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Der Dirigent Alfred Hertz
Medien-Pionier und Vater der Hollywood Bowl

Im Gegensatz zu anderen Kollegen stand er dem damaligen neuen Medium Schallplatte interessiert und aufgeschlossen gegenüber: In dieser Hinsicht gilt Alfred Hertz als Pionier. Aber auch in Bezug auf Open-Air-Konzerte spielte er eine wichtige Rolle.

Von Herbert Haffner | 15.12.2016
    Historisches Foto des deutsch-amerikanischen Dirigenten Alfred Hertz.
    Von Deutschland in die USA: der Dirigent Alfred Hertz. (gemeinfrei)
    Wie Theodore Thomas oder Frederick Stock gehört Alfred Hertz zur Riege deutscher Dirigenten, die eine wichtige Rolle in der amerikanischen Klassik-Szene des frühen 20. Jahrhunderts besetzten. 1872 in Frankfurt am Main geboren, erhielt Hertz über erste Engagements in Halle (Saale), Altenburg und Barmen-Elberfeld einen Ruf an die renommierte New Yorker Metropolitan Opera, bei der er 13 Jahre blieb und sich (immerhin neben Mahler und Toscanini) vor allem als Wagner-Dirigent der deutschen Saison profilierte.
    Im April 1906 dirigierte er die Aufführungen von Enrico Carusos USA-Tournee, die schwer vom Erdbeben in San Francisco betroffen waren. Gleichwohl übernahm er 1915, diesmal für sogar 15 Jahre, die Leitung des San Francisco Symphony Orchestra und schloss 1925 mit der Victor Talking Machine Company einen ersten Plattenvertrag. Doch von Hertz sind viel frühere Aufnahmen erhalten, wie die berühmten, kurz nach der Jahrhundertwende entstandenen Mapleson Cylinders, aber auch die erste Plattenaufzeichnung der Berliner Philharmoniker vom September 1913 mit Wagners "Parsifal"-Musik.
    Ärger mit Cosima Wagner
    Hertz hatte, sehr zum Ärger von Cosima Wagner, die Oper als Erster außerhalb von Bayreuth an der Met aufgeführt. Da der Musikdirektor des Los Angeles Philharmonic Orchestra sich nicht zu Open-Air-Konzerten entschließen konnte, wurde Hertz von 1922 an zum "Vater der Hollywood Bowl", einer der weltweit größten Freilichtbühnen. Gegen Ende seines Lebens wirkte er auch in den Sendungen des NBC Pacific Radio Network mit, in der wöchentlichen "Standard Symphony Hour" mit dem San Francisco Symphony Orchestra.