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DAX-Konzerne
Geldsegen für Aktionäre

Sie wissen nicht wohin mit dem Geld: Die DAX-Konzerne haben gut verdient und erhöhen reihenweise ihre Dividende. Das freut die Aktionäre - Experten warnen jedoch davor, einen Aktienkauf nach dem Kriterium der Dividendenhöhe auszuwählen.

Von Stefan Wolff | 19.11.2014
    Ansicht der DAX-Kurve auf der Anzeigetafel der Börse
    Kursverlauf der DAX-Aktien an der Frankfurter Börse (dpa / Frank Rumpenhorst)
    Das Füllhorn ist prall gefüllt. Allein die 30 im Deutschen Aktienindex geführten Unternehmen dürften im kommenden Jahr 29,6 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner ausschütten. Das wären zehn Prozent mehr als in diesem Jahr. Wie es zu diesem Geldsegen kommt, erklärt Carsten Sommerfeld, Chefhändler der Wertpapierhandelsbank Tradegate:
    "Die Unternehmen verdienen gut und die Investitionsmöglichkeiten sind begrenzt. Die Preise sind hoch und deshalb sitzt man auf dem Cash und beteiligt die Aktionäre am Erfolg und schüttet dementsprechend eine hohe Dividende aus. "
    Investitionen sind also schwierig und zu viel Bares in den Taschen der Unternehmen ist nach Börsenlogik nicht gut. Denn ein dicker Geldbeutel macht Unternehmen selbst zum Ziel von Übernahmen. Also schütten die Konzerne das Geld aus. Teilweise bis zur Hälfte des Jahresgewinns fließt so an die Aktionäre.
    Puffer gegen Kursverluste
    Vor allem die Automobilbranche dürfte die Dividende kräftig erhöhen und damit eine hohe Rendite abwerfen. Die Dividendenrendite berechnet sich aus der Dividende, gemessen am Aktienkurs. So ergibt sich für die 30 Dax-Werte eine erwartete Dividendenrendite von etwa vier Prozent. Angesichts der Minizinsen für Sparbuch, Tagesgeld und andere Festzinsprodukte ist das viel.
    "Der Haken ist schlichtweg, dass man eine hohe Ausschüttung hat, aber natürlich kein Papier hat, was irgendwann zu 100 Prozent ausgezahlt wird, wie eine Anleihe, sondern dass der Aktienkurs weiter schwankt. Aber so lange das Unternehmen eine gute Arbeit macht, so lange sollte eigentlich auch der Aktienkurs mit steigender Dividendenquote sich besser entwickeln können," sagt Ascan Iredi von der Aktionärsbank.
    Die Kursschwankungen schrecken viele Anleger vom Aktienkauf ab. Eine hohe Dividende wirkt da als Puffer gegen Kursverluste. Allerdings haben sich die Koordinaten auch hier verschoben. Aktien der Energiekonzerne galten lange als "Witwen- und Waisenpapiere", also als sicher und zuverlässig. Ascan Iredi:
    "Die Versorger waren früher eigentlich genau das, denn sie waren auch Dividendenversorger für den Kurszettel. Das ist heute nicht mehr der Fall."
    Die Rolle als Witwen- und Waisenpapiere können Autoaktien nicht übernehmen, sagt Ascan Iredi. Dafür ist das Geschäft zu anfällig für Konjunkturschwankungen. Anders die Versicherer. Die Allianz weist eine Dividendenrendite von fünf Prozent aus. Lebensversicherungen werden dagegen im kommenden Jahr nur noch mit garantiert 1,25 Prozent verzinst. Sind Versicherungsaktien die besseren Versicherungen?
    "Das Lustige beim Blick auf die Allianz ist wirklich, dass sie das Produkt verkauft. Man soll für ganz wenig Geld das Geld anlegen, obwohl man doch besser im Unternehmen das Geld investiert. Ein klares Bekenntnis zur Allianz-Aktie und nicht zur Allianz-Lebensversicherung," so Ascan Iredi.
    Dividendenstrategie langfristig anlegen
    Allerdings sollte die Dividende nicht das einzige Kriterium beim Aktienkauf sein. Manche Unternehmen schütten Sonderdividenden aus, was den Blick auf andere Faktoren verzerren könnte. Carsten Sommerfeld rät zu einem weiter gefassten Blick:
    "Man sollte in jedem Fall darauf achten, dass der Unternehmenszweig stimmt, dass das Unternehmen solide aufgestellt ist, dass die Finanzen stimmen. Und wenn das alles stimmt und die Dividende dazu gut und attraktiv ist, dann ist das ein gutes Kriterium."
    Überhaupt sollte eine Dividendenstrategie immer langfristig angelegt sein. Manchmal lohnt auch ein Blick über den nationalen Tellerrand. Allerdings können bei ausländischen Aktien nicht nur die Kurse, sondern auch die Währungen schwanken. Außerhalb des Euroraumes kommen also zusätzliche Risiken hinzu.