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Der Astronom im Schatten von Carl Friedrich Gauß
Karl Harding, ein Asteroid und der erste Atlas

Morgen vor 255 Jahren kam in Lauenburg Karl Ludwig Harding zur Welt. Nach dem Theologie-Studium in Göttingen wurde er Hauslehrer beim Oberamtmann Johann Hieronymus Schröter in Lilienthal bei Bremen. Der war begeisterter Amateurastronom und betrieb die am besten ausgestattete Sternwarte auf dem europäischen Kontinent.

Von Dirk Lorenzen | 28.09.2020
Trotz Asteroidenentdeckung einer der eher unbekannten Astronomen: Karl Ludwig Harding (1765-1834)
Trotz Asteroidenentdeckung einer der eher unbekannten Astronomen: Karl Ludwig Harding (1765-1834) (Harding)
Karl Ludwig Harding wurde zunächst Inspektor und im Jahre 1800 schließlich Observator der Lilienthaler Sternwarte.
Vier Jahre später entdeckte er Juno, den dritten Asteroiden. Damals galten diese Objekte noch als Planeten – und solche Entdeckungen sorgten stets für großes Aufsehen.
Kurz darauf bekam Harding einen Ruf an die Universität Göttingen, wo er eine Astronomie-Professur übernahm. Er blieb dort im Schatten von Carl Friedrich Gauß, der zwölf Jahre jünger und der damals weltweit führende Mathematiker und Astronom war.
Historische Ansicht der Sternwarte Göttingen
Historische Ansicht der Sternwarte Göttingen (Besemann)
Doch anders als Gauß arbeitete Karl Ludwig Harding sehr viel am Teleskop. 15 Jahre lang sammelte er die Daten von rund 60.000 Sternen für seinen neuen Himmelsatlas.
Harding war der erste, der einen Sternatlas rein nach wissenschaftlichen Kriterien erstellte. Die Karten enthalten alle wichtigen Informationen, sind aber nicht von unnötigen künstlerischen Ausschmückungen überfrachtet, die bei der praktischen Arbeit oft stören.
Zudem beobachtete er intensiv den Mond und die Planeten und entdeckte drei Kometen. 1834 ist Karl Ludwig Harding im Alter von 68 Jahren in Göttingen gestorben.