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"Das ist der wichtigste Preis, den ein Lehrer bekommen kann"

Der Deutsche Lehrerpreis wird vom Deutschen Philologenverband mit der Vodafone Stiftung Deutschland jährlich ausgelobt. Lehrer sollen nicht nur als reine Wissensvermittler geehrt werden, sondern auch als sozial engagierte Persönlichkeiten. Wir stellen ihnen zwei Preisträger vor.

Von Susanne Arlt | 26.11.2012
    O-Ton von Johanna Apelt auf polnisch:

    ... sagt Johanna Apelt über ihre ehemalige Polnischlehrerin Agnieszka Korman, was übersetzt bedeutet: Sie sind die beste Lehrerin in ganz Deutschland. Nach acht Jahren Polnischunterricht ist das wohl eines der größten Komplimente, das eine Schülerin ihrer Lehrerin machen kann. Als Johanna Apelt im Internet von dem Deutschen Lehrerpreis erfuhr, mobilisierte sie sofort ihre Mitschüler der zwölften Klasse des Augustum-Annen-Gymnasiums in Görlitz. Die Klasse musste online begründen, warum gerade ihre Polnischlehrerin diese Auszeichnung verdient hat, die der Deutsche Philologenverband gemeinsam mit der Vodafone-Stiftung Deutschland jährlich auslobt. Der Gedanke des Preises: Lehrer sollen nicht nur als reine Wissensvermittler geehrt werden, sondern auch als sozial engagierte Persönlichkeiten, die die jungen Menschen während dieser prägenden Lebensphase fördern und unterstützen. In ihrer Begründung schrieb eine Schülerin:

    "Mit ihrer ruhigen, geduldigen Art schaffte es Frau Korman immer auf die Schwächen jedes Einzelnen einzugehen. Allerdings schaffte sie dies so zu tun, dass keiner sich gedemütigt fühlte."

    Johanna Apelt kann das nur unterstreichen.

    "Also Frau Korman ist eine Lehrerin, die immer motiviert ist. Individuell fördert, aber trotzdem auf die ganze Klasse guckt. Das ist halt einfach die Motivation, die Frau Korman auf die Schüler überträgt, dass man dann auch das lernen möchte."

    Agnieszka Kormann stammt ursprünglich aus Polen. In Görlitz unterrichtet sie die Schülerinnen und Schüler, die an der bilingualen/binationalen Klasse teilnehmen. Die Gymnasiasten kommen aus Görlitz und dem benachbarten Polen und werden in beiden Sprachen unterrichtet. Darum sei es ihr besonders wichtig gewesen, dass die Klasse auch zusammenwachse, sagt Agnieszka Korman. Dass sie jetzt den Deutschen Lehrerpreis erhalten habe, bestärke sie in ihrer Arbeit, sagt die Polnischlehrerin.

    "Das ist der wichtigste Preis, den ein Lehrer bekommen kann. Nicht von irgendwelchen Ministerien und Gremien, sondern eben von den Schülern. Weil man dann denkt, diese Arbeit bringt Früchte, aber nicht in Form eines Preises, sondern dass sie bestimmte Sachen lernen, dass die das schätzen und das ist für Einen ein gutes Feedback. Ja, das ist schon für einen sehr, sehr wichtig, sehr emotional auf jeden Fall."

    Mit Agnieszka Korman wurden 15 weitere Lehrerinnen und Lehrer aus dem gesamten Bundesgebiet ausgezeichnet. Rund 1000 Vorschläge seien in diesem Jahr eingegangen, sagt Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes. Den Preis loben sie aus, weil Schule in der Öffentlichkeit leider zu oft negativ konnotiert werde.

    "Dass Lehrer eher über Klagen wahrgenommen werden, dass Schule über schlechte internationale Vergleichsstudien wahrgenommen wird, und dass wir einen Mangel haben an Wertschätzung von Schule, von Bildung, auch von Lehrern. Und ein Anliegen ist es, die Wertschätzung für Bildung, die Wertschätzung für Schule, die Wertschätzung für Lehrer zu heben."

    Der andere Ansatzpunkt ist, besonders innovative Unterrichtskonzepte auszuzeichnen und damit zur Nachahmung zu empfehlen. Wir wollen Schule mit dem Virus des innovativen Unterrichts infizieren, sagt Meidinger. Der Lehrerberuf sei für ihn immer auch Berufung, sagt Ulrich Königstein. Königstein unterrichtet katholische Religion am Gymnasium Ramstein-Miesbach und wurde heute ebenfalls mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet. Seine Schüler lobten seinen Aktualitätsbezug. Nicht nur die Bibel spielt in seinem Unterricht eine Rolle, sondern auch Themen wie Suizid oder Depression. Themen, die seine Schüler sehr bewegen, sagt Ulrich Königstein. Er initiierte darum das Projekt "Lebensbrücke", das Schülern in schwierigen Situationen und Lebenskrisen hilft und ihnen psychologische Betreuung vermittelt. Wenn dieser Beruf zugleich Berufung ist, sollte man als Lehrer immer auch ein offenes Ohr haben für die privaten Probleme seiner Schüler, glaubt Königstein.

    "Das häusliche Umfeld ist vielleicht nicht das Ideal, man traut sich in der Schule nicht, sich zu artikulieren, weil man Angst hat, vielleicht von Mitschülern, vielleicht auch, dass man gemobbed oder ausgelacht wird, und das sich diese Schüler allein gelassen fühlen. Und ich denke, das wäre doch eine schöne Sache, wenn man ihnen eine Brücke zurück ins Leben baut."

    Webseite des Deutschen Lehrerpreises