Korallenriffen und Lagunen, von weißen Stränden und tropischem Grün. Doch
nicht alle Orte des Urlaubsparadieses im Indischen Ozean sind für
Postkartenmotive geeignet. Inmitten von Lustgefilden für Tauchsportfreunde
und Hochzeitsreisende liegen Inseln, auf denen die Erholung der Besucher
ausgeschlossen ist: Es sind die Gefängnisinseln der Malediven. Nach
Informationen von Amnesty International herrschen hier lebensbedrohliche
hygienische Verhältnisse und mangelhafte medizinische Versorgung.
Strafgefangene berichten von Folter, Vergewaltigung und monatelanger
Einzelhaft. Hunger und Durst sind an der Tagesordnung. Wer diese Zustände
anprangert, bekommt die eiserne Hand des Polizeistaates unter Präsident
Maumoon Gayyoom zu spüren. Das musste Ibrahim Luthfee erfahren. Gründer der
maledivischen Online-Zeitung Sandhaanu.
Sandhaanu war eigentlich zum ersten Mal eine Zeitung, die normale
demokratische Rechte einfordert. Zum Beispiel die Pressefreiheit: Es darf
also keine Publikation erscheinen, die von der Regierung nicht abgesegnet
worden ist - so ähnlich wie in Saudi-Arabien. Das gibt auch ein Gesetz, das
die Kritik am Islam verbietet; Kritik am Präsidenten sowieso; und der
Ibrahim Luthfee hat gefordert: Politische Parteien, Trennung von Exekutive
und Legislative . Und das reichte schon aus, um lebenslang ins Gefängnis zu
kommen!
---
Burkhard Schröder, Online-Spezialist des Deutschen Journalistenverbandes,
hat im Web Artikel von Ibrahim Luthfee und seinen Kollegen aufgespürt.
Menschenrechtsgruppen hatten sie aus der maledivischen Landessprache ins
Englische übersetzt. Danach waren Luthfees Veröffentlichungen zunächst stark
persönlich motiviert. In einem zivilen Rechtsstreit hatte sich der
Geschäftsmann Ibrahim Luthfee nämlich geweigert, sein Haus an den
maledivischen Gesundheitsminister zu vermieten. Im Zusammenhang mit diesem
Streit wanderte Luthfee mehrfach grundlos für Wochen ins Gefängnis. Was er
dort mit Polizei und Justiz erlebte, schilderte Luthfee im Newsletter
Sandhaanu. Da war dann zu lesen, wie Akten verschwanden, Zeugenaussagen
gefälscht und Tatsachen verdreht wurden, wie die Polizei seine Frau
verprügelte und ihn in Verhören demütigte. In Luthfees Erlebnissen
offenbarte sich den maledivischen Lesern ihre Rechtlosigkeit. Und das
Online-Magazin Sandhanuu entwickelte sich Zug um Zug zum Sprachrohr einer
maledivischen Elite, die sich nicht länger den Mund verbieten lassen will,
berichtet Vincent Brossell von der Menschenrechtsorganisatio Reporter ohne
Grenzen.
They want to express themselves and give views - very different from in
somewhere our standards of journalism - want views of what they can't find
in the local press - that he is under pressure of the authorities. And when
you look at the recent riot in the maledives, you can see, that it is awfull
linked to the lack of freedom of expression.
Sie wollen eine Stimme haben, und Stellung nehmen - irgendwie legen sie
schon ziemlich andere journalistische Standards an als wir- aber: Sie wollen
Stellung nehmen zu den Dingen, die sie gerade nicht in ihrer lokalen Presse
finden. Zum Beispiel auf welche Weise jemand wie der Geschäftsmann Ibrahim
Luthfee unter den Druck der Machthaber gerät. Und wenn man sich die jüngste
Aufregung auf den Malediven anschaut, dann hat sie mit diesem schrecklichen
Mangel an Meinungsfreiheit zu tun.
Im Frühjahr 2002 verhaftet das Regime Ibrahim Luthfee endgültig. Es
verurteilt ihn gemeinsam mit zwei Redakteuren von Sandhaanu zu lebenslanger
Haft. Sie hätten Stories erfunden, die eine schlechte Stimmung zwischen
Regierung und Volk erzeugen könnten, heißt es im Urteil. Außerdem hätten sie
die das Volk gegen die verfassungsmäßige Ordnung aufgestachelt. Gleichzeitig
untersagen die Sicherheitsbehörden das Erscheinen der Online-Zeitung.
Allerdings ohne Erfolg. Sandhaanu wird anonym weitergeführt. So erfährt die
maledivische Öffentlichkeit, dass die Verurteilten auf die berüchtigte
Straflagerinsel Mafushi gebracht wurden. Nach einem Jahr im Straflager
erkrankt Ibrahim Luthfee an einer schweren Augenentzündung. Auf Drängen
seiner Familie entschließt sich die Gefängnisleitung, ihn in auf seine
Kosten in ein Hospital auf Sri Lanka ausfliegen zu lassen. In Colombo nutzt
Ibrahim Luthfee die Gelegenheit zur Flucht und taucht unter.
We can understand, that this man, who was sentenced with three other
people to a very long jail-sentence , managed to escape. His reason was
obviously, that he had no chance to defend him with a correct standard in
terms of Justice. For example they were detained a few weeks before the
trail in secret, without any contact with their family and lawyers. and
after that, it appaers, that the Judge was obviously under the pressure from
the authorities and he gave a political decision and not a decision of
justice.
Man kann verstehen, dass dieser Mann, der zusammen mit drei anderen Leuten
zu einer sehr langen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, alles daran gesetzt
hat, zu entkommen. Er hatte nämlich überhaupt keine Chance, auf einem
korrekten, rechtsstaatlichen Wege Gerechtigkeit zu erlangen. Schließlich
hatten er und seine Kollegen nach ihrer Festnahme erfahren müssen, dass man
sie mehrere Wochen lang an einem geheimen Ort gefangen hielt, ohne dass ihre
Familien oder Anwälte informiert wurden. Später , im Prozess, stellte sich
heraus, dass der Richter eindeutig unter Druck des Regimes stand. Er
urteilte politisch und nicht rechtmäßig.
Amnesty International zufolge hat das maledivische Regime auf Ibrahim
Luthfees Flucht mit einer Welle von Verhaftungen reagiert. Die Touristen auf
der Insel erfuhren davon selbstverständlich nichts. "Sie sind die
Einnahmequelle und die Achillesferse des Regimes", sagt Burkhard Schröder.
Deshalb achte Präsident Maumoon Gayoom streng darauf, dass die Touristen in
ihren exklusiven Freizeitghettos von der Intoleranz des Einparteien-Staates
unberührt bleiben.
Burkhard Schröder : Der herrscht auf den Malediven seit 1978 und
betrachtet das Land als sein Privateigentum und probiert natürlich, sein
Land aus den internationalen Schlagzeilen herauszuhalten, weil er es als
Tourismus-Paradies verkaufen will. Und deswegen ist das Internet für solche
diktatorischen Regimes natürlich extrem gefährlich! Aber : Jetzt ist die
Zahnpasta auch schon aus der Tube; jetzt berichten die Zeitungen darüber,
dass die die Menschenrechte brutal missachten.
Ibrahim Luthfee hat sich kürzlich aus dem Untergrund gemeldet. Er macht sich
Sorgen um die Sicherheit seiner Familie und bat die internationale
Öffentlichkeit, sich für den Schutz seiner Verwandten zu engagieren.
Nachtrag.:
In den Online-Texten von Ibrahim Luthfee gab es neben der Forderung nach
Rechtsstaatlichkeit und Mitbestimmung immer auch einen religiösen Unterton,
eine Sehnsucht nach besseren Muslimen im islamistischen Inselstaat der
Malediven. Seit Luthfees Verhaftung verstärken sich die fundamentalistischen
Akzente in einigen Sandhaanu-Texten. Es könnte sein, dass der Fall Ibrahim
Luthfee auch ein Beispiel dafür ist, wie ein korruptes islamistisches Regime
durch die Missachtung von Menschenrechten sein Volk radikalisiert.
nicht alle Orte des Urlaubsparadieses im Indischen Ozean sind für
Postkartenmotive geeignet. Inmitten von Lustgefilden für Tauchsportfreunde
und Hochzeitsreisende liegen Inseln, auf denen die Erholung der Besucher
ausgeschlossen ist: Es sind die Gefängnisinseln der Malediven. Nach
Informationen von Amnesty International herrschen hier lebensbedrohliche
hygienische Verhältnisse und mangelhafte medizinische Versorgung.
Strafgefangene berichten von Folter, Vergewaltigung und monatelanger
Einzelhaft. Hunger und Durst sind an der Tagesordnung. Wer diese Zustände
anprangert, bekommt die eiserne Hand des Polizeistaates unter Präsident
Maumoon Gayyoom zu spüren. Das musste Ibrahim Luthfee erfahren. Gründer der
maledivischen Online-Zeitung Sandhaanu.
Sandhaanu war eigentlich zum ersten Mal eine Zeitung, die normale
demokratische Rechte einfordert. Zum Beispiel die Pressefreiheit: Es darf
also keine Publikation erscheinen, die von der Regierung nicht abgesegnet
worden ist - so ähnlich wie in Saudi-Arabien. Das gibt auch ein Gesetz, das
die Kritik am Islam verbietet; Kritik am Präsidenten sowieso; und der
Ibrahim Luthfee hat gefordert: Politische Parteien, Trennung von Exekutive
und Legislative . Und das reichte schon aus, um lebenslang ins Gefängnis zu
kommen!
---
Burkhard Schröder, Online-Spezialist des Deutschen Journalistenverbandes,
hat im Web Artikel von Ibrahim Luthfee und seinen Kollegen aufgespürt.
Menschenrechtsgruppen hatten sie aus der maledivischen Landessprache ins
Englische übersetzt. Danach waren Luthfees Veröffentlichungen zunächst stark
persönlich motiviert. In einem zivilen Rechtsstreit hatte sich der
Geschäftsmann Ibrahim Luthfee nämlich geweigert, sein Haus an den
maledivischen Gesundheitsminister zu vermieten. Im Zusammenhang mit diesem
Streit wanderte Luthfee mehrfach grundlos für Wochen ins Gefängnis. Was er
dort mit Polizei und Justiz erlebte, schilderte Luthfee im Newsletter
Sandhaanu. Da war dann zu lesen, wie Akten verschwanden, Zeugenaussagen
gefälscht und Tatsachen verdreht wurden, wie die Polizei seine Frau
verprügelte und ihn in Verhören demütigte. In Luthfees Erlebnissen
offenbarte sich den maledivischen Lesern ihre Rechtlosigkeit. Und das
Online-Magazin Sandhanuu entwickelte sich Zug um Zug zum Sprachrohr einer
maledivischen Elite, die sich nicht länger den Mund verbieten lassen will,
berichtet Vincent Brossell von der Menschenrechtsorganisatio Reporter ohne
Grenzen.
They want to express themselves and give views - very different from in
somewhere our standards of journalism - want views of what they can't find
in the local press - that he is under pressure of the authorities. And when
you look at the recent riot in the maledives, you can see, that it is awfull
linked to the lack of freedom of expression.
Sie wollen eine Stimme haben, und Stellung nehmen - irgendwie legen sie
schon ziemlich andere journalistische Standards an als wir- aber: Sie wollen
Stellung nehmen zu den Dingen, die sie gerade nicht in ihrer lokalen Presse
finden. Zum Beispiel auf welche Weise jemand wie der Geschäftsmann Ibrahim
Luthfee unter den Druck der Machthaber gerät. Und wenn man sich die jüngste
Aufregung auf den Malediven anschaut, dann hat sie mit diesem schrecklichen
Mangel an Meinungsfreiheit zu tun.
Im Frühjahr 2002 verhaftet das Regime Ibrahim Luthfee endgültig. Es
verurteilt ihn gemeinsam mit zwei Redakteuren von Sandhaanu zu lebenslanger
Haft. Sie hätten Stories erfunden, die eine schlechte Stimmung zwischen
Regierung und Volk erzeugen könnten, heißt es im Urteil. Außerdem hätten sie
die das Volk gegen die verfassungsmäßige Ordnung aufgestachelt. Gleichzeitig
untersagen die Sicherheitsbehörden das Erscheinen der Online-Zeitung.
Allerdings ohne Erfolg. Sandhaanu wird anonym weitergeführt. So erfährt die
maledivische Öffentlichkeit, dass die Verurteilten auf die berüchtigte
Straflagerinsel Mafushi gebracht wurden. Nach einem Jahr im Straflager
erkrankt Ibrahim Luthfee an einer schweren Augenentzündung. Auf Drängen
seiner Familie entschließt sich die Gefängnisleitung, ihn in auf seine
Kosten in ein Hospital auf Sri Lanka ausfliegen zu lassen. In Colombo nutzt
Ibrahim Luthfee die Gelegenheit zur Flucht und taucht unter.
We can understand, that this man, who was sentenced with three other
people to a very long jail-sentence , managed to escape. His reason was
obviously, that he had no chance to defend him with a correct standard in
terms of Justice. For example they were detained a few weeks before the
trail in secret, without any contact with their family and lawyers. and
after that, it appaers, that the Judge was obviously under the pressure from
the authorities and he gave a political decision and not a decision of
justice.
Man kann verstehen, dass dieser Mann, der zusammen mit drei anderen Leuten
zu einer sehr langen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, alles daran gesetzt
hat, zu entkommen. Er hatte nämlich überhaupt keine Chance, auf einem
korrekten, rechtsstaatlichen Wege Gerechtigkeit zu erlangen. Schließlich
hatten er und seine Kollegen nach ihrer Festnahme erfahren müssen, dass man
sie mehrere Wochen lang an einem geheimen Ort gefangen hielt, ohne dass ihre
Familien oder Anwälte informiert wurden. Später , im Prozess, stellte sich
heraus, dass der Richter eindeutig unter Druck des Regimes stand. Er
urteilte politisch und nicht rechtmäßig.
Amnesty International zufolge hat das maledivische Regime auf Ibrahim
Luthfees Flucht mit einer Welle von Verhaftungen reagiert. Die Touristen auf
der Insel erfuhren davon selbstverständlich nichts. "Sie sind die
Einnahmequelle und die Achillesferse des Regimes", sagt Burkhard Schröder.
Deshalb achte Präsident Maumoon Gayoom streng darauf, dass die Touristen in
ihren exklusiven Freizeitghettos von der Intoleranz des Einparteien-Staates
unberührt bleiben.
Burkhard Schröder : Der herrscht auf den Malediven seit 1978 und
betrachtet das Land als sein Privateigentum und probiert natürlich, sein
Land aus den internationalen Schlagzeilen herauszuhalten, weil er es als
Tourismus-Paradies verkaufen will. Und deswegen ist das Internet für solche
diktatorischen Regimes natürlich extrem gefährlich! Aber : Jetzt ist die
Zahnpasta auch schon aus der Tube; jetzt berichten die Zeitungen darüber,
dass die die Menschenrechte brutal missachten.
Ibrahim Luthfee hat sich kürzlich aus dem Untergrund gemeldet. Er macht sich
Sorgen um die Sicherheit seiner Familie und bat die internationale
Öffentlichkeit, sich für den Schutz seiner Verwandten zu engagieren.
Nachtrag.:
In den Online-Texten von Ibrahim Luthfee gab es neben der Forderung nach
Rechtsstaatlichkeit und Mitbestimmung immer auch einen religiösen Unterton,
eine Sehnsucht nach besseren Muslimen im islamistischen Inselstaat der
Malediven. Seit Luthfees Verhaftung verstärken sich die fundamentalistischen
Akzente in einigen Sandhaanu-Texten. Es könnte sein, dass der Fall Ibrahim
Luthfee auch ein Beispiel dafür ist, wie ein korruptes islamistisches Regime
durch die Missachtung von Menschenrechten sein Volk radikalisiert.