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Debatte über WM-Übertragung
Kein Handball in deutschen Wohnzimmern?

Morgen in einer Woche beginnt die Handball-Weltmeisterschaft in Frankreich. Momentan sieht es danach aus, dass die Spiele in Deutschland nicht im Fernsehen übertragen werden. Das liegt am Rechteinhaber, der die Lizenz nur unter bestimmten Bedingungen weitergeben will.

Von Jonas Panning | 03.01.2017
    Eine Szene von der WM 2013 - im kommenden Jahr sind ARD und ZDF nicht dabei.
    Die Handball-WM wird in Deutschland wohl nicht im TV übertragen. (imago)
    Der Handball-Weltverband hatte einst die Übertragungsrechte für insgesamt zwei Weltmeisterschaften der Männer und Frauen an das Unternehmen "BeIN-Sports" verkauft. "BeIN-Sports" ist eine Tochter von Al Jazeera aus Katar und hatte damals umgerechnet rund 80 Millionen Euro für die weltweiten Übertragungsrechte auf den Tisch gelegt – aber kann sie jetzt offenbar nicht weiterverkaufen.
    Geld ist bei den Verhandlungen nicht das Hauptproblem. ARD und ZDF werden die Handball-WM aus einem anderen Grund nicht übertragen: der Rechteinhaber hatte für den Verkauf nämlich Bedingungen gestellt. Laut ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz sollte das TV-Signal für alle Satellitenkunden verschlüsselt werden, damit es in anderen Ländern nicht empfangen werden kann. Das hätte zur Folge gehabt, dass in Deutschland rund 18 Millionen Haushalte die Handballübertragung nicht hätten empfangen können. Eine technische Alternative wäre gewesen, extra für die Übertragung einen eigenen Satelliten zu installieren. Das war ARD, ZDF und wohl selbst RTL aber zu teuer.

    Vor zwei Jahren sprang Sky ein
    Aus demselben Grund gab es schon von der letzten Handball-WM keine Livebilder bei ARD und ZDF oder in anderen deutschen Free-TV-Sendern. Vor zwei Jahren übertrug der Bezahlsender Sky die Spiele aus Katar, der sein Signal ja bekanntlich verschlüsselt.

    Die Chancen, dass es ab nächster Woche WM-Spiele im Free TV geben wird, sind sehr gering. Sky war schon vor zwei Jahren kurzfristig eingesprungen. Der Sender überträgt auch die beiden Testspiele heute Abend und am kommenden Montag – allerdings in seinem unverschlüsselten Programm. Aktuell gebe es keine Verhandlungen für eine erneute Übertragung der WM, hat ein Sky-Sprecher dem Deutschlandfunk gesagt.

    Der DHB-Präsident ist trotzdem zuversichtlich

    Auch Verhandlungen mit Streamingdiensten im Internet waren zuletzt gescheitert. Aber trotzdem gibt es Zeichen, die Handballfans nicht schon jetzt komplett verzweifeln lassen. Der Sportinformationsdienst (sid) zitiert den Präsidenten des Deutschen Handball-Bundes Andreas Michelmann mit den Worten: "Ich bin guter Hoffnung, dass wir am Ende in Deutschland Bewegtbilder von der Handball-WM bekommen werden." Angeblich soll bis Ende dieser Woche eine Lösung gefunden sein. Ob es die aber wirklich gibt und wie die dann aussieht, ist momentan noch völlig unklar.
    Die Reaktionen aus dem Kreise der Deutschen Handball-Nationalmannschaft sind wütend bis nachdenklich. Kapitän Uwe Gensheimer hat gesagt, dass es "eine Katastrophe" sei und "schade für die Fans und die Mannschaft". Und sein Mannschaftskollege Patrick Groetzki wird noch etwas deutlicher. Er meinte in einem Zeitungsinterview, dass es bei der Rechtevergabe wohl nur darum gegangen sei, so viel Geld wie möglich zu verdienen. Ohne, über die Folgen nachzudenken.
    Handball-Präsident Michelmann greift die Politik an. Und zog einen Vergleich zum Fußball. Man solle sich mal vorstellen, was los wäre, wenn Deutschland als Fußball-Weltmeister zur Europameisterschaft fahren und kein Spiel übertragen würde. Beim Handball hielte sich die Politik aber vornehm zurück.