Donnerstag, 28. März 2024

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Datenbank des Brahms-Instituts
Digitales Angebot für Brahms-Kenner und -Liebhaber

Über 41.000 digitalisierte Medien wie Noten, Fotos, Handschriften und Einspielungen bietet die Datenbank des Brahms Instituts in Lübeck an. Wer in den gewaltigen Beständen bestimmte Inhalte sucht, braucht eine kompetente Suchmaschine – dafür hat das Institut nun das "Findbuch Brahms" gestartet.

Von Elisabeth Richter | 13.07.2020
    Der Komponist Johannes Brahms (1833-1897) sitzt auf einer zeitgenössischen Schwarz-weiss-Fotografie in seiner Bibliothek.
    Werkgeschichte narrativ rekonstruieren - das will unter anderem die Datenbank zum Komponisten Johannes Brahms (1833-1897) leisten (picture alliance / Ann Ronan Picture Library)
    "Ausgehend von der "Sammlung Hofmann" und deren Erweiterungen finden Sie hier Datensätze zu Musikmanuskripten, Albumblättern, Briefen, Schriftstücken, historischen Notendrucken und Aufführungsmaterialien sowie Fotografien und Programmzetteln, Grafikbestände, verschiedene Kunstobjekte, Memorabilien."
    Fabian Bergener, Musikwissenschaftler und Bibliothekar, langjähriger Mitarbeiter des Brahms Instituts Lübeck, arbeitet seit 2018 fieberhaft am Aufbau einer digitalen Bestandsdatenbank für die Sammlungen des Brahms Instituts Lübeck.
    Kompetente Suchmaschine für das Dickicht der Sammlung
    Grundstock war 1991 bei der Gründung des Instituts die vermutlich größte private Sammlung rund um den Hamburger Komponisten von dem Forscher- und Sammler-Ehepaar Renate und Kurt Hofmann. Seit dem sind die Bestände kontinuierlich angewachsen. Der Leiter des Instituts Wolfgang Sandberger:
    "Wir haben heute über 12.000 Einheiten verzeichnet im neuen digitalen Findbuch, das heißt Quellen, Gegenstände, Fotos, Briefe, Noten, Musikhandschriften – mit insgesamt über 41.000 Digitalisaten."
    Der Leiter des Brahms-Instituts, Wolfgang Sandberger, hält am Donnerstag (30.04.2009) in den Ausstellungsräumen in Lübeck eine Brahmshandschrift in seinen Händen.
    Stolz auf die gewaltige Sammlung des Hauses: Wolfgang Sandberger, Leiter des Brahms-Instituts (picture alliance / Angelika Warmuth)
    Ein Ring muss im Märchen von der "Schönen Magelone" gefunden werden, natürlich fügt sich alles wundersam am Ende. Der Lübecker Professor und Pianist Konrad Elser spielt hier eine Bearbeitung des Brahmschen Liedzyklus für Klavier von Theodor Kirchner. Im weltweiten Netz und im Dickicht der umfangreichen Sammlung des Brahms Instituts Lübeck sollte man nicht märchenhaften Lösungen vertrauen. Eine "kompetente" Suchmaschine ist hier das A und O.

    "Mit dem Findbuch Brahms sind alle erschlossenen Segmente der Sonder-Sammlungen in einem Findwerkzeug zusammengefasst."
    Nicht so simpel wie Google
    Sucht man zum Beispiel nach "Magelone", erklärt Fabian Bergener, werden 19 Treffer angezeigt.

    "Wie erwartet, finden sich darunter Erst- und Frühdrucke des Werks sowie Konzertprogramme, in die das Werk aufgenommen ist. Eine Besonderheit sind die Notendrucke mit englischer Übersetzung und natürlich die eben gehörte Bearbeitung für Klavier allein von Theodor Kirchner."
    Weiter werden Briefe von Brahms zur "Magelone" angezeigt und poetische Texte eines Brahms-Zeitgenossen zum Zyklus.
    Notendrucke, Briefe, Autografe und mehr können recherchiert werden. So simpel wie bei Google ist es nicht. Die Oberfläche ist vorstrukturiert. Man kann zwischen einfacher und erweiterter Suche wählen. Eine "Objektart" muss bestimmt werden, also Notendruck, Fotografie, Zeitungsausschnitt, Konzertprogramm, oder Notenmanuskript. Außerdem können Personen, Werktitel, Widmungen, Jahreszahlen angegeben werden, um die Suche einzugrenzen.

    Sucht man beispielsweise nach handschriftlichen Quellen zum Deutschen Requiem von Brahms ...
    "Da würden wir zunächst in der Objektart "Musikmanuskript" eingeben, und dann in der erweiterten Suche den Komponisten-Namen Brahms als Komponist eingrenzen, ebenso die Werknummer op. 45. Die Suche führt uns dann auf den Eintrag einer Kopistenabschrift eines Klavierauszugs des Deutschen Requiems und einer eigenhändigen Ergänzung des fünften Satzes von Johannes Brahms."
    Weltweites Angebot, kostenlos und für alle
    Der Clou des Findbuches ist nun, dass die 124 von Brahms beschriebenen Noten-Seiten digitalisiert vorliegen. Ein Klick auf "Digitalisat" öffnet das Manuskript. Und es gibt eine Menge solcher Manuskripte oder Briefe und anderer Dokumente von Brahms oder Brahms-Zeitgenossen im Lübecker Institut. Wer sucht, der findet, sogar manches, das er vorher nicht ahnte. Und all dies weltweit kostenlos für jedermann - ein fantastisches Angebot für alle Brahms-Kenner und -Liebhaber.

    "Ein Pianist des Smith College in den USA schreibt in einer Mail, dass er gemeinsam mit einem Cellisten die Cellosonate op. 99 von Brahms studiert, und er ist in unserer Sammlung auf den Erstdruck mit interessanten Fingersätzen gestoßen."
    Stolz berichtet Institutsleiter Wolfgang Sandberger von den vielen internationalen Anfragen und begeisterten Mails, die die so nützlichen Recherche-Möglichkeiten des Brahms Institut Lübeck hervorheben. Das Findbuch sei, so Sandberger, nur ein Meilenstein auf dem Weg zu einem noch größeren digitalen Brahms-Portal, wo die Verknüpfungen aller Sammlungsobjekte des Instituts noch komfortabler sein werden.

    "Etwa zu op. 1, der Klaviersonate op. 1 von Johannes Brahms, haben wir dann vielleicht einen Brief dazu, aber auch ein Foto von J. Joachim, dem dieses Werk gewidmet ist, und vielleicht andere mehr. Es lässt sich so eben eine Werkgeschichte narrativ rekonstruieren, erzählen anhand dieser Quellen. Das ganze soll man dann hören können, möglichst barrierearm, die Briefe werden eingelesen, an Ideen mangelt es nicht, dieser Weg soll weiter bestritten werden."