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Der Ablass im Wandel der Zeiten
Mit Vollkasko ins Jenseits

Ablassbriefe gehörten untrennbar zur spätmittelalterlichen Arithmetik des Seelenheils. Sie waren eine gewinnbringende Investition: Sündenstrafen wurden erlassen. Dann wurde diese Praxis zu einem Sprengsatz. Denn am Ablasshandel entzündete sich der Flächenbrand der Reformation.

Von Kirsten Serup-Bilfeldt | 13.09.2017
    Darstellung des Fegefeuers in der römisch-katholischen Kathedrale Puebla, Mexiko
    Ein Ablass mildert Sündenstrafen - eine Darstellung des Fegefeuers in der römisch-katholischen Kathedrale im mexikanischen Puebla (imago stock&people)
    "Dann werden sie an den ihnen bestimmten Ort kommen. An ihren Zungen, mit denen sie gelästert haben, wird man sie aufhängen und ihnen ein nie verlöschendes Feuer bereiten. Danach werden sie in eine brennende Grube geworfen und so gequält, dass sie große Schmerzen empfinden. Der Engel des Zorns bringt Männer und Weiber herbei, die bis zur Hälfte ihres Körpers brennen. Und nie schlafendes Gewürm frisst ihre Eingeweide."
    Aus der "Offenbarung des Petrus."
    Die "Offenbarung des Petrus" ist die älteste christliche Abhandlung, die ausführlich die Hölle und ihre Strafen beschreibt. Sie ist um das Jahr 135 in Ägypten entstanden. Ihre drastischen Schilderungen werden in den folgenden Jahrhunderten die Fantasie der Gläubigen nachhaltig beschäftigen: von den Jenseitsvisionen des Gregor von Tours im 6. Jahrhundert über Dantes "Inferno" rund 800 Jahre später bis hin zu den gemalten Höllenqualen des Hieronymus Bosch im frühen 16. Jahrhundert:
    In seinen Bildern krabbeln geflügelte Dämonen mit Echsenpanzern an Menschen hoch, die auf's Rad geflochten sind. Wesen mit verrenkten Gliedern sind zwischen den Saiten einer gigantischen Harfe eingeklemmt, vogelähnliche Monster bewachen riesige zerbrochene Eier, in denen Menschen hocken. Satan hat feuerspeiende Augen, den Rachen eines wilden Tieres, Pfoten einer Ratte und anstelle des Bauches einen Ofenrost. Seine Gäste empfängt er an einem Tor, das von einer Reihe abscheulich-boshafter Kröten bewacht wird.
    Höllen-Maschinerie
    "Die christliche Hölle ist die perfekteste, totalitärste und alle Hoffnungen zunichte machende Maschinerie, die der menschliche Geist zum Verderb der Sünder je erfunden hat."
    Notiert in unseren Tagen der französische Religionshistoriker Georges Minois.
    Was Wunder also, wenn Menschen, gepeinigt von der Furcht vor diesen Höllenqualen und vor ewiger Verdammnis bereit waren, alles zu tun, um einem solchen Schicksal zu entgehen?
    "Gute Menschen von Jüterbog, habt ihr euch am Feuer je die Hand verbrannt? Auch nur ein Finger, den euch die heiße Flamme versengt, quält euch die ganze Nacht. Wie muss es da sein, wenn euer ganzer Körper in Flammen steht? Nicht für eine Woche - vielmehr für die Ewigkeit. Können wir ihm entrinnen, dem Feuer der Verdammnis am Tage des Strafgerichts? Heute Abend schickt euer Papst, der Stellvertreter Christi, ein großherziges Geschenk, das euch vor solchen Flammen bewahren soll. Einen besonderen Ablass. Zum Bau der Kirche des Heiligen Petrus in Rom."
    Nein, das hat sich der wackere Ablassprediger Johannes Tetzel nicht träumen lassen, als er hier im Frühjahr 1517 auf dem Marktplatz des brandenburgischen Städtchens Jüterbog seinem Broterwerb nachgeht: dass nur wenig später ein rebellischer Augustinermönch namens Martin Luther diesen Erwerbszweig in erheblichen Misskredit bringen und ihn selber arbeitslos machen wird. Der hochfahrende Wittenberger Theologieprofessor wird Tetzels Ruf für die nächsten 500 Jahre ruinieren, ihn als dreisten Scharlatan und Gauner von Gottes Gnaden hinstellen.
    Der Theologe Hans Conrad Zander:
    "Nur ans Geld habe er gedacht, nur vom Geld gepredigt: 'Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.' Sämtliche katholische Kommentatoren machen ihm heute diesen Vorwurf, die eigentliche Lehrmeinung der Kirche geschäftstüchtig verfremdet zu haben."
    Ganz unverständlich ist dieser Vorwurf nicht. Denn als Investition in ein ewiges Leben gehörten Tetzels Ablassbriefe untrennbar zur spätmittelalterlichen Arithmetik des Seelenheils. Was lag also näher als die Angst vor Hölle, Teufel und Verdammnis gewinnbringend zu vermarkten und den Menschen - Sünder allzumal - die Möglichkeit anzubieten, sich "freizukaufen"? Mit Ablässen!
    Ablässe als Nachlass der auferlegten Bußstrafen
    Die Historikerin Christiane Laudage, Autorin des Buches "Das Geschäft mit der Sünde":
    "Der Ablass ist ein Nachlass der auferlegten Bußstrafen. Wenn ein reuiger Sünder zur Beichte geht, kann ihn der Priester von den Sünden absolvieren. Aber die Wiedergutmachung steht noch aus. Und dafür erlegt der Priester dem reuigen Sünder Bußstrafen auf, beispielsweise fünf Wochen fasten. Die Leute haben dann über Wochen von Wasser und Brot gelebt und solche Sachen konnten mit einem Ablass entfallen."
    Einerseits! Und für die Kirche eine bequem sprudelnde Einnahmequelle andererseits. Also ein Handel auf Gegenseitigkeit.
    "So wie heute", sagt Christiane Laudage, "wir spenden und bekommen eine Bescheinigung für‘s Finanzamt und können dann unsere Steuerlasten mindern. So haben die Leute damals ihre Lasten vor Gott mindern können…"
    Im Kasten sollte das Geld fröhlich klingen. Ablasskasten ausgestellt im Lutherhaus in Wittenberg
    Im Kasten sollte das Geld fröhlich klingen. Ablasskasten ausgestellt im Lutherhaus in Wittenberg (imago stock&people)
    Im frühen 16. Jahrhundert entwickelt diese Praxis eine Eigendynamik; sie wird zu einem Sprengsatz mit ungeheurer Kraft. Denn am Ablasshandel als kleinem Funken entzündet sich der Flächenbrand der Reformation:
    "Warum fordert die Kirche so viel Geld für den Ablass von Sünden? Das ist ja eigentlich ein Werk, das die Kirche den Gläubigen zu leisten hat." (Professor Martin Kintzinger) - "Hauptsache, der Taler klingelte im Kasten, das war wichtig - und es wurde allen offenbar: hier geht es um Macht, um ganz weltliche Dinge, nur nicht um das Evangelium." (Autor Jürgen Hoeren) " - Und insofern entwickelte sich das zu einem Riesengeschäft, was man heute etwa mit dem Lottogeschäft vergleichen kann." (Professor Rolf Decot)
    Fazit: Die Kirche hat mit dem schlechten Gewissen der Menschen Kasse gemacht und mit dem eingetriebenen Geld in betrügerischer Absicht protzige Kirchenbauten finanziert. Erst die Lichtgestalt Martin Luther hat diesem skandalösen Treiben ein Ende gesetzt.
    Ablasskampagnen und Kreuzzüge
    So weit die gängige Version der Geschichte. Die Wahrheit, 500 Jahre nach der Reformation, sieht etwas anders aus: Das Konzept des Ablasses hat im Christentum eine lange Tradition. Die Idee, dass die Sündenstrafen - nicht die Sünden selbst - durch bestimmte Werke der Gläubigen gemildert oder ausgesetzt werden können, ist schon in der Spätantike, vor allem aber im Hochmittelalter verbreitet:
    "Da gab es immer wieder Ablasskampagnen, wo dann für eine bestimmte Zeit besonders große Ablässe gepredigt worden sind. Das waren Kreuzzugsablässe." Die zu gewähren das Vorrecht der Päpste ist.
    Im November des Jahres 1095 ruft Papst Urban II. auf der Synode von Clermont zum Ersten Kreuzzug auf - in einer Rede, die das Gesicht des Abendlandes verändern soll. Den potentiellen Teilnehmern an diesem gefährlichen Abenteuer macht er ein weitreichendes Versprechen:
    "Bewaffnet euch, meine Brüder! Gürtet eure Schwerter! Wendet eure Waffen gegen die Feinde des christlichen Namens und Glaubens! Wir erlassen allen gläubigen Christen, die sich der Last dieses Pilgerzuges unterziehen all die Strafen, die die Kirche für ihre Sünden über sie verhängt hat."
    Da aber Menschen gemeinhin mehr sündigen als sie büßen können, sucht man neben dem Ablass nach einer weiteren Gelegenheit, die Sündenstrafen abzumildern.
    Und, so der Kirchenhistoriker Rolf Decot, die wird auch gefunden:
    "Nicht von Theologen, sondern in der praktischen Seelsorge: das Fegefeuer. Man sagt: wenn du es hier nicht schaffst, dann gibt es einen Ort, da kannst du es auch nach deinem Tod noch machen."
    Schwellenzeiten: die Erfindung des Fegefeuers
    Mit der Vorstellung des Fegefeuers, die schon in der frühen Kirche erstmals bei Tertullian zu belegen ist und die um das Jahr 1200 verstärkt um sich greift, erhält das Ablasswesen einen zusätzlichen Popularitätsschub:
    "Die Idee des Fegefeuers ist vielen Kulturen gemeinsam. Dass ein reinigendes Feuer den Menschen erlösen kann - das ist eine Idee, die dann auch im Christentum Fuß gefasst hat. Das Fegefeuer war gedacht als ein Ort der Reinigung, wo man die Bußstrafen ablösen konnte; und das Interessante ist, dass das Fegefeuer gar nicht so schlimm war. Ins Fegefeuer kam man nur, wenn man nicht verloren war, wenn man im Einklang mit Gott und der Kirche gestorben ist; das war einfach eine Zwischenstation."
    "Das Fegefeuer unterscheidet sich von der Hölle dadurch, dass es endlich ist und nur einen einzigen Ausgang kennt: den Weg ins Paradies. Wer lange genug für seine Schuld gebüßt hat, wird erlöst und von Engeln ins Paradies geführt. Somit ist das Fegefeuer der Vorhof zum Himmel."
    Schreibt der Schweizer Kunsthistoriker Peter Jezler. Und der französische Mediävist Jacques Le Goff notiert:
    "Dank des Fegefeuers entwickelte sich das Ablass-System, das für die Kirche zunächst eine Quelle unschätzbaren Macht- und Geldgewinns war - bis es zu einer gefährlichen Waffe wurde, die sich schließlich gegen sie selbst richtete. Denn am Ende der Entwicklung stand die Spaltung der Kirche als eine Spätfolge der Erfindung des Fegefeuers."
    Ausschnitt aus einem Ablassbild aus dem 15. Jahrhundert
    Ausschnitt aus einem Ablassbild aus dem 15. Jahrhundert (imago stock&people)
    Als der Augustinermönch Martin Luther am 31. Oktober 1517 der Überlieferung nach mit donnernden Hammerschlägen seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg nagelt und das hitzige Drama der Reformation auslöst, ist die Welt längst in einem tiefgreifenden Umbruch begriffen.
    Überall in Europa entwickeln sich aufstrebende Nationalstaaten. Das Weltbild des Mittelalters zerbricht, an seine Stelle tritt eine neue Sicht von Himmel und Erde, von Himmelsräumen und Gestirnen. Seefahrer entdecken neue Länder, Meere, Kontinente, Gelehrte erwecken die Welt der griechischen und römischen Antike zu neuem Leben, die Banken gewinnen an Macht, die "schwarze Kunst", der Buchdruck wird erfunden. Er wird das Leben revolutionieren.
    Die alte Zeit, das ahnen viele, neigt sich ihrem Ende zu. Es ist eine Epoche zwischen Abendlicht und Morgenröte. Am Horizont dämmert ein neues Zeitalter herauf: die Renaissance.
    "Das Besondere ist, und das hat eigentlich die letzten 50 Jahre vor der Reformation geprägt: diese großen Ablasskampagnen."
    Die ihre vergleichsweise bescheidenen Vorgänger jetzt in den Schatten stellen.
    Vom globalen Finanzimperium und der schwarzen Kunst
    Denn die ständigen Geldnöte der baufreudigen, kunstsinnigen, durchaus weltlich orientierten Renaissancepäpste verändern das Wesen des Ablasses: Aus einem wichtigen, seelsorgerlichen Hilfsangebot der spätmittelalterlichen Kirche machen sie ein weltumspannendes Finanzimperium. In einer genialen Verbindung aus Seelsorge und Geldpolitik verkauft die Kirche das Heil und - stopft Haushaltslöcher. Der Ablasshandel wird regelrecht professionalisiert.
    Der Historiker Ludwig Schmugge schreibt:
    "Die Kommerzialisierung von Glaubensinhalten in dieser Größenordnung war ein Novum. Bis heute hat es nichts Vergleichbares gegeben. Allerdings hätten die Ablasskampagnen ohne die junge Technik des Buchdrucks nie eine derart flächendeckende Wirkung entfalten können. An der Schwelle zur Neuzeit steht also ein gigantisches Projekt, das sich die mediale Revolution der 'schwarzen Kunst' zunutze macht."
    Eine Schlüsselfigur dabei ist der französische Domdekan Raimund Peraudi. Als er um 1470 in seiner französischen Heimat ein baufälliges Gotteshaus renovieren will und ihm das Geld fehlt, hat er eine zündende Idee.
    Das "Vier-Gnaden-System"
    Nämlich das System der "vier Gnaden" - den vollständigen Ablass für die Lebenden, den Ablass für die Verstorbenen, einen Ablassbrief für die Todesstunde und einen für die Teilhabe an allen spirituellen Gütern der Kirche:
    "Und das war sozusagen eine Art Vollkaskoversicherung fürs Jenseits. Wer also nun diese vier Gnaden erwarb, brauchte überhaupt keine Angst mehr zu haben, konnte einen kompletten Neuanfang im Leben wagen, alles beichten, eine völlig neue Beziehung zu Gott aufbauen und hatte nichts weiter zu fürchten. Alles war abgedeckt. Man konnte Tod und Jenseits gelassen entgegensehen."
    Und kaufte folglich Ablässe nach der Maxime: Je mehr desto besser. Schließlich konnte man nicht wissen, welche göttliche Umrechnungstabelle am Jüngsten Tag zur Verfügung stehen würde.
    Obwohl keineswegs alle Ablässe unbedingt mit barer Münze zu tun haben mussten:
    "Sondern Bischöfe auch Ablässe eingesetzt und dadurch ein ganzes Programm der Seelsorge entwickelt haben, indem sie gesagt haben: ihr bekommt 40 Tage Ablass, wenn ihr den Armen helft, wenn ihr bestimmte Werke der Barmherzigkeit ausführt. Dann hatte das nichts mit Geld zu tun, sondern das war gelebtes Christentum."
    Raimund Peraudis Konzept jedenfalls macht Schule: Abgesandte des Papstes schwärmen aus und vertreiben Ablässe als eine Art "Rundum-Sorglos-Paket", das den direkten Weg verspricht: unter Umgehung des Fegefeuers direkt ins Paradies.
    So gibt es bald die großen Ablasskampagnen für den Neubau von St. Peter in Rom! Und für die Bestechungsgelder, die der Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg Rom zahlen muss, um seinen dritten Bischofstitel zu erlangen!
    Der Ablass-Vertriebsexperte
    Als Peraudi 1505 stirbt, hat sich sein "Marketingkonzept" jedenfalls europaweit erfolgreich etabliert. Und doch gibt es kein Erfolgsrezept, das nicht verbessert, keinen Profit, der nicht maximiert werden könnte. Folglich wird die Geschäftsidee noch weiter intensiviert, indem man nun überall im Land nach Vertriebsmitarbeitern sucht - nach Ablass-Vertriebsexperten. Das ist die Stunde des Johannes Tetzel!
    Der ergreift die Chance, der Enge seines Leipziger Dominikanerklosters zu entfliehen, sich anderweitig durchaus gottgefällig zu betätigen und Karriere zu machen. Christiane Laudage: "Tetzel war ein gebildeter Mann, der den Job seines Lebens um 1510 fand, als er als Ablassprediger vom Deutschen Orden eingestellt wurde. Er war ein guter Organisator, musste sehen, dass alles lief, dass genügend Druckmaterial da war - und das hat er ziemlich gut gemacht."
    Zu gut für den Doktor Martinus Luther, der gegen den Ablass wettert und die Vorstellung vertritt, allein die Gnade Gottes "rechtfertige" den Menschen - nicht sein Tun und schon gar nicht die Zahlung von schnödem Mammon.
    Dem Reformator kommt der übereifrige Dominikaner gerade recht - denn er gibt dem von ihm so scharf kritisierten Ablasshandel ein Gesicht. Und ein hässliches dazu!
    Tetzel wird als ungelehrter grober Esel bezeichnet, als dummer Tropf, als Lügner, Heuchler und Betrüger. Hans Conrad Zander:
    "Diese Vorwürfe sind in allen Punkten gänzlich falsch oder doch so maßlos und ungerecht übertrieben, dass sie den Dominikaner gar nicht treffen, sondern voll zurückschlagen auf die Ankläger. Auf jene Leute also, die ein Interesse daran hatten, den Ablassprediger zum Sündenbock zu machen. Die wahrhaft Schuldigen aber sind, um sie gleich beim Namen zu nennen, Martin Luther, die protestantischen Pamphletisten, Papst Leo X. und die päpstliche Kurie."
    "Wenn das Geld im Kasten klingt ..."
    Es gelte also, so Hans Conrad Zander, das Bild des berühmtesten Ablasshändlers der Kirchengeschichte in vielen Teilen zu revidieren. Und selbst der Satz, der Tetzel unsterblich gemacht hat:
    "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt…"
    Selbst dieser Satz fällt keineswegs in seine Verantwortung:
    "Der Satz, der Tetzel zum Vorwurf gemacht wird, ist gar nicht von ihm. Der kam hochoffiziell aus Rom und wurde von Tetzel nur in einen besonders eindrücklichen Text gereimt." Sagt Hans Conrad Zander.
    Doch Johannes Tetzel und seine Ablass-"Kollegen" können sich gegen Luther nicht durchsetzen. Ihre Zeit war abgelaufen, der Wind hatte sich gedreht. Die Uhren einer sterbenden Epoche gingen plötzlich anders. Der Mönch in der Augustinerkutte hatte den Nerv der Zeit getroffen!
    Die Reformation hat das eigentlich positive Image des Ablasshandels gekippt.
    Doch die Geschichte lehrt, dass es keine revolutionäre Bewegung ohne die Verteufelung des Bestehenden gibt.
    Raimund Peraudi, Johannes Tetzel und ihre Ablässe sind Vergangenheit. Geblieben ist die Lehre von der Rechtfertigung des Menschen ohne sein eigenes Zutun - allein durch den Glauben, die Gnade und die Schrift: Das ist bis heute die Kernaussage lutherischer Lehre und der gesamten Reformation, das Herzstück evangelischer Frömmigkeit.