Donnerstag, 25. April 2024

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Der Bariton Gérard Souzay
Stilsicherer Lyriker

Seine samtige, geschmeidige Bariton-Stimme verführt einen noch heute. Der französische Bariton Gérard Souzay zählt zu den großen Liedsängern des 20. Jahrhunderts. Die Faszination seiner Schubert- und Schumann-Aufnahmen ist ungebrochen.

Am Mikrofon: Christoph Vratz | 06.12.2018
    "Ich kann nur hoffen, dass ich bei den Mélodies und Chansons den Inhalten so nahe gekommen bin wie er bei den Liedern von Schubert und Schumann."
    So urteilte einmal der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau über seinen französischen Kollegen Gérard Souzay. Beide Sänger gehörten zu den großen Entdeckungen in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, beide setzten sich vor allem für die Gattung Lied ein. Unweigerlich kamen Vergleiche auf.
    Doch unterschiedlicher konnten Sänger kaum sein: auf der einen Seite der stark auf die Wirkung des Wortes setzende Deutsche und auf der anderen Seite der Franzose, der mit seiner geschmeidigen Stimme besonderen Wert auf die melodische Linienbildung legte.
    Souzay stammte aus Angers, sein Großvater war Elsässer – vielleicht liegen hier die Wurzeln für Souzays spätere Affinität zum deutschen Kunstlied. Ausgebildet in Paris, trat er als Operndarsteller vergleichsweise selten in Erscheinung.
    Seine sicher beste Rolle war die des Golaud in Claude Debussys "Pelléas et Mélisande". Führend blieb er bis in die 1980er Jahre als Liedsänger, bevor er sich in fortgeschrittenem Alter mehr und mehr seiner zweiten Leidenschaft widmete, der Malerei.