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Das Unternehmerfrühstück

Harald Schnitzler ist einer der Existenzgründergründer aus der Initiative "Gründen im Team", die von Campus und Karriere ein Jahr lang begleitet werden. Vor zehn Tagen hat er mit seiner Geschäftsidee als industrieller Kostenanalytiker die Jury überzeugt. Doch dann kam auch das erste Tief: Versicherungen und Papierkram zerren an den Nerven. Das Unternehmerfrühstück, bei dem sich die Neu-Gründer mit gestandenen Unternehmern austauschen können, ist da eine willkommene Abwechslung

Von Svenja Üing | 19.05.2006
    Harald Schnitzler ist einer der Existenzgründergründer aus der Initiative "Gründen im Team", die von Campus und Karriere ein Jahr lang begleitet werden. Vor zehn Tagen hat er beim so genannten Rütteltest seine Geschäftsidee als industrieller Kostenanalytiker vorgestellt - und die Jury überzeugt. Doch dann kam auch das erste Zwischentief: Versicherungen und Papierkram zerren an den Nerven. Das Unternehmerfrühstück, bei dem sich die Neu-Gründer mit gestandenen Unternehmern austauschen können, ist da eine willkommene Abwechslung

    Im Konferenz-Zimmer des Industrieclubs Düsseldorf, in direkter Nachbarschaft zur Königsallee, herrscht beinahe feierliche Atmosphäre. Ein Dutzend Frauen und Männer sind heute Vormittag bei Croissants und Kaffee dort zusammengekommen – zum so genannten Unternehmerfrühstück von Gründen im Team, kurz: GiT. Sie alle haben ihren Existenzgründungsprozess bereits erfolgreich hinter sich. Der einzige Gründer-Neuling in der Runde ist Harald Schnitzler. Für ihn ist das eine gute Gelegenheit, mit Gleichgesinnten und gestandenen Unternehmern ins Gespräch zu kommen. Denn Ziel des gemeinsamen Frühstücks ist es, Neu-Gründer und alte Hasen an einen Tisch zu bringen, erklärt Gabriele Zimmermann, Leiterin von Gründen im Team:

    "Das Unternehmerfrühstück soll eine Unterstützung für junge Unternehmer sein, zu wissen, dass auch gut dastehende Unternehmer mit Höhen und Tiefen zu kämpfen haben, Risiken einfach mit dazugehören."

    Dieses Mal geht’s beim Unternehmerfrühstück aber nicht um das Thema Existenz-Neugründung, sondern um die Nachfolge. Das heißt, um die erfolgreiche Übergabe eines Unternehmens in die Hände eines geeigneten Nachfolgers. Ein Thema, auf das Harald Schnitzler besonders neugierig ist:

    "Was für mich sehr, sehr wichtig ist: Die Sparte Unternehmensübernahme das habe ich mir bis jetzt nur im Internet angeschaut: Was gibt es überhaupt? Aber was dahinter steckt: keine Ahnung."

    In den vergangenen Jahrzehnten erfolgte die Geschäfts-Übergabe in der Regel innerhalb der eigenen Familie, meist vom Vater an den Sohn. Heute sieht das oft anders aus. Häufig übernehmen Dritte eine Firma. Und dann ist die Suche nach einem passenden Nachfolger besonders schwierig. Trotzdem beschäftigen sich viele Unternehmer erst sehr spät mit der Zukunft ihres Geschäfts, weiß Dr. Eike Krumsiek-Scheitza, Beraterin bei der IHK Köln:

    "Ja, das ist relativ häufig leider sogar, dass Leute kommen, die sich am Wochenende überlegt haben, dass sie im selben Jahr 65 werden und dass sie mit 65 gar nicht mehr arbeiten wollen und den Eindruck haben, dass man ganz schnell einen Nachfolger findet. Und man gibt dem an einem Tag das Unternehmen und am übernächsten Tag läuft es dann genauso weiter."

    Doch das ist eine Fehleinschätzung. Die Übergabe eines Unternehmens ist ein Prozess, für den man drei bis fünf Jahre einkalkulieren sollte. Vielen scheint das nicht klar zu sein, sagt Eike Krumsiek-Scheitza. Deshalb scheitert jedes vierte Unternehmen in Deutschland bereits vor der Übergabe:

    "Das hat für die gesamte Wirtschaft in Deutschland natürlich die Auswirkung, dass darüber sehr viele Arbeitsplätze in Gefahr geraten. Und man muss eben gucken, dass man Unternehmer frühzeitig mit diesem Thema konfrontiert und dafür sensibilisiert, sich frühzeitig zu diesem Thema substanziell Gedanken zu machen."

    Für Gründen im Team bedeutet das, die Existenzgründerinnen und -gründer schon beim Start ihres Unternehmens auf eine spätere Übergabe vorzubereiten. Und wer könnte da besser Auskunft geben, als Menschen wie Frank Schnitzler, Namensvetter von Neu-Gründer Harald Schnitzler, und jahrzehntelanger Inhaber einer Düsseldorfer Traditions-Parfümerie. Nach mehr als 30 Jahren hat er vor wenigen Wochen seine Geschäfte erfolgreich an eine Kette abgegeben. Frank Schnitzler hat sich für einen sanften Ausstieg entschieden: In den kommenden zwei Jahren wird er als Berater weiter tätig sein:

    "Da werde ich jetzt eine ganze Menge Konzepte erarbeiten. Und ich freue mich wahnsinnig, dass ich diese Aufgabe hab. Ich bin ernst genommen, man weiß, dass ich dieses Thema beherrsche und deswegen auch die Mitarbeiter eines Unternehmens mir zuhören."

    Namensvetter Harald Schnitzler will sich nach wie vor selbstständig machen. Aber ein bisschen liebäugelt er auch mit dem Gedanken an eine sofortige Übernahme eines bereits bestehen Unternehmens. Eike Krumsiek-Scheitza von der IHK Köln rät da allerdings zur Vorsicht: Denn die Übernahme bereits bestehender Strukturen, Mitarbeiter und Kunden bedeutet auch weniger Flexibilität beim Start in die berufliche Selbstständigkeit. Sie vergleicht das mit einem behäbigen Ozean-Tanker. Die Neu-Gründung dagegen sei wie ein Schnellboot, das, wenn nötig, auch spontan mal seinen Kurs korrigieren kann.