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DDR-Dopingopfer
Geipel zieht sich aus Hilfeverein zurück

Dem Doping-Opfer-Hilfeverein steht ein tiefgreifender Umbruch bevor. Die Vorsitzende Ines Geipel wird nach Informationen der ARD-Dopingredaktion ihren Posten abgeben. Darüber werde sie auf der anstehenden Mitgliederversammlung am Donnerstag informieren.

Von Klaas Reese | 04.12.2018
    Die Schriftstellerin und Doping-Expertin Ines Geipel, die Arme verschränkt, an eine graue Betonmauer gelehnt.
    Die Schriftstellerin und Doping-Expertin Ines Geipel. (Ines Geipel (privat))
    Dem Doping-Opfer-Hilfeverein steht ein tiefgreifender Umbruch bevor. Die Vorsitzende Ines Geipel wird ihren Posten abgeben. Darüber wird sie auf der anstehenden Mitgliederversammlung am Donnerstag informieren. Gegenüber dem Deutschlandfunk sagte Geipel: "Das war viel Arbeit und ich fühl mich ein bisschen ausgeraubt. Auch im Herbst gab es ja viel Diskussion und diese personalisierte Auseinandersetzung hat für mich an einer bestimmten Stelle auch etwas Unwürdiges bekommen und diese Mélange war Grunde jetzt zu sagen, wir stellen uns strategisch etwas anders auf."
    Grund für Geipels Rückzug ist ein Streit zwischen ihr und ehemaligen Mitstreitern, wie dem Molekularbiologen Werner Franke, die dem Verein überhöhte Opferzahlen und Unterstützung von Trittbrettfahrern vorwirft. Werner Franke erklärt: "Ich bestehe darauf, dass ich weiß, wofür dieser Verein da ist. Nämlich den Opfern, den wirklichen Opfern, den beweisbaren Opfern, zu helfen."
    "Deutschland sucht den Trittbrettfahrer"
    Als Dopingopfer gilt, wer als Sportler in der DDR ohne eigenes Wissen gedopt wurde. Anderen allerdings ginge es laut Franke heute nur noch um die staatliche Entschädigung von 10 500 Euro. Geipel weist die Anschuldigungen von sich:
    "Keiner der Kritiker hat sich ein einziges Mal die Mühe gemacht, zu uns in die Beratungsstelle zu kommen, überhaupt sich mal kundig zu machen, was sind das für Personen, was sind das für Fälle? Wir fahren jetzt den ganzen Herbst die Nummer, Deutschland sucht den Trittbrettfahrer und wir haben keinen gefunden. Wir haben hier sehr ernste Fälle, es gibt nicht einen, nicht einen, der diesen Herbst unter dem Verdacht stünde, Trittbrettfahrer zu sein. Ich weise diese Diskussion kategorisch zurück".
    Als Vorsitzende des Vereins hatte Ines Geipel maßgeblich mitgewirkt am zweiten Doping-Opfer-Hilfe-Gesetz. Darin sind mehr Geld und ein längerer Beantragungszeitraum für die Opfer verankert. Der einzige Kandidat für Geipels Nachfolge ist laut ARD-Informationen der Sportrechtler Michael Lehner, der Gründungsmitglied des Doping-Opfer-Hilfevereins ist: "Und dann ruft mich die Ines Geipel plötzlich an in dem Streit, den ich natürlich von außen wahrgenommen hab. Und sagt, ja Michael, kannst du ran? Diese persönliche Fehde, diese Angriffe, tut dem ganzen nicht gut. Wir brauchen jemand, der eigentlich im Streit nicht drin steht. Ja gut. Und dann stand ich da mit der Frage, hab überlegt und hab gesagt: ich machs."
    Geipels Nachfolger könnte dann bereits auf der Mitgliederversammlung am Donnerstag in Berlin gewählt werden.