Kurve sich unterhält."

    In rund zwanzig Jahren soll das so weit gehen, dass die Autos selbstständig fahren – miteinander und mit der gesamten Verkehrssteuerung vernetzt.

    Doch zurück ins hier und heute: Noch ist das Auto der letzte internetfreie Raum. Bisher wurde Internet im Auto durch zu langsame und zu teure Funkverbindungen verhindert. Jetzt aber ändert sich das. Denn LTE kommt – das schnelle mobile Internet. Der Nachfolger von UMTS wird mitunter sogar die Geschwindigkeit von DSL-Leitungen übertreffen. Doch mit dem Smartphone oder Laptop kann man das noch nicht vergleichen, sagt Gordon Bolduan vom Fachmagazin "Technology Review".

    "Dadurch, dass das Auto sich bewegt, ist die Verbindungsqualität nicht so gut wie zum Beispiel beim Handy und dann ist auch die Frage der Eingabe ne offene Frage. Da experimentiert man noch: Das soll einmal über Sprache laufen oder über Touch-Displays."

    Zwei Baustellen gibt es also noch: die konstante Verbindungsqualität und einfache Bedienung.

    Die Verbindungsqualität: Es gibt Systeme, die das Smartphone benutzen. Und es gibt solche, die fest im Auto verbaut sind. Letztere sind im Vorteil: Denn diese Funkmodule im Auto sind dafür gemacht, schnell zwischen den Zellen eines Funknetzwerks zu wechseln.

    Und die Bedienung? Manche Hersteller setzen auf das Prinzip der guten alten Telefon-Wählscheibe: Es gibt einen großen zentralen Bedienknopf. Durch drehen und drücken wählt man mit dem die Buchstaben. Von flüssigem Tippen kann da jedoch keine Rede sein. Die Sprachsteuerung hakt oftmals – wie auch die Vorlesefunktion für Mails und Nachrichten.

    Das Fazit: Die spannendste Frage ist natürlich, was das alles kostet. Die Systeme selbst sind meist mit den besseren Radio- und Navigationssystemen gekoppelt und kosten dann zwei- bis dreitausend Euro. Die Datenverbindung kostet nichts, wenn sie übers Smartphone hergestellt wird - den Datentarif fürs Handy bezahlt man ja schon. Hat das Fahrzeug ein eigenes Funkmodul an Bord, muss für dieses ein Datentarif bezahlt werden. Nicht dabei ist hier natürlich: das Auto selbst. Und wie mit jeder neuen Technik läuft es auch hier so: Im Premiumsegment gibt's das schon - alle anderen sind vermutlich in ca. fünf Jahren so weit.