Am 2. Dezember 1870 fuhr Jules Janssen todesmutig in einem Heißluftballon einfach über die feindlichen Linien hinweg. Im Korb hatte er auch ein zerlegtes Spiegelteleskop dabei, mit dem er während der Finsternis das dünne Gas der Sonnenatmosphäre untersuchen wollte.
Er erreichte rechtzeitig Oran an der algerischen Küste, wo sich die Sonne für gut zwei Minuten verfinstern sollte. Allerdings stand er "unter einem Wolkenschleier, der undurchdringlicher war als die preußischen Linien", wie es in einem zeitgenössischen Bericht heißt.
Lohn der Strapazen und der Todesangst
Mit seinem Pech war er nicht allein: Sein englischer Kollege Norman Lockyer erlitt auf der Seereise zur selben Finsternis Schiffbruch im Mittelmeer, wurde aber mitsamt der Besatzung gerettet. Lohn der Strapazen und der Todesangst war ein winziges Wolkenloch, das für anderthalb Sekunden den Blick auf die verfinsterte Sonne ermöglichte.
Der Schatten des Mondes zog auch über Sizilien hinweg. Am Hang des Ätna hatten sich Astronomen auf drei Beobachtungsstationen in unterschiedlichen Höhen verteilt - sie alle sahen nichts, außer dass die Wolken dunkel wurden.
Jules Janssen blieb einige Zeit in Bordeaux und kehrte erst nach Paris zurück, nachdem es gefallen war. Bei drei späteren Sonnenfinsternissen hatte er mehr Glück. Er hat sie alle gesehen.