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Der Dirigent Sir Colin Davis
Entspannt und ohne Allüren

"Die klassische Musik ist die schönste Erfindung des Menschen". Diese Aussage macht deutlich, was Sir Colin Davis auch war, ein wahrer Gentleman am Dirigentenpult, ein sensibler, hellhöriger und entgegenkommender Orchesterleiter.

Von Christoph Vratz | 05.10.2017
    Der Dirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Sir Colin Davis, aufgenommen im November 1985 in München. | Verwendung weltweit
    Der Dirigent Sir Colin Davis aufgenommen im November 1985 in München. (dpa picture alliance / Frank Mächler)
    Sir Colin Davis verkörpert das Gegenbild zu einem autokratischen Pult-Zampano.
    Geboren 1927 in Weybridge, einer kleinen Stadt im Südosten Englands, studierte Davis zunächst Klarinette, da man ihn wegen mangelnder Klavierkenntnisse nicht in die Dirigierklasse des Royal College of Music in London aufgenommen hatte. Seine Leidenschaft fürs Dirigieren verfolgte er trotzdem weiter, auch wenn das Attribut des Autodidakten seine Karriere anfangs nicht gerade beschleunigte.
    Einen Namen macht sich Colin Davis, als er 1959 zunächst für den erkrankten Otto Klemperer bei einer Don Giovanni-Aufführung, ein Jahr später für Thomas Beecham am Opernhaus in Glyndebourne einsprang. Von der BBC und dem Royal Opera House wechselte Davis 1983 nach München zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. In Dresden wurde er zum Ehrendirigenten der Staatskapelle ernannt.
    Gerade mit seinem Einsatz für die Werke von Berlioz und Sibelius hat Davis Aufnahmegeschichte geschrieben - auch wenn er selbst das bescheidener ausgedrückt hätte.