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Der Feind in meinem Kopf

In der Antike sprach man von einem "Ungleichgewicht der Säfte", im Mittelalter von einem Dämon, später dann verdächtigten Ärzte die Erbanlagen und schließlich das Fehlverhalten der Mutter. Für den Geisteszustand psychisch Kranker suchten Menschen im Laufe der Zeit immer wieder nach Erklärungsversuche. Was bewirkt die Schwermut der Depressiven? Warum hören Schizophrene Stimmen?

Von Kristin Raabe | 03.10.2013
    Die moderne Medizin durchleuchtete das Gehirn psychisch Kranker und sequenzierte ihre Gene, doch den Patienten half auch das bislang wenig: Wesentliche Fortschritte in der Therapie gab es schon seit 30 Jahren nicht mehr. Könnte es sein, dass eine alte Spur zum Ziel führt? Bereits zu Zeiten der Spanischen Grippe war Ärzten aufgefallen, dass ungewöhnlich viele Überlebende der Epidemien von1918/19 an Psychosen erkrankten. Auch Infektionen mit anderen Viren, Bakterien oder Einzellern konnten Forscher mit Erkrankungen wie Schizophrenie und Depressionen in Verbindung bringen. Der Verdacht drängte sich auf, dass Mikroben den menschlichen Geist regelrecht umprogrammierten.

    Dann verlief die Spur im Sand, bis einige Forscher vor Jahren die Idee wieder aufgriffen, und schließlich einzelne Psychosen und unklare Schizophrenien mit Antibiotika und Cortison völlig unerwartet und spektakulär heilten. Inzwischen ist die Beweislage erdrückend: Zumindest hinter einem Teil der psychischen Erkrankungen steckt eine fehlgeleitete Immunreaktion.


    "Manuskript zur Sendung:"

    Der Feind in meinem Kopf


    "Weiterführende Links:"


    Seiten des Deutschlandradios:

    Wenn das Denken krankhaft wird
    (Forschung aktuell vom 30.09.13)

    Autist!
    (Wissenschaft im Brennpunkt vom 23.06.13)

    Im Dickicht der Eiweiße
    (Forschung aktuell vom 14.12.11)

    Zeitreisen Zeitreisen - Wenn die Psyche zersplittert *
    (Zeitreisen vom 14.09.11)

    Besser denken
    (Wissenschaft im Brennpunkt vom 14.08.11)


    Links ins Netz:

    Kompetenznetz Schizophrenie

    Uniklinik Magdeburg:Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

    Spiegel: Angriff aufs Gehirn (06.08.12)

    Charitè: Neuer Ansatz bei Demenzerkrankungen (PM v. 18.06.12)