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Der Geiger Georgi Kalaidjiev
Von einem, der auszog, zurückzukehren

Mit klassischer Musik dem eigenen Schicksal entkommen – diesem Ziel hat sich der bulgarische Geiger Georgi Kalaidjiev verschrieben. In seiner Heimat, einem der größten Roma-Viertel Bulgariens, hat er ein einzigartiges Projekt gestartet.

Von Mirko Schwanitz | 26.09.2017
    Georgi Kalaidjiev läuft mit einem Schüler seines Projekts "Musik statt Straße" über einen Zebrastreifen
    Der Geiger Georgi Kalaidjiev mit einem Schüler seines Projekts "Musik statt Straße" (Rolf K. Wegst)
    Georgi Kalaidjiev wurde 1947 in der bulgarischen Stadt Sliven in einem Roma-Viertel geboren. Mit vier Jahren bekam er vom Vater eine Geige. Was folgte, war eine internationale Karriere.
    Zusammenarbeit mit Ennio Morricone
    Mit 26 Jahren wurde Kalaidijev Konzertmeister der "Sofioter Solisten" und tourte mit ihnen um die Welt: Royal Albert Hall London, Carnegie Hall New York, Opera House Sydney … Die "Solisten” verzauberten nicht nur das Publikum, sondern auch den italienischen Komponisten Ennio Morricone. Morricone ließ seine Filmmusiken von ihnen einspielen und widmete Kalaidjiev eine eigene Komposition.
    "Musik statt Straße"
    Seit 1993 lebt Kalaidjiev in Deutschland. Als er 2006 seine Heimatstadt besuchte, war er entsetzt. Der Ort seiner Kindheit ist heute eines der größten Roma-Ghettos in Europa. 25.000 bulgarische, griechische und türkische Roma leben hier auf 400 mal 550 Metern. Kalaidjiev gründete das Projekt "Musik statt Straße", um Roma-Kindern mit einer klassischen Musikausbildung aus dem Kreislauf von Armut und Gewalt zu befreien.