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Daumen runter: Apple greift nach biometrischen Merkmalen seiner Kunden

Gleich zwei iPhone-Varianten hat Apple nun der Öffentlichkeit präsentiert. Einerseits das Spitzenmodell 5S, andererseits das günstigere 5C, mit dem der Konzern neue Käuferschichten erreichen will. Eine technische Neuerung im teureren der beiden Geräte erregt schon jetzt das Aufsehen der Datenschützer: der integrierte Fingerabdrucksensor.

Von Jan Rähm | 14.09.2013
    Die Gerüchteküche hatte es schon gemunkelt: Apple werde zwei neue Telefone vorstellen. Und so kam es auch. Nach der üblichen Einführung verkündete Apple-Chef Tim Cook.

    "Das Geschäft ist so groß geworden, das wir in diesem Jahr das iPhone 5 ersetzen. Und das machen wir nicht mit einem, sondern gleich zwei neuen Modellen. So können wir mehr Kunden bedienen."

    Das neue Topmodell von Apple mit der Bezeichnung "5S" reiht sich ein in die mittlerweile übliche Abfolge. Ein neu designtes Modell bekommt eine Nummer, der technisch verfeinerte Nachfolger dann zusätzlich das "S". Das 5S hat einen neuen Hauptprozessor spendiert bekommen, der aus dem neuen Telefon das erste Smartphone mit 64-Bit-Architektur macht. Das soll für höhere Leistung sorgen. Weitere Neuerungen sind eine verbesserte Kamera mit Doppel-LED-Blitz und ein Fingerabdrucksystem namens "Touch ID". Der integrierte Leser für Fingerabdrücke soll für die Anmeldung am Smartphone und zur Bestätigung von Käufen in Apples Online-Läden dienen. Marketing-Vizepräsident Phil Schiller:

    "Touch ID nutzt einen Schlüssel, den man immer dabei hat. Den eigenen Finger oder besser gesagt, den eigenen Fingerabdruck, der bei jedem von uns einzigartig ist. Möglich macht das der neue Touch-ID-Sensor, der super dünn und hochauflösend ist. Er scannt durch die oberste Hautschicht und liefert so ein akkurates Bild des Fingerabdrucks."

    Anders als in vielen Notebooks, ist der Sensor im iPhone nahezu unumgänglich. Er ist in den einzigen Bedienknopf, den Homebutton, integriert und kann so bei nahezu jeder Benutzung den Fingerabdruck des Anwenders lesen. Schnell bemühte sich Apple, die Sicherheit des neuen Systems zu betonen. So betont Dan Ricco, Leiter der Hardware-Entwicklung bei Apple, in einem eingespielten Film:

    "Die Fingerabdrücke werden verschlüsselt in einem sicheren Bereich innerhalb des A7-Prozessors gespeichert. Darauf kann nur der Tour-ID-Sensor zugreifen, niemals andere Software. Die Daten werden auch niemals auf Apples Server geladen oder in der iCloud gespeichert."

    Selbst wenn die Daten nicht das Telefon verlassen, könnte die Nutzung dieses biometrischen Merkmals problematisch werden. Beispielsweise könnten Kinder Einkäufe tätigen, indem sie den Finger des schlafenden Vaters oder der Mutter aufs iPhone drücken. Auch bei einer Durchsuchung eines Verdächtigen könnten Beamte einfach den Finger gegen dessen Willen aufs Telefon legen statt ihn um die Preisgabe seines Passworts zu bitten. Wer dem Sensor nicht traut, kann sein Smartphone aber weiterhin mit einer Nummern- oder Zeichenkombination sperren. Oder er greift zur zweiten Neuvorstellung, dem iPhone 5C. Phil Schiller:

    "Fantastisches Design. Farbe durch und durch im gesamten Telefon. Jedes Detail, die Knöpfe und Schalter, das gesamte Gehäuse sind farbig und bestehen aus einem Stück. Die Front ist aus Glas und eine Multitouch-Oberfläche."

    Damit hatten die meisten Anwesenden gerechnet: Ein iPhone mit Plastikgehäuse in fünf knalligen Farben. Im Inneren arbeitet bis auf wenige Ausnahmen die Technik des iPhones 5 aus dem vergangenen Jahr. Doch dann kam die Überraschung. Das Telefon wird deutlich teurer, als es Analysten und Journalisten erwartet hatten. Statt eines Einsteigertelefons zum günstigen Preis ist das neue 5C ein ausgewachsenes Smartphone, das nur 100 Dollar günstiger ist, als das Topmodell. Die Fachpresse ist verwundert. So schreibt beispielsweise das deutsche Magazin "Mac & I"

    "Eigentlich hat Apple nie bestätigt, dass ein besonders billiges iPhone anstehe, das haben wir Medien unterstellt. Emerging Markets, Chinas Prestige-Hunger, fallende Marktanteile und so."

    Und weiter:

    "Vielleicht soll das 5C gar nicht das "cheap" iPhone sein, sondern das "coole", das junge iPhone."

    Andere Magazine zeigen deutlichen Unmut über die Neuvorstellung. In einem Kommentar beim Online-Magazin Giga.de heißt es:

    "Was ist das iPhone 5C? Ein preiswertes Smartphone aus dem Hause Apple, auch geeignet für etwaige Schwellenländer und deren wachsende Märkte? Nein. Salopp umschrieben ist Apples neuer "Polycarbonat-Bomber" nicht mehr als ein iPhone 5 im Plastikkleid."