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Der Aufbruch schon am Ende

"Es steht nicht gut um den Südsudan" sagen selbst die Bürger des erst ein Jahr alten Landes. Sie verzweifeln ob der grassierenden Korruption, der völlig leeren Staatskassen trotz reicher Ölvorkommen - und des lähmenden Ölkonflikts mit dem Norden. Kein Geld, keine Arbeit, kein Land, keine Bildung: Es steht nicht gut um den jüngsten Erdenstaat.

Von Bettina Rühl | 08.07.2012
    "Die Nationalhymne preist unser Land und die Menschen im Südsudan. Außerdem bitten wir Gott, dass er uns allzeit begleitet, und wir danken ihm dafür, dass er uns von der Sklaverei der Sünde befreit hat. In der Nationalhymne ehren wir unsere Mütter und alle, die uns während des langen Kampfes unterstützt haben – bis zur Unabhängigkeit."

    Das ist die Nationalhymne des neuen Staates Südsudan. Er wurde vor einem Jahr unabhängig, am 9. Juli 2011. Der restliche Landesteil behielt den alten Namen Sudan. Mit 620.000 Quadratkilometern ist der jüngste Staat der Welt etwa so groß wie Spanien und Portugal zusammen. In diesem riesigen Land leben bisher nur acht oder neun Millionen Menschen. William Ezekiel ist Chefredakteur und Herausgeber der "Sudan Tribune".

    "Ich gehöre zu denen, die sich für die Unabhängigkeit des Südens eingesetzt haben. Ich habe meine ganze Energie und mein Geld dafür investiert, dass der Südsudan eines Tages zu einem unabhängigen Staat erklärt wird. Und ich bin wirklich stolz darauf."

    Für ihre Unabhängigkeit haben die Südsudanesen seit 1955 in zwei Kriegen fast 40 Jahre lang gekämpft. In dieser Zeit führte die Kombination von Krieg und Dürre immer wieder zu dramatischen Hungerkatastrophen. Deshalb galt der Sudan lange als Inbegriff von Hunger, Not und Krieg.

    Doch am Ende gelang, was kaum mehr möglich schien: Am 9. Januar 2005 unterzeichneten die Regierung des Sudan und die Befreiungsarmee des Südsudanesischen Volkes, kurz SPLA, einen Friedensvertrag. Sie einigten sich auch darauf, dass die Südsudanesen nach einer Übergangsfrist abstimmen sollten: über eine Teilautonomie oder ihre Unabhängigkeit. Das Referendum, das am 9. Januar 2011 stattfand, brachte ein eindeutiges Ergebnis: Die Südsudanesen wollten die Lostrennung vom Norden und einen eigenen Staat. Wenige Monate später feierten sie, was sie für die Erfüllung eines langen Traumes hielten.

    Die euphorischen Feiern sind jetzt zwölf Monate her. Aus dem Traum wurde staatlicher Alltag. Juba, die südsudanesische Hauptstadt, hat sich von einem Dorf im Busch zu einer lebendigen Großstadt gemausert. Zur Hauptverkehrszeit verstopfen nagelneue Luxusautos die inzwischen weitgehend asphaltierten Straßen. Der Sprecher der immer noch jungen Regierung in der südsudanesischen Hauptstadt Juba, Barnaba Marial Benjamin Bil, bilanziert die Zeit seit der Unterzeichnung des Friedensvertrages 2005. Er sieht nur Erfolge.

    "Wir sind vom Nullpunkt ausgegangen. Hier in Juba gab es keine Büros, und im ganzen Land kaum Straßen. Noch nicht einmal in Juba war auch nur eine einzige asphaltiert. Strom gab es auch nicht. Ende 2005 fuhren hier nur 15 Autos, die fast alle der Armee oder der Polizei gehörten. Und heute? Es gibt Verkehrsstaus. Über 22 einflussreiche Länder sind mit Botschaften in Juba vertreten. Wir haben es geschafft, unsererseits einen gewissen Einfluss zu bekommen. Oder schauen Sie sich mein Büro an. Als ich 2005 mein erstes Büro bezog, hatte das eine kaputte Tür und zerbrochene Scheiben. Inzwischen ist es ein angemessener Raum, ausgestattet mit allem, was nötig ist."

    Allerdings sehen viele Südsudanesen gerade die Autos in Juba, die der Regierungssprecher auf der Haben-Seite erwähnt, mit großer Bitterkeit. Denn bei fast allen Fahrzeugen handelt es sich um sehr exklusive Modelle sehr teurer Marken. Wo kommt das Geld für all diese Luxusautos her?, fragen sich die Menschen. Wo der Südsudan doch gerade noch am Nullpunkt stand. Die Antwort ist in aller Munde: Quelle des Reichtums der Elite ist die allseits verbreitete Korruption. Das Problem ist so bekannt, dass Marial es noch nicht einmal abstreitet:

    "Wir tun etwas gegen die Korruption, und zwar das, was jede zivilisierte Regierung in einem solchen Fall tun würde: Wir gründen die staatlichen Institutionen, die nötig sind, um dagegen kämpfen zu können. Wir haben eine Anti-Korruptionsbehörde, die von qualifizierten Anwälten geleitet wird. Außerdem hat das Parlament die Anti-Korruptionskommission gerade erst ermächtigt, Diejenigen anzuklagen, die korrupt geworden sind."

    Die Realität sieht anders aus. Nur ein Jahr nach seiner Gründung steht der Südsudan kurz vor dem Bankrott. Das liegt zum Teil an wirtschaftlichen Konflikten mit dem Sudan, auf die der Süden mit dem Stopp der Erdölförderung reagierte. Der andere Teil der Wahrheit: Die politische Elite füllt sich die Taschen und treibt das Land dadurch in den Ruin. Milliarden aus dem Verkauf des Erdöls sind weg. Das gestand Präsident Salva Kiir Anfang Juni mit verblüffender Offenheit in einem persönlichen Schreiben an 75 Minister, Staatssekretäre und Regierungsbeamte. Er forderte sie auf, gestohlenes Geld an den Staat zurückzuzahlen. Wörtlich heißt es:

    "Rund vier Milliarden Dollar sind verschwunden. Oder, um es einfacher zu sagen, von ehemaligen oder derzeitigen Beamten und von korrupten Individuen mit engen Drähten zu Mitarbeitern der Regierung gestohlen worden. Die meisten Gelder wurden außer Landes gebracht und auf ausländischen Banken deponiert. Wir haben für Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit gekämpft. Und nun, da wir an der Macht sind, haben wir offenbar vergessen, wofür wir gekämpft haben und uns stattdessen zulasten unserer Leute selbst die Taschen gefüllt."

    Es ist in Juba ein offenes Geheimnis, dass die politische Elite des Landes auf amerikanischen und europäischen Konten Beträge deponiert hat, die teilweise eine dreistellige Millionenhöhe erreichen. Wer sich einsichtig zeige und Geld auf ein speziell eingerichtetes Konto in Kenia rücküberweise, schreibt Salva Kiir, könne mit Amnestie und Vertraulichkeit rechnen.

    Das Schreiben des Präsidenten ist spektakulär, ein einzigartiger Vorgang. Sein Schritt erfolgte aber auch in einer einzigartigen Situation, denn der Südsudan ist wirtschaftlich fast am Ende.

    Zweierlei kommt zusammen. Erstens verliert der Südsudan durch Korruption viel zu viel Geld. Zweitens nimmt er seit Januar fast gar nichts mehr ein. Denn das Land ist zu 98 Prozent vom Erdölsektor abhängig. Im Wirtschaftsstreit mit der sudanesischen Regierung in Khartoum stellte der Süden die Förderung jedoch im Januar ein.

    "Wenn die jetzt wegfallen sollten über einen längeren Zeitraum, dann können keine Staatsbediensteten mehr bezahlt werden, dann kann die Polizei, das Militär nicht bezahlt werden. Und angesichts der Tendenz in diesem Teil von Afrika zu Militärputschen und Staatsstreichen mag man sich gar nicht vorstellen, was das für das Land bedeuten könnte."

    Wolf-Christian Paes vom Internationalen Konversionszentrum Bonn, kurz BICC, berät die Regierung in Juba.

    "Was das bedeutet, ist natürlich, dass die Abhängigkeit kurzfristig von der internationalen Hilfe zunehmen würde. In der Vergangenheit gab es ja diese etwas absurde Aufgabenteilung, dass die internationale Gemeinschaft über die Entwicklungszusammenarbeit viele Kernfunktionen des Staates finanziert hat, im Gesundheitsbereich, im Bildungswesen. Während der Südsudan eben aus dem Öl hohe, für afrikanische Verhältnisse, relativ hohe Einnahmen hatte, die verwendet worden sind, um einen eigentlich völlig aufgeblähten Staatsapparat zu finanzieren. Eine Armee, die auf der einen Seite zu groß ist, die aber auf der andern Seite offensichtlich Schwierigkeiten hat, Sicherheit für die Bevölkerung zu schaffen, wie wir immer wieder erleben. Einen Behördenapparat, wo Gehälter bezahlt werden, die Spitze sind für afrikanische Verhältnisse, der aber besonders wenig leistungsfähig ist."

    Und der, wie gesagt, von korrupten Beamten durchsetzt ist. Wobei das Geld nicht nur auf der unteren Ebene verschwindet, sondern auch an der politischen Spitze. Kritiker halten den spektakulären Brief des Präsidenten sowieso für einen Versuch, die Spuren der eigenen Korruptheit zu verwischen.

    Beim Wirtschaftsstreit mit dem Norden geht es um die Verteilung der Gewinne aus dem Erdölverkauf. Der Hintergrund: Der Großteil des sudanesischen Erdöls liegt auf dem Gebiet des Südens. Die Infrastruktur für den Verkauf - also Pipelines und Exportanlagen im Hafen Port Sudan - gehören dem Norden. Damit sind beide Seiten voneinander abhängig. Der Streit eskalierte nun über die Frage, wie viel der Süden dem Norden für die Nutzung der Pipelines zahlen muss. Dazu noch einmal der Regierungssprecher des Südens, Barnaba Marial Benjamin:

    "Sie verlangen 36 Dollar pro Barrel nur an Durchleitungsgebühren. Aber internationaler Standard und gute Praxis sind etwas anderes. Nehmen wir das Öl aus Aserbaidschan, das durch Georgien und die Türkei fließt. Aserbaidschan zahlt Georgien für die Durchleitung 15 Dollar-Cent pro Barrel, und der Türkei 25 Cent. Das nächste Land, von dem wir wissen, ist der Tschad. Der bezahlt Kamerun für die Nutzung der Pipeline 40 Cent pro Barrel. Und Khartoum verlangt von uns 36 Dollar für dieselbe Menge!"

    Weil der Süden aus Sicht des Nordens diese Gebühren schuldig blieb, beschlagnahmte der Norden einige Tanker mit Erdöl. Daraufhin beschuldigte der Süden den Norden, Öl im Wert von 815 Millionen Dollar unterschlagen zu haben - und stellte die Förderung ein.

    Nun hat die junge Regierung buchstäblich nichts mehr zu verteilen. Dem Norden geht es kaum anders. Obwohl beide Staaten wirtschaftlich kurz vor dem Kollaps stehen, setzen sie weiter auf Konfrontation. Nur stärkster internationaler Druck konnte den nächsten Krieg bisher verhindern. Der Status quo lässt sich trotzdem nicht als "Frieden" bezeichnen. Die UN beschuldigt beide Seiten, die gemeinsame Grenze regelmäßig zu verletzen. In den umstrittenen Regionen Abyei, Blauer Nil und Süd-Kordofan wird regelmäßig gekämpft.

    Dabei kann sich der Süden den Dauerkonflikt mit dem Norden wirtschaftlich gar nicht leisten. Denn der eigentliche Aufbau staatlicher Dienstleistungen hat im Grunde noch nicht einmal angefangen. Wolf-Christian Paes' Bilanz ist ernüchternd:

    "Es gibt weder ein funktionierendes Gesundheitswesen außerhalb der größeren Städte im Südsudan, noch gibt es eine funktionierende Polizei, noch gibt es ein funktionierendes Bildungswesen. Das ist alles abhängig von dem, was Nichtregierungsorganisationen machen, und bei diesen wiederum natürlich abhängig von dem, was es an Unterstützung gibt."

    Und das reicht insgesamt nicht aus, um daraus einen Staat zu machen. So ist der Mangel allgegenwärtig.

    Eine Schule im Bundesstaat Bahr el Ghazhal in einem Lager für Rückkehrer aus dem Sudan. Es ist früh am Morgen, noch ist die Hitze erträglich. Zum Teil barfuß und mit staubigen Klamotten stehen ein paar Dutzend Kinder aufgereiht auf einem sandigen Platz und warten auf die Befehle ihres Lehrers. Der lässt sie, wie jeden Morgen, ein bisschen exerzieren. Trotz des Friedens ist das Militärische noch immer selbstverständlicher Teil des Alltags.

    Allein zwischen Ende 2010 und Mitte 2011 kamen etwa 400.000 Menschen in den Südsudan zurück. Für die Regierung ist das eine gewaltige Herausforderung: Die Menschen brauchen kurzfristig Wasser und Essen, mittelfristig eine Wohnung und ein Einkommen. Und die Kinder brauchen Bildung.

    Nach Gesang und Exerzieren marschieren die Schülerinnen und Schüler zu ihrem jeweiligen Platz unter den Bäumen - dem einzigen Schutz vor Sonne und Regen, denn Klassenräume haben sie nicht.


    Ring Dan Kinang ist der Direktor der Lager-Schule. Er findet es unproblematisch, dass die Lehrer, die auf Englisch unterrichten, die englische Sprache im Grunde nicht beherrschen.

    "Die Hauptsache ist doch, dass die Kinder etwas lernen. Ich sehe bei all dem kein Problem."

    So schlecht ihr Unterricht auch sein mag, so tun die Lehrer doch, was sie können - und mehr als die Regierung. Denn im Lager gibt es keine staatliche Schule, deshalb griffen die Bewohner zur Selbsthilfe.

    Nicht einmal 30 Prozent der Südsudanesen können leidlich lesen und schreiben. In den Kriegsjahren haben 80 Prozent der Kinder gar keine Schule besucht, schätzt Nyiel Kuol. Die Südsudanesin war neun Jahre lang in Großbritannien und dort zuletzt für die Qualität der Lehre an der Universität Limmerick zuständig. Dann kehrte sie in den Südsudan zurück, um beim Aufbau des neuen Staates zu helfen. Nyiel Kuol ist Dekanin an der staatlichen Universität von Bor, möchte aber eine private Hochschule gründen.

    "Eins der Probleme, an denen der Aufbau unseres Staates scheitert, ist die Tatsache, dass die Südsudanesen jahrzehntelang auf der Flucht waren. Und zwar alle außer denen, die aktiv gekämpft haben. Die anderen waren immer unterwegs, weil sie ständig bombardiert wurden. 21 Jahre lang ging es nur darum, dass wir überleben, und zwar dank der Nothilfe der Vereinten Nationen. Das hat dazu geführt, dass die Arbeitsmoral nicht sehr ausgeprägt ist. Das zweite Problem ist die Bildung. Die Leute haben ums Überleben gekämpft, nicht darum, Lesen und Schreiben zu lernen."

    Selbst innerhalb der politischen Führung ist noch nicht einmal eine Grundbildung selbstverständlich. Denn die Elite besteht zu einem guten Teil aus ehemaligen Freiheitskämpfern, die ihre Jugend im Busch verbracht haben. Und selbst vor dem Ausbruch des Krieges gab es kaum Bildungschancen im Südsudan: Die Regierung in Khartoum hatte keinerlei Interesse an der Entwicklung dieses Gebietes. Und nun finden sich die Südsudanesen, die praktisch gerade erst ihre Verstecke im Busch verlassen haben, fast über Nacht in der Rolle der Staatsbürger wieder. Nyiel Kuol, die Dekanin der staatlichen Universität von Bor:

    "In diesem Land gab es keine Gesetze oder etwas Ähnliches. Ich schätze mal, dass 90 Prozent der Südsudanesen keine Vorstellung davon haben, was üblicherweise in einer Verfassung festgelegt wird. Die Bürger wissen nicht, dass sie das Recht haben, ihre politischen Vertreter zur Rechenschaft zu ziehen."

    Das gilt auch für Beridector Chartis. Der 32-Jährige wohnt in Mundri, einer Kleinstadt im Süden des Südsudans, rund 200 Kilometer nordwestlich von Juba. Gerade dichtet er ein paar Löcher in der Wand seiner Unterkunft ab: Beim Regen der letzten Nacht ist das Wasser durch die Wände gelaufen. Seine Hütte hat Chartis aus Sperrholzplanken, Pappe und Plastik zusammengezimmert, als er 2008 aus Khartoum in seine alte Heimat Mundri zurückkam - nach 16 Jahren als Bürgerkriegsflüchtling in der sudanesischen Hauptstadt.

    "Es geht uns nicht gut. Ich bin mit dem Land nicht zufrieden, das die Behörden uns zugewiesen haben. Außerdem gibt es hier kaum Infrastruktur, das Leben ist wirklich hart."

    In Khartoum lebte Chartis mit seiner Mutter, seinem Bruder und zehn weiteren Verwandten zusammen. Gemeinsam verdienten sie genug zum Leben für alle. Wegen ihrer Hautfarbe fühlten sie sich allerdings als Menschen zweiter Klasse behandelt. Deshalb kam die Familie 2008 zurück nach Mundri. Aber schnell war klar: Es gibt dort keinen Platz mehr für sie alle.

    "Dabei ist es gar nicht so, als hätten wir kein Land, wir haben sogar viel Land. Aber auf unserem Boden leben jetzt andere Menschen. Die Behörden haben gesagt, dass ich Geld bezahlen muss, um unser Land zurückzubekommen. Ich finde das sehr ungerecht."

    Der 32-Jährige muss allerdings zugeben, dass er seinen Besitzanspruch nicht richtig belegen kann - die Dokumente gingen während des Krieges verloren.

    Der Kreisvorsitzende von Mundri, Samson Arap Ephraim, ist zu einem Treffen am späten Samstagnachmittag bereit. In den kleinen Bars von Mundri fließt schon das Bier. Auch Arap Ephraim ist einem Drink nicht abgeneigt. Also schmeißt er eine Runde, für sich, seine Entourage und für alle, die sonst noch so da sind. Auf seine Vorgeschichte ist er stolz:

    "Ich war selbst im Krieg, ein Teil des Krieges."

    Das gilt für viele Regierungsmitglieder im Süden. Die Regierungspartei SPLM war auch schon während des Krieges der politische Flügel der Rebellenarmee SPLA. Arap Ephraim hat das Land im Kreis Mundri schon mal neu vermessen und aufgeteilt. Dabei gibt es noch gar kein neues Landrecht. Trotzdem weist Arap Ephraim alte Ansprüche wie die von Beridector Chartis zurück.

    "Möglich, dass ihm das Land vor dem Krieg gehört hat. Seit dem Ende des Krieges gibt es jedoch neue Regelungen. Er träumt noch von den alten Zeiten."

    Ja, sagt Arap Ephraim, viele Menschen seien unglaublich wütend: Sie wollen das Land zurück, das sie ihr Eigen nennen. Aber der verstorbene erste Präsident des Südens, John Garang, habe die Menschen schon früh davor gewarnt, dass nach dem Krieg nichts mehr sein werde, wie zuvor.

    "Wir dürfen diejenigen, die nicht mitgekämpft haben, sondern ins Ausland geflohen sind, natürlich nicht komplett übergehen. Wir werden sie aufnehmen, es gibt genug Land im Süden. Aber es ist ganz normal: Wer spät kommt, isst die Knochen. Sie sollten also die Knochen akzeptieren."

    Nun also wird der Südsudan ein Jahr alt. Zum Jahrestag wird gefeiert werden. Aber Vielen ist nur bedingt nach Festlichkeiten zumute. Das gilt auch für William Ezekiel, den Herausgeber der Zeitung "Sudan Tribune".

    "Nach dem, was wir erleben, entwickelt sich unser Land in keine gute Richtung. Wenn das so weitergeht, könnte das eines Tages in einer Art Diktatur enden. Und dann die Sicherheitslage, die ganzen Aufstände - das alles ist sehr beunruhigend. Es steht nicht gut um den Südsudan, vor allem nicht, was die Sicherheit angeht."

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