Freitag, 29. März 2024

Archiv


"Dazu schweigen geht nicht"

Die Diskriminierung von Homosexuellen in Russland wirft einen Schatten auf die Olympischen Winterspiele in Sotschi im kommenden Februar. Wie sollen sich Entscheidungsträger im Sport verhalten? Allen voran der neue IOC-Präsident Thomas Bach? Die Deutsche Sporthochschule Köln und die Bundeszentrale für politische Bildung schafften mit ihrer Tagung in Bochum dafür das Diskussionsforum.

Von Jessica Sturmberg | 13.09.2013
    Das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Russland ist nicht mit den Werten der Olympischen Bewegung vereinbar. Darin waren sich sowohl ehemalige Funktionäre, Sportpolitiker, Wissenschaftler und Aktivensprecher in Bochum einig. Und auch darin, dass ein Boykott die schlechteste aller Antworten wäre.

    Aber deutliche Worte von der IOC-Spitze, allen voran dem neuen Präsidenten Thomas Bach wären angebracht, so die Überzeugung der meisten Teilnehmer. Der frühere Sportausschuss-Vorsitzende und scheidende Parlamentarier Peter Danckert sieht zwei Möglichkeiten, wie das IOC reagieren müsste:

    "Eine Vorwarnung, die werden ja miteinander sprechen. Ich kann mir auch vorstellen, dass Bach die Gelegenheit hat mit Putin darüber zu reden. Und Putin spricht ja bekanntlich deutsch und dann erwarte ich allerdings, wenn etwas vor Ort passiert in den Tagen, dass eine klare Reaktion durch das IOC erfolgt. Eine klare Reaktion und nicht solche Wischiwaschi-Erklärungen."

    Der Sporthistoriker Professor Wolfgang Buss von der Uni Göttingen betont, welche Stärke der IOC-Präsident in dieser Frage gegenüber der russischen Regierung hat. Und die müsse er unbedingt nutzen:

    "Aber dazu zu schweigen, das geht nicht. Und ich finde das ist genau die politische Bandbreite, die er hat. Er ist ja nicht nur dort zu Gast, sondern er ist Mitveranstalter. Da die russischen Machthaber diese Spiele auch wollten, damit sie einen bestimmten Image-Bonus bekommen – den in Frage zu stellen, wenn die Dinge schief laufen, das ist politische Macht, die auch der IOC-Präsident hat."

    Christian Breuer, Athletensprecher im Deutschen Olympischen Sportbund DOSB ist der Ansicht, dass man Thomas Bach jetzt noch erst Zeit geben müsste.

    ""Man darf nicht vergessen, Thomas Bach hat noch nicht die Geschäfte übernommen. Also man stellt jetzt schon Forderungen an eine gewählte Person, die noch nicht das Amt innehat in dem Sinne. Aber wenn wir wirklich auch ganz klar sagen können, wir haben damit ein Riesenproblem, was auf uns zukommt und wir sehen auch eine ich sage jetzt mal Gefährdung für Sportler, die sich da äußern wollen oder eben auch symbolisch auftreten wollen, dann werden wir auch ganz klar unsere Forderungen dahingehend positionieren."

    Vor den Spielen in Sotschi will die Athletenvertretung herausarbeiten, welche konkreten Rechte und Pflichten die Teilnehmer haben, also wie diese beispielsweise ihre Meinung zum Ausdruck bringen können.